Aschermittwoch in Ovodda - 1
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"Du willst zum Aschermittwoch nach Ovodda? Da musst du ein bisschen aufpassen, die sind alle ziemlich betrunken, das ist alles ein bisschen extrem." Der Rat in der Bar des Nachbardorfes im sardischen Bergland klingt doch erstmal ein bisschen abschreckend, und in der Tat ist beim Karneval in Ovodda alles etwas freier und extremer. Es gibt keinen Organisator, keine Werbung, aber alle machen mit. Während in den anderen Dörfern am Aschermittwoch alles vorbei ist und die Fastenzeit mit Gebeten beginnt, ist hier die Hölle los. Die Geschäfte und Bars haben vorsorglich geschlossen, aber der Wein fließt heute sowieso für jeden aus allen Kuhhörnern, Korkschalen und Schläuchen.
Es ist ein Tag der Grenzüberschreitungen, an dem die Dorfgemeinschaft, die noch stark von der Viehwirtschaft geprägt ist, mit Geschrei, ohrenbetäubendem Lärm, kollektiven Besäufnissen und Tänzen alle sozialen Umwälzungen der Neuzeit austreiben kann.
Es ist aber auch ein Versuch, die völlig eigene kulturelle Identität des Dorfes wieder zu finden, denn fast alle der Kostüme und Bräuche haben ihren Ursprung in der Geschichte. Alle Teilnehmer - und auch die Zuschauer werden schnell zu Teilnehmern - schwärzen sich die Gesichter mit zinziveddu, einer Paste aus Korkasche. Mit diesem Trick soll es während der spanischen Herrschaft den Rebellen gelungen sein, nachts unerkannt durch die Gassen zu huschen. Im Mittelpunkt des Faschings steht aber Don Conte, ein sagenumwobener Großgrundbesitzer, der das Dorf vor vielen, vielen Jahren unterdrückt haben soll. Nachdem ein Esel die hässliche Puppe des Don Conte alle Gassen auf und ab gezogen hat, wird sie auf dem Dorfplatz in einem Schauprozess verurteilt, angezündet und schließlich von einer Brücke geworfen. Mit seiner Vernichtung ist fürs erste alles Schlechte ausgetrieben – übrig bleibt höchstens ein leichter Kater und der Müll in den Straßen.
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