Ausbaustrecke bei Augsburg

Ausbaustrecke bei Augsburg

Zwischen Kissing und Augsburg-Hochzoll kommt am 24.10.2012 ein ICE-T (Baureihe 411) als ICE 1608 München - Berlin auf dem Hochgeschwindigkeitsgleis der Ausbaustrecke (ABS; München -) Olching - Augsburg heran, während auf dem Gleispaar für Regional- und Güterzüge das 440-Doppel gekoppelt bis Augsburg als RB 57016 nach Donauwörth (der führende 440 013) und als RB 57212 nach Dinkelscherben fährt.

Ursprünglich - nach Plänen von 1970 - sollte auf der ganzen Verbindung Stuttgart - Ulm - Augsburg - München eine Neubaustrecke nur für Hochgeschwindigkeitszüge (HGZ / HST / TGV) entstehen; das wurde verworfen. Stattdessen kam man - nach Kurven-Begradigungen im Abschnitt Ulm - Augsburg - zunächst auf die Idee, ab Augsburg die Hauptbahn Richtung Buchloe bis Inningen zu befahren und dort mit der sog. "Meringer Spange" südlich von Königsbrunn und Merching eine Verbindung zur München-Augsburger Bahn neu zu bauen, die bei Haspelmoor in die bestehende Trasse einmünden sollte. Da hier mehrere Naturschutzgebiete zu queren wären, wurde auch diese Variante verworfen.

Statt dessen einigte man sich auf den durchgehend viergleisigen Ausbau der bestehenden zweigleisigen Trasse, inklusive einiger Strecken-Begradigungen, im 43 km langen Abschnitt Augsburg - Olching (von Olching bis Maisach ist die Strecke nun gar sechs-, ab dort bis Mammendorf fünfgleisig, da sich hier für die S-Bahn noch zusätzliche Gleise befinden).

Im Mai 1991 begann das Raumordnungsverfahren für den Ausbau. Das erste Planfeststellungsverfahren (für den Bereich Kissing) wurde im Februar 1995 eingeleitet, das letzte (für den Bereich Haspelmoor) im März 2003 abgeschlossen.

Der 1. Spatenstich erfolgte Anfang Mai 1998. Wegen fehlender Bundesmittel wurde das Ausbauprojekt jedoch im Zeitraum 1999-2004 gestreckt bzw. abschnittsweise vollständig gestoppt! Es wurde gar erwogen, es ganz fallen zu lassen - nur der bereits von Augsburg bis Mering (neue viergleisige Lechbrücke bei Augsburg-Hochzoll; neuer Haltepunkt Mering-St. Afra) fortgeschrittene Ausbau sollte vollendet werden. Da die Kosten für eine Projekt-Einstellung rund ein Drittel der Gesamtkosten betragen hätten, wurde dann doch weiter gebaut! Im Oktober 2008 war der Abschnitt Augsburg - Mering (in dessen Verlauf dieser Fotostandpunkt zu finden ist) vollständig viergleisig befahrbar und wurde zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008 dem Betrieb übergeben.

Bei Gernlinden entstand ein aufwändiges Kreuzungsbauwerk zur Ein- bzw. Ausfädelung der Güterzüge auf die in Olching zum Rangierbahnhof München-Nord abzweigende Umgehungsstrecke Münchens ("Nordring"), das ab 2010 befahrbar war.

Letzte "Engstelle" war der Abschnitt zwischen Haspelmoor und Nannhofen, speziell der Einschnitt bei Hattenhofen (bis 2008 noch eine beliebter Fotostandpunkt für Freunde der alten zweigleisigen Streckenführung).

Der durchgehende viergleisige Betrieb konnte schließlich am 06.06.2011 aufgenommen werden, allerdings noch mit Geschwindigkeitsbegrenzungen. Am 10.12.2011 wurde dann mit einer Sonderfahrt (zwei parallel fahrende ICE-T) die offizielle Einweihung gefeiert und die beiden Gleise der Hochgeschwindigkeitsstrecke für Vmax 230 km/h freigegeben. Das Regio- und Güterzug-Gleispaar ist für Vmax 160 km/ zugelassen, und die "Mopsnasen" der Baureihe 440 fahren diese Höchstgeschwindigkeit hier auch aus!

Das Bild der parallel daherkommenden Triebzüge soll die Notwendigkeit des glücklicherweise vollendeten Streckenausbaus dokumentieren - hätte ich auf der anderen Seite der Brücke gestanden, wären gar drei Züge ins Bild gekommen, nämlich neben dem Nachschuß auf die beiden hier zu sehenden Züge auch noch ein weiteres 440-Doppel auf der Fahrt nach München ...

... freilich ist es schon bedenklich, dass hier zu Lande vom Raumordnungsverfahren 1991 bis zur Eröffnung 2011 über 20 Jahre vergehen mußten, bis der Ausbau in Betrieb ging!