Hannes Gensfleisch


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1517 • Bernhard Strigel | Conrad Rehlinger und seine acht Kinder

München, 15. August 2012


1516 • Bernhard Strigel | Kaiser Maximilian und seine Familie
1516 • Bernhard Strigel | Kaiser Maximilian und seine Familie
Hannes Gensfleisch


1459 • Kaiser Maximilian I.
1459 • Kaiser Maximilian I.
Hannes Gensfleisch

Commenti 8

  • Hannes Gensfleisch 24/11/2015 0:12


    @ Lucy:

    Da muss ich Dir ein wenig widersprechen.
    Das Problem der Kinder als kleine Erwachsene
    ist doch eher im frühen Mittelalter zu verorten.

    »In dieser Zeit«, also in der Renaissance,
    hat man sich hingegen schon sehr ausgiebig
    mit den Proportionen auseinandergesetzt:
    Leonardos Vitruvianischen Menschen kennst Du,
    es gibt von ihm aber auch Studien über Kinder.
    Die Vitruvianische Frau
    Die Vitruvianische Frau
    Hannes Gensfleisch

    Und in Deutschland hat sich Dürer recht intensiv
    mit dem Thema beschäftigt. In seiner 1528 erstmals
    erschienen Proportionslehre ist diese Zeichnung zu finden:
    http://www.babenberg.de/kunstkarten/1528_06_gross.html
    Strigel hat es da vielleicht etwas weniger genau genommen,
    aber »kleine Erwachsene« sind seine Kinder sicher nicht.
    Ich hab' mal den Vater Conrad und seinen jüngsten Sohn
    (der übrigens David hiess ;–)
    auf gleiche Höhe gebracht, da sieht man das deutlich:
    Bernhard Strigel | Conrad und David Rehlinger
    Bernhard Strigel | Conrad und David Rehlinger
    Hannes Gensfleisch

    Ein anderes Ding sind die auch damals oft noch
    falschen Darstellungen des Jesusknaben. Da sollte aber
    ganz bewusst Jesus nicht als hilfloses kleines Baby,
    sondern schon im Hinblick auf seine spätere Rolle
    als Welt-Erlöser gezeigt werden.
  • Lucy Trachsel 23/11/2015 19:00

    In dieser Zeit wurden die Kinder wie kleine Erwachsene dargestellt, d.h. ihre Köpfe sind im Verhältnis zum Körper zu klein. Du weisst bestimmt, wer Kinder erstmals in realistischen Proportionen zeigte.
  • Andreas Boeckh 23/11/2015 17:34

    Jetzt sind keine Fragen mehr offen.
    Dass alle acht Kinder zum Zeitpunkt des Gemäldes am Leben waren, ist in der Tat ungewöhnlich.
    Andreas
  • Hannes Gensfleisch 23/11/2015 2:15


    Und dies in der NDB (im Zweifelsfalle seriöser als Tante Wiki):

    »Als erster Vertreter der Familie wird 1302 Ulrich „von Rochelingen“ als Bürger von Augsburg genannt. Wappen und Grundbesitz weisen auf eine Herkunft aus der wittelsbach. Ministerialität hin. Im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit war die Familie in mehreren Linien in Augsburg vertreten und gehörte 1538 zu den sieben „alten Geschlechtern“ der Reichsstadt. Mit Konrad (II) († 1380), der seit 1356 dem Augsburger Rat angehörte und 1367-79 viermal zum Stadtpfleger bzw. Bürgermeister gewählt wurde, traten die R. erstmals auch politisch in Erscheinung. Ulrich (VII) († 1547), der 1521-36 abwechselnd als Bürgermeister und Baumeister amtierte, trug als überzeugter Zwinglianer maßgeblich zur Etablierung dieser Glaubensrichtung in Augsburg bei. Hingegen trat Wolfgang († 1557), 1534-41 viermal Bürgermeister, für die luth. Richtung der Reformation ein. Angesichts wachsender Opposition gegen seine Politik im Rat lehnte Wolfgang 1543 die erneute Wahl zum Bürgermeister ab und zog 1544 nach Straßburg. Im Gegensatz zu Ulrich und Wolfgang sprach sich der Ratskonsulent Dr. Hans († 1537/38) gegen die Reformation aus. Nach der von Ks. Karl V. oktroyierten Verfassungsreform von 1548 und der Restitution des kath. Gottesdienstes in Augsburg gelangten mehrere Angehörige altgläubiger Zweige der Familie in das Amt des Stadtpflegers: Heinrich (1509–75) 1549-75, Anton Christoph (1519–89) 1575-89 und Quirin (1540–1605) 1596-1604.

    Auf wirtschaftlichem Gebiet erlangten die R. durch Fernhandel, Montan- und Finanzgeschäfte erhebliche Bedeutung. Nach Hinweisen auf Aktivitäten im Weinhandel (um 1330) und auf eine Zusammenarbeit mit den Familien Dachs und Egen vor 1400 ist im 15. Jh. eine Familienhandelsgesellschaft unter der Leitung des mehrfachen Bürgermeisters Ulrich (V) († 1481/82) belegt, deren Verbindungen nach Wien, Salzburg, Venedig, Freiburg (Uechtland), Frankfurt/M., Nürnberg und Lübeck reichten. Von Nürnberg aus, wo mehrere Söhne Ulrichs tätig waren, schaltete sich die Firma in Finanzgeschäfte zwischen Skandinavien und der Kurie in Rom ein. In der ersten Hälfte des 16. Jh. traten Wilhelm († 1551), der um 1507 Beziehungen nach Spanien, Portugal, Italien und den Niederlanden pflegte, und Jakob († 1571), der um 1535 in venezian. Geld- und Luxuswarengeschäften engagiert war, als selbständige Kaufleute in Erscheinung. Konrad (VIII) († 1553) gehörte 1503-31 der Grander-Rehlinger-Honold-Gesellschaft an und übernahm nach dem Ableben des Teilhabers Andreas Grander († 1531) offenbar die Firma. Nach seinem Tod hatte sein Sohn Hieronymus (I) (1511-81), der 1550 als Teilhaber belegt ist, die Firmenleitung inne. Hieronymus unterhielt u. a. Geschäftsbeziehungen nach Köln, Antwerpen, Venedig, Neapel, Danzig, Lyon und Paris. Seit 1562 versteuerte er eines der größten städtischen Vermögen, 1581 wurde sein Nachlaß mit annähernd 160 000 Gulden bewertet. Die Leitung der Gesellschaft ging nach seinem Tod an seinen Sohn Markus (IV) (1539-1601) über; dessen Beziehungen reichten in den letzten beiden Jahrzehnten des 16. Jh. bis nach Venedig, Paris und Breslau, er war im Gewürzhandel zwischen Lissabon und Hamburg tätig und vergab Darlehen an mehrere oberdt. Reichsstädte. Markus' Sohn Marx Konrad (1575–1642), der bedeutendste Unternehmer der Familie, wurde nach seiner Heirat mit Magdalena (1602), einer Tochter des Montangroßhändlers →Wolfgang Paler d. J. (1545–1624), Geschäftsführer im Unternehmen seines Schwiegervaters und übernahm nach dessen Tod die Pacht der Kupferproduktion im slowak. Neusohl, liquidierte diesen Unternehmenszweig aber nach einigen Jahren. Das europaweite Netz seiner Geschäftsverbindungen schloß neben Venedig, Lyon und Hamburg auch Amsterdam und London ein, wo er seit etwa 1628 große Summen in überseeischen Handelsunternehmen (Niederländ. Ost- u. Westindienkompanien, engl. Guineahandel) anlegte. Sein Vermögen um 1629 wird auf mindestens 600 000 Gulden geschätzt. Aufgrund seiner Kontakte zu prot. Fürsten wurde auf dem Höhepunkt des 30jährigen Krieges 1630 gegen Marx Konrad, der sich bereits 1629 in die Schweiz abgesetzt hatte, ein ksl. Mandat erlassen und die Konfiskation seines Besitzes im Reich verfügt. In der Folgezeit war er als Finanzier und Berater Hzg. Bernhards von Weimar und der schwed. Regierung in Frankfurt tätig.

    Die R., die zahlreiche Eheverbindungen mit Augsburger Patrizier- und Kaufmannsfamilien (u. a. Gossembrot, Langenmantel, Fugger, Welser, Baumgartner, Manlich), aber auch mit Angehörigen des Landadels eingingen, stehen nicht nur beispielhaft für die konfessionelle Spaltung der Augsburger Führungsschicht, sondern auch für die Vielzahl möglicher Karrierewege innerhalb des reichsstädtischen Patriziats: Neben kaufmännisch und politisch aktiven Persönlichkeiten brachten die R. im 16. und 17. Jh. zahlreiche Juristen, Geistliche, Offiziere, Hofbedienstete und Verwaltungsbeamte hervor. In diesem Zeitraum befanden sich auch eine Reihe von Landgütern im Umland von Augsburg (u. a. Hainhofen, Haldenberg, Horgau, Kleinkitzighofen, Leeder b. Landsberg, Nordendorf, Pfersee, Radau) in ihrem Besitz. Das von Bernhard Strigel 1517 gemalte Porträt des Großkaufmanns und Ratsherrn Konrad (VIII) und seiner acht Kinder (heute München, Alte Pinakothek) und der von Daniel Mauch um 1520 angefertigte Schnitzaltar (heute in d. Kapelle v. Bieselbach b. Augsburg) sind herausragende Beispiele für das Mäzenatentum der R.«
    (Häberlein, Mark, "Rehlinger" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 281-282)
  • Wolfgang Bazer 23/11/2015 0:24

    Sehr interessant! Aber einen Wikipedia-Artikel über Conrad Rehlinger gibt es noch nicht. Du könntest doch mal einen schreiben.
  • smokeonthewater 22/11/2015 23:10

    Wohlstand beschert ein langes Leben: 83 Jahre war damals viel. Seine Robe mit edlem Pelz bis zum Saum ist ein Statussymbol. Kein Wunder, dass Maria so klein wird.
    Marx als Vorname wird wohl eine Form von Markus sein.
    VG Dieter
  • Ursula Elise 22/11/2015 19:25

    Die acht Kinder lebten alle noch, als das Bild gemalt wurde (?). Sonst wären Kreuze bei den Köpfen der Gestorbenen zu erwarten. Aber es ist ja die Darstellung auch sonst ungewöhnlich.
    Und die Mutter dieser Kinder starb an der Geburt des jüngsten, vmtl.
    Ursula