(002) der Laptop wird zugeklappt
Es ist heiß, sehr heiß, der Sommer ist vorbei, die verregneten Sommertage und erst jetzt komme ich ins Schwitzen. Vielleicht schwitze ich, weil ich jetzt losziehe, weil ich meine Romanhelden, diese immergeilen Schönlinge, denen die armen aber willigen Mädchen zu Füßen liegen, so ganz alleine lasse. Sollen die doch auf anderen Buchseiten ihr Leben weiter in die Träume der Hausfrauen bringen.
Ich mache es anders als diese von mir erdachten Gestalten, ich suche die reichen Mädchen, die willig in meine Arme sinken und mir das zeigen, über das ich in wattigen Romanen geschrieben habe. Noch ein Gummibärchen, die Firma wird mich als Konsument vermissen, ich ziehe los, lasse meine Romanhelden alleine und verzichte auf Gummibärchen. Kondome muss ich mir besorgen, duschen muss ich, rasieren wäre auch nicht schlecht. Mein Spiegelbild kenne ich gar nicht mehr, es hat mich eine Romanlänge nicht mehr angesehen.
Noch ein Espresso, eine Zigarette, ein letztes Nachdenken über das Locken der Weiber, die ich finden will. Nein, nicht ich will sie finden, sie werden mich finden, ich bin überzeugt.
Meine Haare sind noch fast alle da, ich kann es fühlen. Jedenfalls auf dem Kopf sind sie noch alle da. Der Rest bleibt oder wird rasiert. Willigkeit wird durch Haare gefördert. So habe ich es jedenfalls in meinen Romanen geschrieben, Hausfrauenbriefe, Leserbriefe haben es mir bestätigt, es kann nicht falsch sein. Glatte, schöne Körper will ich fühlen und ich bin nicht der Briefträger, nicht der Gärtner, dem sich die Frauen meiner Romanhelden vor die Füße werfen. Ich bin was ich bin, ein Mann mit Erfahrung im Schreiben und Wünschen, die seit ungefähr fünftausend Seiten immer weiter in meine Lendenregion gewandert sind.
Noch ein Espresso, noch eine Hand voll Gummibärchen, es ist gar nicht so leicht den Balkonarbeitsplatz zu verlassen und auf die Straße zu gehen, über die ich geschrieben habe, die mir unbekannt ist. Ein lustvolles Weib, wundervolle Beine, Brüste, die genau in meine Hände passen, ein Lachen suche ich. Bis jetzt war ich das arme Würstchen, das den lustgetriebenen, reichen Jünglingen die gierigen, wunderschönen Mädchen auf die Lenden geschrieben hat. Jetzt wird das Leben mir die Mädchen auf die Lenden schieben.
Ich habe eine Zeitung über das Fotografieren gelesen, bin nicht schlauer geworden, weiß nicht wie ich meinen Weg festhalten werden, kann meine Kamera, die Holga, nicht in der Zeitung wieder finden, werde doch das zeigen, was ich sehe, kann meinen Enkeln und Urenkeln später einmal meinen Weg zeigen oder mich ganz still, ganz leise an meinen Weg erinnern, die Bilder noch einmal sehen, die ich ab jetzt erleben werde.
Wer ich bin, steht im Profil.
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EM. G. 10/09/2005 23:55
ein wanderer bist du...ein suchender....wir werden sehen! deine geschichte beginnt, spannend zu werden! ein weib wird dich finden....bin gespannt und neugierig auf die fortsetzung! M.Christian Mueller 09/09/2005 21:31
*hinsetz* und *weiterlausch*Christian ...und mögen Deine Lenden genug Futter bekommen *fg*
Laura Kohlrabi 09/09/2005 11:43
Aha, ein Schatten-Fan. Dazu empfehle ich die Lektüre "Lob des Schattens" von Junichiro Tanizaki.