Über das Unvergessen VI
Diese Bilder habe ich im September auf einem kleinem sehr kleinem Friedhof neben den Grundmauern einer Basilika aus dem 6. Jhdt auf einer dalmatischen Insel gemacht. Lange, habe ich gegrübelt, ob ich diese Bilder einstellen darf oder nicht. Ob das ethisch in Ordnung geht. Aber eigentlich wurden ja genau diese Bilder an den Grabsteinen angebracht um diese Menschen dem Verschwinden zu entreissen. Und es funktioniert: Ohne sie gekannt zu habe, entstehen sofort Gefühle und lebendige, wenn auch imaginäre Geschichten im Betrachter - wenn er nur betrachtet!
Soviel hierzu. Ausserdem finde ich die Kunst der Auswahl und Bearbeitung der meist auf Keramik übertragenen Portraits höchst bemerkenswert und in manchen Fällen sogar hypnotisch!
Und drittens faszinierte mich dieser kleine Friedhof ob seiner Historie. Die Stadt hatte im Altertum einmal 30000 Einwohner und die Insel liegt im über Jahrhunderte schwerst geprüften dalamatinischen Inselstreifen, der allein im letzten Jahrhundert sicherlich mehrmals zwangsitalianisiert und wieder zwangsslavisiert wurde, nachdem das österreichische Kaiserreich zerfallen war. Trotzdem sind auf diesem Friedhof fast nur italienische Vornahmen anzutreffen. Viel mehr Frauen; die Männer werden Ihre Gräber oft im Meer und an den Fronten der Kriege gefunden haben.
Thomas Friedt 01/11/2021 9:33
Sieht nicht sehr glücklich aus, die Frau. Ja, all die Lebensgeschichten, die hier begraben liegen - Stoff für tausend Bücher ... LG tf