2. von 8 Kapiteln eines Romans, der...
Kapitel 2: ERNST
Der erste Morgen in Braak war die Ausnahme schlechthin. Noch nie vorher war Willy so aufgewacht wie an diesem Morgen. Es klingelte um 7 Uhr an der Haustür. Willy schaute unbemerkt aus dem Dachfenster und sah lange niemanden, bis nach einigen Minuten ein Mann mit Hund wieder fortging und seinen weiteren Spaziergang dorfauswärts wählte. Willy sprang in den Swimming-Pool, duschte erst heiss dann kalt und rieb seinen Körper mit Mandelöl ein. Er setzte sich nackt auf ein Handtuch vor den Kamin, aus dessen verbliebener Glut er schnell wieder ein knackendes Holzfeuer angerichtet hatte. Die englische Teemaschine lief und Willy begann zu lesen. Er las „Soweit die Füße tragen“ zum ersten Male in seinem Leben und konnte das Buch erst beiseite legen, als er auf Seite 120 angelangt war und sich eine ganze Kanne heissen Tee zu einer Packung von
Haselnusskeksen einverleibt hatte. – Willy turnte etwas und begann dann bis 13 Uhr Notizen in den Laptop zu tippen. – Um 16 Uhr holte er eine Portion Erbensuppe aus der Tiefkühlung.
Während sie auftaute joggte er bis zum Großensee und wieder zurück und schaute an den Bushaltestellen nach den Fahrplänen des 364gers. Schließlich fand er eine Haltestelle, an der noch ein unbeschädigter Fahrplan hing und merkte sich die Abfahrtzeiten nach Hamburg-Rahlstedt vor.
Die Nacht verlief ruhig. Willy hatte den Wecker auf 5:30 Uhr gestellt, um um 6:30 Uhr den 364ger-Bus nach Hamburg-Rahlstedt zu nehmen. Es befanden sich 27 Fahrgäste im Bus, die Busfahrerin wollte zunächst nicht kassieren, weil es für sie ungewöhnlich war, auf dieser Strecke um diese Tageszeit überhaupt Einzelfahrscheine zu verkaufen. In Rahlstedt entstand für Willy eine Wartezeit von nur 25 Minuten, denn schon der nächste Zug um 7:15 Uhr war einer, der bis Lübeck fuhr und trotzdem an jeder kleinen Haltestelle anhielt. In Kupfermühle stiegen zwei Wanderer zu, die in Reinfeld wieder ausstiegen. Willy beobachtete und belauschte sie. Willy wunderte sich darüber, dass diese zwei Männer um die 50 Jahre Themen besprachen, die mit einer Wanderung nichts zu tun hatten – nur zum Schluss sagte der Rothaarige zu dem Blonden etwas, dass die Absicht zum Wandern belegte.
In Lübeck genoss Willy wie immer den einzigartigen Moment, aus dem Bahnhof in Richtung Altstadt herauszutreten. Das Panorama aus Holstentor und den Türmen dieser Stadt begrüßte ihn herzlich. Nach einer Viertelstunde Fußmarsch schloss Willy im ersten Stock der Wakenitzmauer 8 die Wohnungstür auf und tippte dann sofort auf das Play des CD-Abspielgerätes in der Küche, um die Joe-Cocker-CD zu hören, die ihm von Artur angekündigt worden war.
In der primitiven Dusche fiel Willy zum wohl, wie man so sagt, hunderdsten Male auf, dass die rostige Gabel schon wieder in der Duschwanne lag. Artur hat die zwanghafte Besessenheit, keinerlei Haare im Abfluss zu dulden, die Gabel lag deswegen immer griffbereit. Willy war schon diverse Male in sie hineingetreten. – Für die Nacht ging Willy dann doch, gegen jeden Rat Arturs, zu den Türken hinunter, um nach Wolldecken zu fragen. Er wurde herzlich begrüßt und ausgefragt und bekam mit den Decken auch eine ganze Schüssel mit kleinen Frikadellen, die eigentlich das Mittagessen der türkischen Familie hätten sein sollen. Willy wusste, was dies bedeutete: Er durfte sich nicht beschweren, wenn, und dies insbesondere zwischen 0 und 2 Uhr nachts, Lärm aus der Wohnung der Türken ihn oben im ersten Stock am Schlafen hinderte. Und so bat Willy auch um eine Portion türkischen Zsazikies, die ihm zusammen mit einer kleinen Flasche Raki noch dazu gegeben wurde.
Artur jedoch lebte in Feindschaft mit dieser Familie, Willy aber nicht. Er löste dieses Problem mit der Nachtruhe dadurch, dass er sich anpasste und nachts schrieb und dabei laut CDs
hörte, meistens von Joe Cocker, denn Artur hatte diesen Interpreten vollständig auf CDs und LPs gesammelt.
Willy schlief bis circa 5 Uhr. Er wurde geweckt durch laute türkische Musik, die zum Frühstück dieser Familie dudelte. Willy antwortete mit überlautem Früstücksfernsehen und rasierte sich nass. Beim Aufräumen von Arturs Schreibtisch fand Willy einen grünen Zettel, darauf stand in Kinderschrift: „Warum hat das Holstentor nur einen Eingang?“ – Willy tippte diese Frage in seinen Laptop in die Datei „Symbole“.
Willy warf die Decken, wie verabredet, und als er sie nicht mehr brauchte, denn die Etagengasheizung hatte diese alte Wohnung auf 21 Grad hochgeheizt, über Arturs Balkon auf den Balkon eine tiefer, nicht ohne sich über die Tür zu ärgern, die immer noch auf dem Balkon abgestellt war und diesen immerhin zur Wakenitz gelegenen Balkon weiterhin so gut wie ganz blockierte.
Das Telefon klingelte um 14:30 Uhr. Mr.Gill war am Apparat und stellte sich vor als Austauschlehrer aus Truro. Willy begriff schnell und nahm den akademischen Hintergrund von Mr.Gill deutlich war, denn Mr.Gill liebte es, Shakespeare-Zitate in seine Rede einzubauen. Er sei noch „auf dähn Boot“, kurz vor Cuxhaven, sagte Mr.Gill, und ob etwas zu essen da sei. Und ob Artur käme. Der käme nicht, antwortete Willy, aber Decken seien da und er würde noch einen Einkauf machen und müsse dann aber bald los, so dass man sich
nicht mehr sehen würde. Die Schlüssel würde Willy bei der türkischen Familie hinterlegen. –
Um 17 Uhr konnte Willy beruhigt aufbrechen. Er holte das Fahrrad aus dem Keller und lies sich beim Radfahren so richtig treiben. Über Nebenstraßen erreichte Willy nach einigen Stunden den südlichen Stadtrand von Lübeck. Es wurde dunkel. Willy fuhr mit Licht.
3. Kapitel: GELDREGEN
Willy konnte gar nicht mehr rekonstruieren, wie er schließlich.....
Watndat 21/08/2009 11:32
Ja weiter..Bernd Osthoff 29/11/2008 11:46
da tun sich dem Leser viele Fragen aufund das ist gut sooo
da bleibt die Spannung erhalten...
+++++
LG Bernd
Willi Thiel 24/11/2008 21:55
mein lieber willyhat der willy ein leben ...
vg willi ohne y
Inge Striedinger 24/11/2008 19:05
Der Morgen war überraschend. Weckdienst per Türklingel, Swimmingpool, Kamin, Tee und J.M.Bauers SoweitdieFüssetragen gefolgt von türkischem Essen.Doch dann habe ich den Willy beneidet der stundenlang mit dem Rad ins Ungewisse fährt....
LG Inge