Bilder mit Geschichten Nr. 2

Bilder mit Geschichten Nr. 2

Sei am Samstag um 20 Uhr an der Brücke, du weißt, dort wo wir uns zum ersten Mal gesehen haben. Seine Worte klangen ihr noch im Ohr. Wie sehr hatte sie sich auf dieses Rendezvous gefreut. So aufgeregt war sie schon lange nicht mehr. Nun stand sie hier und wartete im Regen auf ihn. Ihr Blick wanderte unruhig von links nach rechts. Aus welcher Richtung würde er kommen. Sie wusste ja noch nicht einmal, wo er wohnte. Sie wollte ihn nur wiedersehen. Sie stand genau an derselben Stelle, an der sie damals stand. Es war ihr egal, dass sie nass wurde. Sein Lächeln hatte sie verlegen gemacht. Und dann war er einfach zu ihr gekommen und gab ihr seine Telefonnummer. Ruf mich an, wenn du einen Freund brauchst, hatte er gesagt. Am nächsten Tag schon wählte sie seine Nummer. Es war ihr, als ob sie ihn schon ihr ganzes Leben kannte. Seit zwanzig Minuten stand sie nun schon im Regen. Sie schaute die Straße hinauf, hinweg über die Brücke. Die Lichter der Stadt, die Scheinwerfer der Fahrzeuge, die im Regen irgendwohin fuhren und die Einsamkeit, die langsam von ihr Besitz ergriff, machte sie melancholisch. Sie hatte Angst, dass er nicht käme. Wieder schaute sie die nasse Straße hinauf. Am Ende der Straße leuchteten ihr die Neonbuchstaben eines Schnellrestaurants entgegen. Die Regentropfen liefen ihr über das Gesicht, vermischten sich mit ihren Tränen und fielen zu Boden. Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Da stand er, völlig durchnässt, aber seine Augen leuchteten wie damals. Entschuldige! Sie sagte nichts, sah ihn nur an und versank in seinen Augen, als sich ihre Lippen trafen. Dann gingen sie zusammen über die Brücke. Die Straße hinauf ...