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Alte Frau mit Lotosfüßen

Alte Frau mit Lotosfüßen

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Herbert Rulf


Premium (Complete), Kunming

Alte Frau mit Lotosfüßen

Das Füßebinden war ein bis ins 20. Jahrhundert in China verbreiteter Brauch der Körpermodifikation, bei dem die Füße von kleinen Mädchen durch Knochenbrechen und anschließendes extremes Abbinden irreparabel deformiert wurden. Hintergrund war ein vermutlich bereits seit dem 10. Jahrhundert existierendes Schönheitsideal für den Frauenfuß, das Lotos- oder Lilienfuß genannt wurde. Ziel waren kleine Füße von etwa 10 Zentimetern, die, in individuell gefertigte und geschmückte Seidenschuhe gebunden, für die Schönheit und Häuslichkeit der Frau stehen und gleichzeitig ihren Gang verändern sollten.
Vor allem Mädchen aus höhergestellten Familien wurden in meist frühem Kindesalter Opfer dieses Brauches, der gravierende gesundheitliche Schäden mit sich brachte und im Ergebnis die Fortbewegung behinderte oder nur unter massiven Schmerzen ermöglichte.
Bereits 1911 verboten und teilweise heimlich weitergeführt, wurde 1949 durch Mao Zedongs gesetzlich verankertes Verbot das Füßebinden endgültig geächtet.
Noch heute trifft man in abgelegenen Gegenden Yunnans alte Frauen mit diesen Lotosfüßen an, die letzte habe ich erst 2017 fotografiert. Trotz verboten hat sich dieser Brauch also mancherorts lange gehalten.
Einer Familie habe ich diese besonderen Schuhe der verstorbenen Oma für meine Sammlung abgekauft, unter den Sohlen ist noch der Lehm der Felder.
Scan vom Dia

Commenti 13

  • HageFoto 22/08/2020 13:45

    Den alten Brauch hast Du eindrucksvoll in Bild und Text dokumentiert!
    LG Hans-Georg
  • skalare 44 20/08/2020 18:05

    Bild und Text.....sehr gut und sehr interessant!!!!!!!!!!!!
    Lg Ursula
  • Wilfried_S. 19/08/2020 22:32

    Es ist kaum vorstellbar, wieviel Leid durch solch sinnlose Traditionen verursacht wurden. Dein Bild ist natürlich trotzdem wie üblich - einfach gut!
    LG Wilfried
    • Herbert Rulf 19/08/2020 23:01

      Bei uns gibt es Frauendie sich durch jahrelanges tägliches Tragen von High Heels ihre Füße total ruiniert haben und auch unter Schmerzen leiden. Ebenfalls sinnlos, auch wenn es manchmal gut aussieht (muss ich als Mann zugeben :-)
      Danke für dein Lob.
      LG, Herbert
  • GaWu 19/08/2020 17:25

    Gut, dass dieser Brauch heute Geschichte ist. Das müssen doch unsagbare Schmerzen sein. Was man doch so alles auf sich genommen hat. Ob die Schmerzen irgendwann vergehen, oder ob sogar diese alte Frau noch leiden musste.
    Herzliche Grüße Gabi
    • Herbert Rulf 19/08/2020 21:48

      Siehe meine Antwort an ursula. Wenn diese Frau Glück hatte sind idhre Füße nicht verfault. Trotzdem wird sie ihr ganzes Leben Schmerzen gehabt haben. Biege mal deine Zehen unter die Fußsohle, fixiere sie dort irgendwie und gehe ein paar Minuten, dann hast du vielleicht eine Vorstellung. Sie wird also auch heute noch Tag und Nacht Schmerzen haben.
      LG, Herbert
  • agezur 19/08/2020 16:08

    Eine der vielen Grausamkeiten die unter dem Mantel der Tradition gelebt wurden....und noch gelebt werden!
    LC Christina
  • Blula 19/08/2020 8:27

    Eine erschreckend gute Fotodokumentation ist das. Diese festgefügte Tradition scheint diese alte Frau ihr Leben lang mit großer Disziplin ertragen zu haben. Ich muss sagen, dieses Bild fasst mich richtig an.
    LG Ursula
    • Herbert Rulf 19/08/2020 21:43

      Nicht nur mit Disziplin, auch mit vielem Leiden. Oft heilte der Bruch nach dem Abbinden nicht richtig, der Fuß verfaulte und stank und die Schmerzen müssen oft unerträglich gewesen sein. Es gibt im Internet sehr schockierende Fotos davon, die unsere Vorstellungskraft weit übersteigen.
      LG, Herbert
  • Thomas Heinick 19/08/2020 7:38

    Das Füßebinden ist ein genauso schrecklicher Brauch wie die Beschneidung von Mädchen im Islam. Hab vielen Dank für Deine ausführliche Erklärung.
    LG Thomas
    • Herbert Rulf 19/08/2020 21:39

      Da stimme ich dir vollkommen zu, Thomas. Als Schönheitsideal getarnt hat es nur einen Hintergrund, Macht der Männer. Das fängt aber nicht erst bei der Beschneidung sondern schon bei der Burka an. Und eine Frau die mit diesen Füßen nur trippeln konnte hatte ja keine Chance wegzulaufen.
      Eine der wenigen guten Taten Mao Zedongs, diese Tortur endgültig zu verbieten.
      LG, Herbert