Wölfe in Berlin - Siesta zu Mittag
Mit den Augen eines Wolfes
Seit den Zeiten, als nur Sonne und Mond uns Licht gaben, kannte ich Dich. Aus den riesigen und undurchdringlichen Wäldern heraus beobachtete ich Dich. Ich war Zeuge, als Du das Feuer bändigtest und fremdartige, neue Werkzeuge machtest.
Von den Kämmen der Hügel und Berge aus sah ich Dich jagen und beneidete Dich um Deine Jagderfolge. Ich fraß Deine Beutereste und Du fraßt meine Beutereste.
Ich lauschte Deinen Gesängen und sah Deinen Schatten um die hellen Feuer tanzen. In einer Zeit, so weit zurück, daß ich mich kaum mehr erinnern kann, schlossen sich einige von uns Dir an um mit Dir an den Feuern zu sitzen. Sie wurden Mitglieder Deines Rudels, jagten mit Dir, beschützten Deine Welpen, halfen Dir, fürchteten Dich, liebten Dich.
Und für sehr lange Zeiten lebten wir so zusammen, denn unsere Wesen waren sich sehr ähnlich. Deswegen hast Du die Zahmen von uns adoptiert. Ich weiß, einige von Euch respektieren auch mich, den Wilden. Ich bin ein guter Jäger. Auch ich respektierte Dich. Auch Du warst ein guter Jäger. Ich sah Dich oft gemeinsam mit den Zahmen Beute erlegen.
In jenen Zeiten gab es alles im Überfluß. Es gab nur wenige von Euch. Die Wälder waren groß. Wir heulten zusammen mit den Zahmen in der Nacht. Einige von ihnen kehrten zu uns zurück, um mit uns zu jagen. Einige von ihnen fraßen wir, denn sie waren uns zu fremd geworden. So lebten wir zusammen für lange, lange Zeiten. Es war ein gutes Leben.
Manchmal stahl ich von Deiner Beute, und Du stahlst von meiner Beute. Erinnerst Du Dich, wie Dein Rudel hungerte als der Schnee hoch lag? Du fraßt die Beute die wir erlegt hatten. Das war unser Spiel. Das war unsere gegenseitige Schuld. Manche nannten es ein Versprechen.
Wie viele der Zahmen aber wurdest auch Du uns immer fremder. Wir waren uns einst so ähnlich, aber jetzt erkenne ich einige der Zahmen nicht mehr und ich erkenne auch einige von Euch nicht mehr. Du machtest auch die Beute zahm. Als ich begann, Deine zahme Beute zu jagen (es waren dumme Kreaturen auf die die Jagd keine Herausforderung war, aber die wilde Beute war verschwunden), jagtest Du mich und ich verstand nicht, warum.
Als Deine Rudel immer grösser wurden und begannen, gegeneinander zu kämpfen, sah ich Eure großen Kriege. Ich fraß jene, die Du erschlagen hattest. Dann jagtest Du mich noch mehr, denn für mich waren sie Nahrung, aber Du hattest sie getötet.
Wir Wilden sind nur noch wenige. Du zerstörtest unsere Wälder und brachtest viele von uns um. Aber ich jage immer noch und füttere meine versteckten Welpen, wie ich es immer getan habe. Ich frage mich, ob die Zahmen eine weise Wahl trafen, als sie sich Euch anschlossen. Sie haben den Geist der Wildnis vergessen. Es gibt viele, viele von ihnen, aber sie sind mir so fremd.
Wir sind nur noch wenige und ich beobachte Dich immer noch, um Dir auszuweichen.
Ich denke, ich kenne Dich nicht mehr länger.
(Aus Jim Brandenburg´s Buch "Brother Wolf")
Christoph Schrenk 02/11/2006 18:07
@ HeideNe den hatte ich noch nicht den Link danke dir tausend mal dafür.
lg
Chris
Heide G. 01/11/2006 11:57
Ein schönes Bild und ein wunderbarer Text!Chris hatte ich dir schon diesen Link geschickt?:
http://www.wolfswelten.de/
Viele Grüsse
Heide
Erika Fröhleke 31/10/2006 9:05
ein wunderbarer text zu deinem schönen foto,macht richtig nachdenklich.gratuliere dazu!!!
lg erika
Anke Jesberger 30/10/2006 19:29
Ein ganz tolles Foto und ein wunderbarer Text, der Meinung von Anna kann ich in allem nur zustimmen, man sollte wirklich anfangen darüber nachzudenken was wir der Natur berauben....LG
Anke
N. Claudia 30/10/2006 5:33
lieber chris, dein text ist sehr aussagekräftig... man sollte wirklich einmal darüber nachdenken.. sehr schön geschrieben.dein foto mit den wölfen ist schön fotografiert. sie schaune schon noch ein wenig argwöhnisch und irgndwie in lauerstellung. die die farben und das licht sind gut! mir gefällt dein bild das sehr gut zu deinem text harmoniert.
ich wünsche dir einen guten start in die neue woche und lg. claudia
Carolina J. 29/10/2006 22:48
Gefällt mir tierisch gut!LG Caro
Christoph Schrenk 29/10/2006 20:02
@ SvenHabe nun alles unötige (was mir auch leid tut) herausgenommen und hoffe der Text ist nun verständlicher zu lesen
lg
Chris
Sven Karsten Greiner 29/10/2006 19:58
Das Bild ist schön, der Text sooooo lang, da brauch ich noch ein bisschen ^^LG Sven