Beinsteiner Torturm, Waiblingen

Beinsteiner Torturm, Waiblingen

Das mittelalterliche Waiblingen verfügte über drei befestigte Stadtore. Das Fellbacher Tor im Westen, das Schmidener Tor im Norden und das Beinsteiner Tor im Osten. Die Sicherung jedes Tors übernahm ein Turmbau. Der Beinsteiner Torturm ist als einziges der drei Stadttore bis heute erhalten geblieben. Die Waiblinger nennen ihn gerne "Säuturm", weil früher die Schweine durch ihn hindurch auf die östlich der Stadt gelegenen Weiden getrieben wurden. Vermutlich war der Beinsteiner Torturm das mächtigste Torwerk der Stadt. Wann genau es errichtet wurde, ist nicht bekannt. Man weiß aber, dass der zunächst nur 22 Meter hohe Turm im Jahr 1491 auf 37 Meter erhöht wurde. An dieses Datum erinnert an dessen Außenseite das Wappen Graf Eberhards von Württemberg, an dessen Unterseite eine Darstellung des Stadtwappens anschließt. Das Bauwerk ist der Stadtmauer ein klein wenig vorgelagert und bezieht den Lauf der Rems als natürliche Barriere in seine Verteidigungsfunktion mit ein. Der fünfstöckige Turm verfügt über eine große Tordurchfahrt für Fahrzeuge und ein kleines Nebentor für Fußgänger. Seit 1735 schließt eine von Johann Adam Groß erbaute steinerne Brücke an den Beinsteiner Torturm an. Während des 19. Jahrhunderts wurde der Turm als Gefängnis verwendet, was noch heute an den Gittern vor einem der Fenster zu erkennen ist. Über der Tordurchfahrt ist seit 1938 auch ein mehrteiliges Sgraffito angebracht, das ein historisches Ereignis aus dem Jahr 1519 in zweifelhafter Weise verherrlicht: Es zeigt einen Fähnrich des Herzogs Ulrich von Württemberg, dem der Feind in der Schlacht beide Hände abgetrennt hat. Um die württembergische Fahne nicht dem Gegner zu überlassen, zerfetzt er sie mit den Zähnen.