BASIKRYOGENE IV - Bandeis auf abgestorbenem Pflanzenrest
Basikryogene sind Eisformen, die von der Basis her durch Druck wachsen - und nicht "appositionell" durch Anlagerung von Wassermolekülen an die Eisoberfläche von bereits gefrorenem Wasser von außen.
Zu diesen aus amorphem (nicht kristallinem) Eis bestehenden Formen gehören die beiden Eisformen Kamm- = Stengeleis (Stängeleis) (Abb. II bis V) sowie das Haareis (Abb. I).
Schnee- und Raureif bestehen aus kristallinem Eis, das aus bestimmten Molekulargittern zusammengesetzt ist.
Zum allersten Mal habe ich heute dieses schöne, vielleicht 1,5 cm lange BANDEIS (= ICE RIBBONS) gefunden, im Garten - nachdem ich mir diese seltenste Form der Basikryogene immer mal gewünscht habe!
Hier wächst es in einem Blumentopf mit abgestorbenem Borretsch, an zwei Stellen offenbar aus einem abgestorbenen Grashalm (Quecke?) - wie man sieht, sicher nicht aus dem Boden, wie es das Kammeis tut.
Ob es wie dieses sicher nur physikalisch entsteht wie das auf dem Boden (Abb. II) oder einem Ziegel (Abb. III) wachsende Kammeis??? Auf den mitabgebildeten Blättern des Grases sind anscheinend Pilze zu sehen. Ich will die Pflanze - so wie auch die Stielbasis der Tomate auf Bild V, auf der heute ebenfalls Stengeleis zu sehen war - mal an eine Pilzexpertin schicken; vielleicht kann sie etwas finden. Warum sollte nicht auf dieser pflanzlichen Basis - wie beim Haareis - ein im toten Pflanzengewebe wachsender (Rost- oder Brand-?)Pilz durch seinen Stoffwechsel die Bildung des haarfeinen Eises mitverursachen? So ganz erforscht ist dieses am seltensten zu findende Basikryogen, das Bandeis, ja noch längst nicht.
Auf den wenigen Aufnahmen davon, die ich im Internet finden konnte, hat es eigentlich die am schönsten gebogenen Formen zu bieten. Manchmal wächst es aber - ähnlich einer Reihe von Haareisfäden - gerade aus der Unterlage heraus; ein Beispieldafür zeigt die Abb. V an einem abgestorbenen Tomatenstämmchen.
Am 29.11.2016 habe ich hier in der fc schon einmal "Bandeis" gezeigt, das aus einem Blättchen von lebendem grünem Moos - und sicher nicht aus dessen Untergrund - wächst.
Und im Dezember 2016 fand ich ganz offensichtliches Haareis*, auch mit Rindenabsprengung, an Stümpfen und Resten gefällter Weißtannen in Göfis/Vlbg. Zur gleichen Zeit wie dort das Kammeis - an derselben Stelle! Auf Nadelholz kommt allerdings die das Haareis verursachende Exidiopsis effusa nicht vor - jedenfalls ist das nicht bekannt. Ob vielleicht eine zweite, seltene, auf Nadelholz vorkommende Pilzart dort Haareis verursacht? Oder eben eine an toten Stengeln wachsende Pilzart das Stengeleis??? Arten, die solche Pflanzen besiedeln, gibt es genügend. Und um Sicherheit über die Entstehung aller Basikryogene zu haben, findet man diese Eisformen viel zu selten. Die "Nachzucht" gelingt ja auch lange nicht immer ...
Es bleibt spannend!
*P.S. (mit Textkorrektur) am 29.12.21: Die Eisbildung an dem Tannenstumpf entspricht offenbar im Nachhinein doch einer Art von Bandeis, das - wie das Kammeis aus den Poren des Holzes (Kammeis aus dem Boden) - ohne Mitwirkung eines Pilzes wächst.
Neukappl/Opf., ca. 450 m, Temperatur um den Gefrierpunkt, Windstille, Tauwetter - 19.12.2017, etwa 9.45h bis 11.15h.
19.12.17
Blula 27/12/2019 18:31
Ein Kunstwerk der Natur hast Du hier entdeckt und ganz wunderbar auf's Bild gebracht.Danke auch für Deinen lesenswerten Begleittext dazu.
VG Ursula
sARTorio anna-dora 23/12/2017 15:45
Sehr schön gezeigt und die Erklärung dazu ist spannend, Thomas!Ganz liebe Grüsse und frohe Weihnachten!
Anna-Dora
Karl Böttger 19/12/2017 21:53
Das sieht ja geckig aus. Super gesehen und fotografiert.LG Karl
alicefairy 19/12/2017 20:44
wunderbar sieht das aus. Und sehr interessant was du dazu schreibstLg Alice