1. von 8 Kapiteln eines Romans, in .....
....... dem, wie in jedem Roman, an irgendeiner Stelle die Szene kommt, wo einer aus den Fenstern eines fahrenden Zuges schaut und .....
Werner Schwagersberger: Eigth Blue Songs
Kapitel 1: FRANZ SCHIEDS
Willy erlebte diesen Tag wie so manchen anderen. Und die Zweige seiner alten Linde rauschten nicht, denn es war März. Dieser Baum stand schon ewig lange in Altona, an derjenigen und derselben Stelle, an der Willy seine erste Zigarette probiert hatte. Nie in seinem Leben hatte er sich das Rauchen angewöhnt. Die Linde war alt geworden und ihre Würde zeigte sie auch in ihrem nun blattlosen Zustand. Willy fühlte dies tief von innen heraus.
Willy erlebte diesen Tag wie die drei/vier terminvollen Tage davor. Morgens lag Rauhreif und nachmittags kam schon die sommerliche Wärme. Auf den Straßen war der Asphalt regelrecht trocken. Die Reifen des Porsches hatten spürbar festen Grip – dies bemerkte und reflekierte Willy, als er in der Stresemannstraße vor der roten Ampel hielt, die den Verkehr für diejenige Nebenstraße regelte, an der ehemals das Kühne-Gelände gewesen war.
Was war ihm nun vergönnt, was stand ihm bevor? Termine zählten in diesen Tagen für ihn nicht.
Was zählte, war die morgentliche Kühle, wenn er ins Auto stieg, und am Abend das warme Gefühl in den alten Halbschuhen, die so wunderbar passten und die er allabendlich so gerne auszog, und die Strümpfe dazu, um dann auf den kühlen Böden seines Hauses die Wege vom Briefkasten zur Wohnzimmercouch und vom Keller zur Terrasse zu gehen.
Als nun die Ampel von Rot auf Gelb und dann auf Grün sprang, drängelte der blaue Nissan hinter ihm. Willy startete langsam-anfahrend, um dann eher 40 als 60 zu fahren. – Bald war er auf der Lombardsbrücke und schaute links und rechts auf den Wasserspiegel der Alster, der glatt da lag. Er fuhr nun eher schneller weiter. Die Zeit verging, er hatte jetzt kein Ziel, er ließ sich gehen und fuhr spontan in sich anbietende rechte und linke Nebenstraßen, um in die inzwischen immer öfter schon ausgeleuchteten abendlichen Wohnungen zu schauen. Er nahm eine Athmosphäre wahr, die nur so und hier zu erspüren war. Aus den Wohnungen, deren Bewohner er nicht kannte, spülte eine Abendstimmung in das Innere seines Fahrzeuges, die ihn irgendwann in den Osten Hamburgs stadtauswärts fahren ließ. Willy fuhr in die Nacht.
Nach nur einer knappen Stunde war es dunkel und Willy war in Braak und parkte in einer anderen Straße. Willy saß noch zehn Minuten im Wagen, die Fenster heruntergekurbelt, die würzige Luft des Abends außerhalb der Stadt schien auch ihn zu durchströmen, als sie ins Wageninnere vordrang. Die letzten hundert Meter ging Willy zu Fuß, er wollte nicht direkt vor dem Haus parken. Er schloss die Haustür auf, es war das Haus seines besten Freundes, den er seit seiner Schulzeit kannte: Martin.
Martin war auf den Malediven, wo er eine Hotelkette betrieb. Willy durfte jederzeit in Braak sein. Willy liebte die Einsamkeit dieses Domizils, insbesondere, weil er nur im Dunkeln kam und niemanden in Braak je kennengelernt hatte. Auch Martin kannte hier niemanden und niemand aus Braak kannte Martin.
Willy ließ die Heizung aus und bereitete ein Feuer im Kamin vor. Er war hier gern allein. Er presste in der Küche 5 Apfelsinen aus dem Kühlschrank aus und trank die zwei großen Gläser kühlen Orangensaft während er den Spiegel durchblätterte. Dann schaute er das Video „Monday-Child“, die Biografie von Franz Scheids, einem unbekannten Schriftsteller, der aber in seinem Freundeskreis in den Dreißiger Jahren gerne gelesen worden war und der ein kleines Werk hinterlassen hatte: Vier Romane, zwei Gedichtbände und ein fiktives Tagebuch. Der Film, ehemals auf 16mm gedreht, jetzt auf Video, bearbeitete die tatsächlichen Begebenheiten aus dem Leben von Franz Scheids, aber es waren dazu noch alle Texte des fiktiven Tagebuches in die Handlung eingewoben worden, so dass Willy mit jedem Male, wenn er diesen Film erneut anschaute, immer weniger die Einschmelzung der Fiktion in die reale Biografie wahrnahm. Das machte für ihn den Reiz und den Wert dieses Filmes aus.
Am Kaminfeuer las Willy noch einmal in Franz Scheids „Die Wasser-Mühle an der Rotbuche“, der fiktiven Tagebuch-Vorlage zu diesem Film und
nahm die jeweiligen Kapitel immer mehr als Bilder wahr, die jeweils stellvertretend für etwas anderes, für die Klarheit des Hintergrundes des jeweiligen Geschehens, standen. Willy genoss diesen ruhigen Abend
intensiv. Die Tage davor hatten ihn mit vielen, zu vielen, Menschen in Kontakt gebracht – und die folgenden Tage in Frankfurt an der Oder würden nicht minder voller Trubel, voller Termine und voll des städtischen Temperamentes sein, das Willy einerseits wollte aber vor dem er andererseits floh, wann er nur konnte.
Kapitel 2: ERNST
Der erste Morgen in Braak war die Ausnahme schlechthin.
Noch nie vorher ...........
taradi 01/04/2012 23:29
ein Bild das Bände spricht ~ Roman pur !Bernd Osthoff 29/11/2008 11:33
das Leben ist wie Zugfahren....+++++
ganz stark von DIR, Werner
+++++
LG Bernd
jahn katja 25/11/2008 0:21
he, werner,könntest du mal bitte durchstellen, wenn da sowas interessantes bei dir auftaucht?
wir haben auch noch andere dinge zu tun :)
ich verpass hier immer die hälfte!
gruß k
Willi Thiel 24/11/2008 21:06
ich brauche demnächst eine lesebrillejo das ist ernst gemeint
aber ich habs noch geschafft
werd ja allmählich auch nur älter
bin ja nicht gerade die leseratte,aber hier mach ich mal ne ausnahme.
am liebsten hätt ich ja die fortsetzung als hörbuch
werds mal weiterverfolgen
willi ohne y hinten
Inge Striedinger 23/11/2008 21:43
Also .... wenn es spannend wird, hörst Du auf! :-)))Ich habe die Einleitung mit Genuss gelesen, sie macht eben neugierig ... könnte das Deine Biografie sein?
Der Blick aus der Bahn auf dem Weg zu diesem Haus in Braak ist vielversprechend. Ab jetzt warte ich auf Fortsetzung ...
Lieben Gruss und eine schöne neue Woche
Inge