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Mit 10 einfachen Regeln werde ich Profifotograf ! - so wurds mir schon in der Schule beigebracht

Zur Vorbereitung auf meine Karriere als Profifotograf muss ich lediglich die zehn einfachen Regeln beachten:

1. Ich kaufe mir die beste, teuerste und neueste Kamera, die ich derzeit bekommen kann. Was wirklich gut ist, sagen mir Vollprofis in Fotografieforen. Die haben schon so viele Ziegelwände, Lineale und Hauskatzen fotografiert, dass sie es wissen MÜSSEN.

Geheimtipp: Ich erkenne einen ambitionierten Digitalfotografen der auch wirklich Bescheid weiß daran, dass er immer nur 200% Ansichten seiner Bilder an der Wand hängen hat - denn nur dann sieht man, wie gut Kamera und Objektiv wirklich sind. Außerdem waren sie alle schon fast einmal mit einem HDR- oder Tröpfchenbild in der Galerie bei fotocommunity.de

2. Ich sage jedem, dass ich jetzt Profifotograf bin. Ich hab es einfach drauf, seit ich mir vor 12 Monaten meine Kamera und “Digitale Fotografie for Dummies” gekauft habe. Ich schmeiß ein bisschen mit Fachkauderwelsch wie Vollformatsensor, Brennweitenverlängerung, chromatische Aberration oder Highkey um mich und ihr werdet es mir auch glauben. Ob ich damit selbst was anfangen kannst, ist eher zweitrangig.

Geheimtipp: Falls man mich einmal bei einer Wissenslücke ertappen sollte (die ich ja zweifelsfrei habe), antworte ich einfach mit: “Manches wird auch einfach überschätzt …” - das passt fast immer und ich laufe nicht in Gefahr in die Kategorie “gefährliches Halbwissen” gesteckt zu werden, denn da tummeln sich schon die anderen.

3. Ich lese jedes Fotobuch, das ich bekommen kann, denn dadurch lern ich auch zu fotografieren! Das ist viel wichtiger als selbst Fotos zu machen und Erfahrung zu sammeln Die Anleitungen in den Büchern kann ich gleich als Ideen-Preset nutzen, dann brauch ich mir keine eigenen Gedanken machen. Besser gut geklaut, als schlecht selbst gemacht! Geige lernt man auch, wenn man Bücher darüber liest - ehrlich!
Als Alternative stell ich mir die Bücher zumindest ins Regal, damit andere sehen, dass ich Ahnung von Fotos hab.

Geheimtipp: Unter keinen Umständen die Bedienungsanleitung der Kamera lesen, das verwirrt mich nur und wozu gibt es denn das Automatikprogramm!?

4. Ich besorg mir die allerneueste (und wirklich nur die!) Photoshop CS4 XXL Pro Version. Die gibts doch in jeder dunklen Ecke im Internet kostenlos zum Download! Ich wundere mich nicht über die Mengen an Menüs und Paletten, denn die brauch ich eh nicht. Meine Bilder brauchen keine Nachbearbeitung, denn sie sind so perfekt, wie sie auf der Speicherkarte sind! Allerdings sollte ich mir alles an Plugins ziehen, was ich bekommen kann.

5. Ich bin Profi, also kann ich alles! Es ist egal ob ich Portraits, Landschaft, Architektur, Food, Reportage, Hochzeit, Akt, Produktfotografie oder sonstwas mach, denn Foto ist Foto! Die anderen sind nur so dumm und lassen sich Aufträge durch die Lappen gehen, weil sie darauf angeblich nicht spezialisiert wären. Ich weiß aber: Sie können es nur nicht!

Geheimtipp: Nie so armseelig werden und nie zugeben, dass man etwas nicht könne.

6. Ich gehe Restaurant- und Barbesitzern, Galeristen und dem Bankvorstand so lange auf die Nerven, bis die mich endlich meine Fotos ausstellen lassen (auch wenn sie nur ihre Ruhe vor mir haben wollen)! Ich mach kleine Preisschilder mit umso größeren Zahlen an die Bilder, denn nur was teuer ist, ist auch etwas wert!

Geheimtipp: Ich penetriere auch gleichzeitig das lokale Käseblatt. Mit der Presse auf meiner Seite hab ich es auch gleich schwarz auf weiß, dass ich es drauf hab und kann es denen unter die Nase halten, die mein Werk nicht so toll finden.

Extra-Geheimtipp: Ich lade möglichst viele Freunde und Verwandte zu meinen Ausstellungen ein, denn die trauen sich oft nicht zu gehen, ohne etwas gekauft zu haben!

7. Ich verbringe viel Zeit in Internetforen um über Bilder und Equipment zu diskutieren. Ich betone hier auf jeden Fall, dass ich Profi bin und daher weiß, wo der Hase läuft.
Wichtig dabei: Ich ignoriere Anfragen nach Kostproben meiner eigenen Bilder - die wollen mich nur kopieren und sind neidisch! Außerdem: “Um ein faules Ei zu erkennen, brauche ich keine Eier zu legen!”. Beim Bild selbst kann ich mir Unsicherheiten erlauben, jedoch nie bei den technischen Daten meiner Kamera - die müssen sitzen!

Geheimtipp: Netzwerke bilden! Ich treffe mich mit anderen Profianwärtern in meiner Region und hau’ richtig auf die Kacke, damit die Idioten merken, wo der Frosch die Locken trägt und dass sie von mir noch viel lernen können. Opfer finde ich auch bei myspace oder StudiVZ. Dass darunter nie echte Profis sind, sollte mich nicht verunsichern - die haben nur Angst! Mit ausreichend Schleimern um mich herum wird mein Wort und meine Kunst automatisch unters Volk getragen!

8. Um mich vom fotografischen Fußvolk abzusetzen, sollte ich immer betonen, dass ich Künstler bin, denn dann wird mir viel verziehen - unscharfe und verrauschte Bilder mit unglücklichem Zuschnitt sowieso. Außerdem impliziert dies automatisch Profiqualitäten, denn Künstler wird nur, wer die handwerklichen Aspekte des Schaffens bereits verinnerlicht und ausgereizt hat. Darum kann das unscharfe Bild auch kein Zufall sein, sondern ist sorgfältig komponiert.

Geheimtipp: Als Fotokünstler sollte ich immer ein entsprechendes Outfit tragen, dass meinen Kunstanspruch unterstreicht. Rollis und weiße Leinenhosen sind da sehr brauchbar, aber auch exotisches Equipment wie Leica und Olympus oder angefettete Haare helfen dabei ungemein.

9. Seit ich begonnen hab diesen Text zu schreiben, sind bestimmt 6 Minuten vergangen - da schau ich mich gleich mal um, ob es nicht schon wieder ein neues Kameramodell gibt, das einfach noch bessere Bilder macht. Aber Obacht: Bei Digitalkameras verhält es sich meistens nicht wie bei den Autos! Kleine Modellbezeichnungen wie Nikon D3 oder Canon EOS 1D meinen dabei die Topmodelle, also genau umgekehrt wie z.B. beim Audi A3 und A8. Du erkennst das aber auch ganz einfach am Preisschild und an der längeren Ausstattungsliste - da verhält es sich wieder wie beim Auto.

Geheimtipp: Was bei Autos funktioniert, triff auch auf Kameras zu. Diese sind der Beweis nach außen, dass ich etwas bin und etwas kann. Ich lass mir nicht so einen Schwachsinn wie “""""Schwanzverlängerung”""""" einreden. Übrigens kann man teuere Kameras auch leasen - genau wie beim Porsche!

10. Sobald ich diese zehn Tipps beachte und 1 bis 2 Jahre rumfotografiert hab, also die Hochzeit einer Schwester, Rundumansichten meines Stubentigers, mein Freund beim Duschen, das Rübenfeld hinterm Haus und auch immer schön alle fotografischen Trends kopier, ist es auf jeden Fall höchste Zeit mich selbstständig zu machen! Ich schmeiß meinen sicheren Job weg, denn ich hab ja nun schon 3 sichere Aufträge - zumindest ziemlich sicher und meine Cousine heiratet ja auch demnächst und braucht Fotos. Ab jetzt mach ich nur noch, was mir Spaß macht und was ich wirklich kann. 3-4 Aufträge im Monat für 1000€ pro Einsatz und den Rest der Zeit: Halligallidrecksaufete und angesehener Künstler sein, mit dem sich alle schmücken.



Es ist nicht so, dass ich an diesem Masterplan zweifle aber zur Not hab ich dann doch lieber einmal 2008 eine Ausbildung zur Fotografin angefangen!


;-)

so far
Vanessa

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