18. September 1962

18. September 1962

Heute ist ein besonderer Tag.
Schon früh am Morgen sind alle Menschen auf den Beinen, denn das Schiff hatten schon in der Nacht im Hafen von Melbouerne angelegt. Alle Decks gleichen einem großen Bienenkorb.
Nach dem Frühstück müssen wir verschiedene Stellen durchlaufen, die im Speiseraum eingerichtet worden sind. Da ist die Einwanderungs-behörde, der Zoll, die Gepäck-Abfertigung usw.
Danach werden wir von Bord gelassen.
Ich bin angewiesen worden in den Zug steigen, der da gleich nebenan steht. Alle diejenigen, mit denen ich mich auf dem Schiff angefreundet hatte, bleiben in Melbourne.
Und schon bald setzt sich der Zug in Bewegung, Ziel das Einwanderer-Lager Bonegilla. Wo das denn liegt ? Keine Ahnung ! Das Abteil im Zug ist dicht besetzt, alles Spanier. Es geht sehr laut zu ... aber sie sind alle sehr nett zu mir.
Und so zuckelt also unser Zug viele Stunden durch eine fremde Gegend. Ich schaue staunend und auch ein bisschen enttäuscht aus dem Fenster auf die, mir doch ziemlich ungepflegt erscheinende Landschaft.
Es zieht schon die Abend-Dämmerung herauf, als unser Zug bei einer unscheinbarer Bahnstation zum Halten kommt. Alle strömen aus den Abteilen - mit Gepäck, Kind und Kegel - durch eine Baracke, wo jeder einen Zettel mit der Nummer seines Zimmers bekommt. Auf meinem Zettel steht: "Block 13 - Hütte 3 - Raum 8".
Die meisten der Ankömmlinge streben Richtung Block 13 ... und nach einigem Suchen habe ich mein Domizil gefunden. In dem Raum stehen zwei einfache Betten aus Stahlrohr, ein kleiner Tisch, zwei Stühle ... und auf dem Tisch ein Tablett mit Essgeschirr, Besteck und Geschirrtuch.
Ich kippe in das eine Bett .. und bin auch schon entschlummert.