Zu Besuch bei einer der über 50 nationalen Minderheiten Chinas, den Aini, einer Untergruppe der Hani
Auszug aus unserem Reisetagebuch - Nach Anfrage dürfen wir eine Familie besuchen. Die Oma kommt strahlend aus dem Haus gelaufen, begrüßt jeden einzelnen mit Händeschütteln und freut sich sichtlich über unseren Besuch. Wir folgen ihr über die Holzstiege in die Wohnetage. Eine junge Familie befindet sich dort auf einem offenen Teil im Freien und bereitet Essen vor. Der Mann schneidet Fleisch, die junge Frau hält Bananenblätter zum Füllen bereit, ein gerupftes Huhn liegt in einer Schüssel. Offenbar befinden wir uns in einer Art Freiküche. Die Oma führt uns in einen sehr dunklen Wohnraum, der nur durch ein offenes Feuer erhellt wird. Keiner versteht ein Wort, aber die Oma „unterhält” sich prächtig mit uns, strahlt und lacht. Wir überreichen ein Souvenir oder etwas Geld, was jeder gerade so bei sich hat. Sie bedankt sich überglücklich und jeder wird bei der Verabschiedung umarmt. Es sind sehr freundliche Menschen und der Ort ist sauberer als anderswo. Wie Liu, unser Guide, uns später erzählt, hatte die alte Frau noch nie Europäer gesehen und ist sehr stolz, dass wir gerade sie besucht haben.
Die „Nationalen Minderheiten” leben vor allem in den unwirtschaftlicheren Gegenden Chinas. Ab 4.000 Menschen gelten sie als eigenständig mit eigener Kultur, Sprache und Schrift, soweit sie solche besitzen. Sie werden offiziell anerkannt und bekommen - zumindest theoretisch - nach der Verfassung bestimmte Rechte garantiert, etwa ihre eigenen Sitten zu pflegen oder nach eigenen Sitten zu leben. Doch bis heute sehen die Han-Chinesen, welche 90 % der Gesamtbevölkerung ausmachen, gerne auf die anderen Völker herab und betrachten ihre Lebensstile lediglich als Folklore.
J. Meyer 26/04/2014 2:18
Sehr gut beschrieben !gruß, juergen