7. Kapitel
Am nächsten Morgen zeigte sich das Entlein besonders anhänglich.
Ich las darum länger als sonst die Morgenzeitung, das Federbündel kuschelte sich in meine Armbeuge.
Endlich musste ich doch an die Hausarbeit, und verbannte das Entlein in die Küche.
Ich war beim Wäsche plätten, als Philipp früher als erwartet nach Hause kam. Bauchschmerzen plagten ihn.
Er legte sich aufs Sofa, ich holte eine Wärmeflasche und das Entlein und legte ihm beides auf den Bauch.
Was ihm besser tat, weiss ich nicht, jedenfalls fing er bald an mit mir zu plaudern.
Wir redeten über den Teich, der auf dem Balkon entstehen sollte. Unvermittelt fragte er:"Was meinst du gibt das einmal?"
"Na,ja, ein Elefant wirds sicher nicht",scherzte ich.
"Nein,nein, ich meine, gibt das ein Weibchen oder ein Männchen? Wenns ein Weibchen wird, bringt es seine Kinder sicher mal zu uns"
Der Träumer!
Es ging auf Mittag zu, ich wollte noch den Küchenboden wischen.
Das Entlein nahm ich in die Küche mit, wo es lustig dem Besen nachwatschelte, sich drauf setzte und herum fahren liess.
Endlich hörte ich die Wohnungstür.
"Wartet", rief ich,"das Entlein ist grad hinter der Türe".
Ich setzte mich auf die Trittleiter, das Entlein kam zwischen meine nackten Füsse. Das war auch ein Lieblingsplatz von ihm.
"Jetzt kommt langsam rein, es sitzt zwischen meinen Füssen!"
Zentimeterweise schob sich die Tür auf.
Ich sah einen Arm und darauf einen riesigen Einkauf.Das Gesicht dahinter war ganz verdeckt.
Ein Kontrollblick zum Entlein hinunter beruhigte mich: es sass ganz lieb da.
Als ich wieder hochschaute, sah ich zuoberst auf dem Einkaufsberg eine Ananasbüchse, sah wie sie ins Rollen kam, sah wie sie auf mich zuflog, pfeilschnell, sah wie sie landete, genau zwischen meinen Füssen!
Entleins Tod.--
Anmerkungen:
Andreas Allgeyer, 21.4.2002 um 12:56 Uhr
urgh, death by a pinapple-can.
Schreckliche Geschichte, und das um diese Uhrzeit.
Astrid Dirtsa, 21.4.2002 um 12:57 Uhr
Oh nein, oh nein, das ist ja schrecklich!!! Schluchz!
Ich hoffe nur es ging blitzschnell und es kriegte gar nichts mit, das kleine Zwuckiflauschi. >hoff<
Es hat offenbar nicht sollen sein, so ist's halt im Leben....
Danke noch einmal Elisabeth!
:-))
Barbara Mayer, 21.4.2002 um 13:14 Uhr
gänsehaut :-( armes entlein.
Franz Schmied, 21.4.2002 um 14:10 Uhr
Unbedingt mit Knödeln und Rotkraut servieren!
Alles andere wär ein Sakrileg!!!
sfrz
Barbara Mayer, 21.4.2002 um 15:00 Uhr
franz, das ist aber nicht nett ;-)
an dem entlein war doch kaum was dran, so lütt wie es noch war...
trotzdem schönen sonntag noch!
lg
barbara
Dark Rose, 21.4.2002 um 15:01 Uhr
...sehr traurig....
die d@rk rose
Hans - Jörg Blackstein, 21.4.2002 um 17:20 Uhr
Wir haben es ja alle geahnt. Wenn es dann aber so plötzlich passiert, ist der Schock am größten.
Gruß Hans
Edeltraud Vinckx, 21.4.2002 um 20:07 Uhr
das ist aber kein schönes Ende für das kleine Entlein. Da bekomme ich sogar Gänsehaut und heulen könnte ich auch. Das ist doch so ungerecht.
Kann mich gar nicht beruhigen....
Gruß Edeltraud
Elisabeth Schiess, 21.4.2002 um 23:37 Uhr
Danke an alle, die mitgelesen haben.
Ich wollte euch aber nicht traurig machen, die Geschichte ist doch schon 4 Jahre her, und ich hab euch ja von Anfang an das Ende erzählt. Nur welches, das war ungewöhnlich, und vielleicht hilft es ja dem einen oder andern gewisse Dinge besser zu verstehen.Wir können offensichtlich nicht das Schicksal beeinflussen, nur tun, was in unsern Kräften steht.
Morgen gibts noch einen kleinen Epilog.
Gruss an alle.Vielleicht schildert jetzt mal jemand seine SCHÖNSTE Geschichte, sie muss ja nicht eine Woche lang sein.
Elisabeth
Loopi Loopo, gestern um 4:42 Uhr
Hallo Elisabeth,
bin jetzt erst zum Weiterlesen gekommen. Du hast auch schriftstellerische Begabung. Mitreißend schockierender Abschluß trotz des im Vorfeld bekannten Ausgangs der Geschichte, das muß gekonnt sein, meine Gratulation! Dazu Dein unverkennbar eigener Stil in der fotografischen Dokumentation macht das Besondere aus. Hoffentlich ist es nicht Deine letzte Geschichte.
lg L.
Ute (Aladine) Allendoerfer, gestern um 6:11 Uhr
Traurig, ich denke dir und deiner Familie ist eine Weile weniger gut gegangen, und vermutlich wird diese Geschichte noch oft erzählt werden,... selbst wenn deine Kinder, Kinder haben.
Du hast eine tolle Begabung *geschichten erzählen* Danke Lieben Gruß von Ute.. die gerne die Geschichte von Entleins Tod gelesen hat.. auch wenn sie so traurig endet. :-) Ute
Maren Arndt, gestern um 9:08 Uhr
Gott, das ist aber ein unrühmliches Ende, Ananas auf Ente.
Ich weiß, dass Du damit allen Lesern vor Augen führen wolltest, dass wir nicht in das Karma eingreifen können, wenn es sich erfüllen soll, nur versuchen zu helfen. Ich habe eine Krötengeschichte, nicht so schriftstellrisch schön geschrieben, wie diese hier, aber eben auch dramatisch, in meinem Teichordner, kannst ja beizeiten mal schauen gehen.
Lieben Gruß von Maren
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