Über-gewicht
Wenn Mehrheitsverhältnisse in einer Demokratie durch obskure und gewaltbereite Kräfte ins Wanken gebracht werden, gilt es, nicht die Sache an sich, sondern die Demokratie radikal zu verteidigen und zu schützen.
Es verdienen – immer – auch die besonderes Ansehen, die sich in einer Minderheit befinden, sofern ihr Handeln und Denken auf ethischen Grundpfeilern steht. Sie können, wie auch die Mehrheit, Antrieb für Entwicklung und Fortschritt sein, sie können aber auch genauso Beispiel für Fehler und Irrweg sein.
Demokratie kann nie zur vollständigen Zufriedenheit in einer Sache führen, aber für eine Sache ist sie letztlich dennoch die einzige Möglichkeit Anerkennung und Wirklichkeit zu finden.
Eine demokratische Entscheidung wird nicht durch Mehrheiten richtig und Logik ist nicht immer folgerichtig und so bleibt nur, brennend und mit Herzblut, unmissverständlich für eigene Überzeugungen einzutreten und dabei mit Einsicht und Respekt den humanistischen Umgang miteinander zu achten.
bildlich 01/10/2022 15:51
Dachte zwar erst, dass sei ein großer Brokoli mit kleiner Herzkartoffel - muß aber eingestehen, ich war auf dem Holzweg ; )Dein Text sei eine Hausaufgabe für all die, die gerade hirnlos aufbegehren. So sind die Zeiten nicht gerade rosig für den Humanismus, und die da auf dem Vormarsch sind, denen gilt es sich entgegenzustellen.
Gerade musste ich mir wieder völlig unerwartet menschenverachtende Worte zum Thema Hautfarbe anhören. Ich musste natürlich dagegenhalten und habe die ewig Gestrigen darüber aufgeklärt, wie wenig ich ihre Meinung teile und dass sie meine Räume nicht mehr betreten sollen, solange sie derartigen Humbug verbreiten.
lg claudia
pepe k 09/11/2020 22:18
Liebe ANAherzlichen Dank für Deine Zeilen
und den wunderbaren Gedanken.
Ich habe mir dazu noch ein paar Senfkörner zusammen gereimt:
Zu jeder Haltung gibt es wohl Aspekte, die an der Richtigkeit seiner Meinung zweifeln lassen. Das ist gut und auch nötig um, im Ringen um Gewissheit, andere Möglichkeiten in das eigene Denken integrieren zu können oder sie auszuschließen.
Zunehmend beobachte ich (vielleicht auch durch zunehmende Auseinandersetzungen), dass der Vogel des Denkens zusehens in einen Sockel der Weltanschauung gegossen wird. Fantasien, Gedankensplitter, Utopien sollen als Fundament den Argumenten standhalten, die einen Staus Quo zementieren wollen. Zunehmend wird aber auch, aus beiderseitiger Unsicherheit, ein Streitgespräch zu Feindschaft. (hier die Realitätsleugner dort die Trumpisten z.B.)
Nur allzu verlockend, als Absicherung, ist die Hoffnung auf eine Mehrheit die das eigene Denken stützt. Und je komplexer Vorgänge werden, desto vielfältiger werden die Lösungsansätze und plötzlich wird man wie die nervigen Autofahrer, die in einem Stau, ständig zu der Spur wechseln, die sich gerade nach vorne bewegt. Und dabei wird vergessen, dass, bei allen Differenzen, nur der gemeinsame Diskurs, eine gemeinsame Absicht uns bereichert und eine Position finden lässt die uns vereint.
Insgeheim gehen wir immer davon aus, dass Mehrheiten Recht haben und deshalb folgen wir denen die lauter und vehementer schreien. Minderheiten fühlen sich meist diskriminiert, nur allzu oft aus dem Irrtum (oder auch aus der Arroganz der Mehrheit) ihre Meinung wäre der Mehrheit unbequem – nur allzu oft entbehrt sie jedoch jeder logischen, humanen, sozialen, tragbaren Vernunft.
Haltung haben, Lösungen finden sind keine sportlichen Aufgaben. Es sollte nicht darum gehen Erster oder Bester zu sein und im Wettkampf (Mehrheiten) zu gewinnen (auch hier sind wir einem kapitalistischen Denken erlegen) es geht um einen fantasievollen, kreativen Umgang mit Gegebenheiten und (erstmal!) die Beeinflussung des Alltäglichen zu etwas Besonderem.
Mehrheiten bewegen die Masse! Aber die Minderheiten haben eine besondere Verantwortung (s.am Anfang!).
Liebe Grüße, pepe
anatolisches Glühwürmchen 07/11/2020 0:21
Zeitgemäße Symbolik in feiner, abstrakter Ästhetik.Dass Demokratie auch heißt, Minderheiten mitzudenken und Vielfalt zu respektieren, wird heute mehr denn je in Frage gestellt. Im Grunde gehört jede*r gleichzeitig in irgendeinem Aspekt zu einer Mehrheit und zu einer Minderheit. Max Czollek schreibt in seinem sehr lesenswerten Buch "Gegenwartsbewältigung", dass unsere individuellen Positionen in der Gesellschaft stets zwischen Handlungsmacht und Verletzbarkeit pendeln". Das impliziert, dass jede*r seine*ihre individuelle Handlungsmacht gegen Diskriminierung anderer einsetzen kann auch wenn sie nur begrenzt ist.
Dies wäre ein Akt der Solidarität und ein Beitrag zu einer friedlicheren und respektvollen Gesellschaft.
Danke für dieses, übrigens auch sehr schön gerahmte Bild und dein wichtiges Statement.
Ganz herzliche Grüße, Ana
w.marin 20/10/2020 17:05
lob der symolischen fotografie. toller text/foto auch.herzliche grüße werner
sonnenlicht 19/10/2020 11:03
abstrakt und bestens! vGThomas Friedt 18/10/2020 19:13
Gerade in der heutigen Zeit sind deine Zeilen Balsam. Daneben verkommt das Foto fast zur Nebensächlichkeit. LG tf