Americana: Car Deal

Americana: Car Deal

Ich weiß, ich weiß - das hier ist eine fotocommunity und keine Buchvorlesung ... aber zu (fast) jedem meiner Fotos gibt es eben auch eine Geschichte, die erzählt werden will. Ist meine Version eines "making of ...." Videos :)

Gestern haben wir uns ein neues Auto gekauft. Das ist hier in Amiland immer eine spannende Sache und geht nie so, wie man es erwartet. Unser sechs Jahre alter Dodge Caravan fing in den letzten Monaten deutlich mit einem Benehmen an, das so ziemlich jedes Fahrzeug eines US Herstellers nach Ablauf der Garantiefristen (hier: 3 Jahre für alles und 5 Jahre für die Antriebseinheit) an den Tag legt - die Ausfälle von Komponenten und dadurch notwendig werdende Reparaturen häuften sich. Es war einfach an der Zeit den Dodge abzustoßen um den Aderlass zu stoppen. Also sind wir los getigert und haben ihn gegen einen Japaner eingetauscht - wir hatten mit unserem kleinen Nissan in den vergangenen vier Jahren nur gute Erfahrungen gemacht.

Kleine Einführung in die amiländische Autokaufkultur: 1. man bestellt sein Auto nicht; es wird das gekauft, was auf dem Hof steht; kein Amerikaner wartet sechs Wochen auf seinen neuen fahrbaren Untersatz; wenn der Händler nicht hat was ich haben will, gehe ich halt zum nächsten; daher stehen die Parkplätze der Händler hier auch voll mit Modellen in allen Farben und Ausstattungsvarianten. 2. Niemals den Kunden vom Hof lassen; er kommt nie wieder, auch wenn er sagt dass er Zeit zum Überlegen braucht; keine Zeit zum Überlegen lassen, lieber mit dem Preis herunter gehen als einen Kunden verlieren; die Autohäuser bekommen pro verkauftem Auto von den Herstellern am Jahresende Prämien, die den temporären Verlust eines negativen Geschäfts mehr als ausgleichen. 3. Immer am Jahresende kaufen gehen - die Händler versuchen dann (verzweifelt) ihren Umsatz noch aufzustocken um die Herstellerprämien zu erhöhen. 4. Nerven behalten. Die wollen dir ein Auto verkaufen - heute, hier, sofort. Nur der Umsatz zählt.

Wir also hin zum örtlichen Nissan Händler. Ja, der Note interessiert uns. Dumm nur, dass gerade nur zwei auf Lager sind - einer mit der Basisausstattung (mechanische Fensterheber ... sind wir im 18. Jahrhundert?!) und einer mit allen Finessen - Rückfahrkamera, Bluetooth, USB, heizbare Sitze, Alufelgen, Klimaanlage, Cruise Control, Nebelscheinwerfer, Getränkehalter in der mittleren Rücksitzlehne, stufenloses Automatikgetriebe, elektrische Fensterheber, variabler Laderaumboden, Intelligent Key. Das meiste davon brauchen wir nicht - das Auto muss groß genug sein um unsere Familie transportieren zu können, sparsam und mit Klimaanlage (hier in Alabama wird es ganz schön warm im Sommer ...). Trotzdem, wir können ihn ja mal Probe fahren, wenn wir wieder zurück sind schaut Lester, unser freundlicher Autoverkäufer, mal nach ob irgendwo im System einer ist der unseren Wünschen entspricht. Denn so wie er da steht, mit all diesen tollen Dingen drin die wir nicht brauchen, ist er uns zu teuer. Das sagen wir Lester und wir einigen uns auf einen Höchstpreis, den wir bereit sind zu zahlen.
Also sucht Lester im System, als wir wieder zurück sind. Die Nissan Autohändler der Region sind untereinander verbunden und wenn einer mit dem passenden Modell aushelfen kann, tut er das - gegen einen kleinen Obolus, versteht sich. Die Suche zieht sich und Lester verlässt schließlich den Raum. Als er zurück kommt, macht er uns ein neues Angebot. keine Rede mehr von einem anderen Auto, wie wäre es für weniger Geld mit dem Auto das wir gerade Probe gefahren haben, finanziert für drei bis vier Monate? No. Wir wollen nicht finanzieren (auch damit machen die Autohändler Profit ...), wir zahlen in bar und dabei bleiben wir. Also sucht er weiter. Und wieder verlässt er nach einer Weile den Raum. Mittlerweile war es für uns offensichtlich dass er im System kein passendes Auto finden konnte und Blut gerochen hatte - wir waren bereit ihm ein Auto abzukaufen, zum richtigen Preis. Als er dann wieder kam machte er uns ein neues Angebot - den Note, den wir Probe gefahren hatten, mit allem drum und dran, zum Preis des Modells das wir eigentlich haben wollten (ohne drum und dran). Deal. Win-Win. Er hat seine Provision sicher, der Händler hat Umsatz gemacht, wir haben ein neues Auto mit Super Ausstattung zum Preis des (erweiterten) Basismodells.Und nach scheinbar endlosem Papierkram sind wir dann gestern Nachmittag mit unserem neuen Auto vom Hof gefahren. So geht das hier. :)

Das Bild zeigt unseren neuen Nissan Note vor der Saturn V im Space and Rocket Center in Huntsville, Alabama.