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blind lense: Der letzte Dienst

blind lense: Der letzte Dienst

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Freddy90


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blind lense: Der letzte Dienst

Manche Dinge kann man einfach nicht trennen, weil manche Dinge einfach zusammen gehören. Egal ob ein Teil verschwindet es bleibt irgendwie doch immer da. Laurel&Hardy zum Beispiel sind heute immer noch gegenwärtig als wären sie gar nicht gestorben. Und die Liebe zur Eisenbahn, die blind lense aka. Roststab seid Kindesbeinen an in sich trägt fällt ebenfalls in die KAtegorie: Was zusammen gehört bleibt auch zusammen.

Aber der Reihe nach:

Es ist Sonntag der 9.12.2012. Der Morgen empfängt die Menschen im Ruhrgebiet mit einem heftigen Schneegestöber. Die Nikolausfahrten der Ruhrtalbahn zwischen Hattingen Ruhr und Wengern Ost stehen auf dem Programm. Die Kollegen der Frühschicht haben noch etwas von der weißen Pracht, doch der einsetzende Regen und die milde Luft lassen das Weiß schnell zu einem Matsch werden. Um 13:30Uhr betritt blind lense den Boden den er seid nun gut 30 Jahren im Eisenbahndienst unter seinen Füßen hatte zum letzten Mal auf der rechten Seite.

Ein letztes Mal noch der P8 die Sporen geben. Ein letztes Mal noch hören wie durch die eigene Muskelkraft der Regler geöffnet wird und der Dampf in den Zylinder strömt um auf den Kolben zu drücken, ein letztes Mal erleben wie sich die gute alte Preußin durch das Schalten und Walten von sich selber den Weg durch das Ruhrtal bahnt.

Mittlerweile hat der Regen aufgehört und für einen kurzen Moment ist entfernt sogar die Sonne zu sehen. Die Maschine tut zuverlässig ihren Dienst alle Pumpen und Maschinen laufen reibungslos. In Wengern-Ost zum umsetzen kommt die Famile auf den Führerstand. Die Enkelkinder machen wahrlich große Augen und gucken Opa bei seiner letzten Fahrt über die Schulter. Die Lok hängt nun Tender vorraus vor dem Zug und ist für die Rückfahrt nach Hattingen bereit.

Kenner der P8 wissen es: Eine Kastentender P8 rückwärts zu fahren macht keinen Spaß. Schon gar nicht wenn es regnet. Und warum sollte es auch an diesem Tag anders sein? Die Schleusen öffneten sich. 50km/h klingen rückwärts vielleicht nicht sonderlich schnell aber der Wind lässt den Regen abermillionen Nadeln gleichkommen die einem ins Gesicht stechen. Warum sollte es auch bei der letzten Fahrt am Regler anders sein als in den 25 Jahren Lokführerdienst plus 5Jahre Heizerdienst zuvor. Wenn rückwärts gefahren wird dann regnet es, ein ungeschriebenes Gesetz, dass öfter eintritt als einem Lieb ist. Hattingen Ruhr ist erreicht und es wird erneut umgesetzt. Der Regen hat natürlich wieder aufgehört. Schließlich wird jetzt wieder Rauchkammer vorraus gefahren.

Die Abfahrtzeit beträgt 16:30Uhr. Licht ist kaum noch vorhanden. Zum letzten Mal nach Wengern Ost. Lokumlauf und natürlich im strömenden Regen wieder zurück. In Hattingen angekommen wird die Heizung ausgeblasen und die Schläuche vom Wasser nehmen aufgerollt. Und gegen 19:30Uhr geht es zurück ins BW nach Dahlhausen. Der Zug wird in die Halle rangiert. Das Feierabend Bier rückt näher.

Doch zunächst wird Wasser genommen. 9m³ sind noch im Tender. Seid der Schichtübernahme wurde kein Wasser mehr genommen. Ein guter Lokführer weiß eben wie man fahren muss um möglichst wenig Wasser zu verbrauchen. Die Strecke zwischen Hattingen und Wengern Ost beträgt 18km. Macht hin und zurück 36km x2 für zwei Fahrten da kommt man 72km. Rechnet man das Stück von Hattingen nach Dahlhausen dazu und das Rangieren kommt man auf gut 80km auf denen man trotz Dampfheizung gerade einmal 11m³ Wasser verbraucht hat. Der starke linke Arm braucht also gar nicht so stark sein, bei einer P8 sowieso nicht. Oft unterschätzt aber viel stärker und robuster und sparsamer als man glaubt. Aber man muss wissen wie man sie zu behandeln hat. Die P8 dankt es einem mit Spitzenleistungen zurück.

Um 22Uhr ist die Lok winterfest abgerüstet. Alle Leitungen die einfrieren können sind entwässert. Eine letzte reibungslose Schicht geht zu Ende. Den Regler dürfen von jetzt an andere berühren und bedienen. Die junge Generation kommt schließlich nach und wie hat John Steinbeck mal gesagt: Die jüngere Generation ist der Pfeil die ältere der Bogen.

Und damit sind wir wieder am Anfang bei Dingen die zusammen gehören. Die Eisenbahn und blind lense bleiben immer verbunden egal was passiert. Sogar gut möglich dass es noch mal auf dem Führerstand geschehen wird aber nur noch auf der linken Seite. Denn wer den Regler bedienen kann muss auch an der Schaufel was können.

Aber was das Heizen der P8 angeht da mach ich mir bei blind lense keine Sorgen. Da geht laut Gerüchten die Nadel freiwillig auf die rote Markierung wo eine 12 drübersteht.

Commenti 12

  • Horn Fabian 26/02/2013 21:30

    Ein sehr interessanter Bericht über deine letzte Fahrt auf der rechten Seite.
    Ich wünsche dir und Freddy alles Gute für die Zukunft und weiterhin viel Spaß an unserem Hobby.
    Die Fahrten bei dir haben mir immer sehr gut gefallen, sie werden in bester Erinnerung bleiben.
    Bis bald mal wieder in Dahlhausen.
    Grüße Fabian
  • blind lense 14/12/2012 1:42

    @Alle, Nochmals meinen herzlichen Dank für eure an Sohneman und mich gerichteten freundlichen Worte.

    @BP Die Roststäbchen sind bisher alle weiblich. Aber das soll ja nichts heißen.
  • Thomas Reitzel 13/12/2012 23:06


    Mist, wieso konnte mir das entgehen?

    Eine Ode an die Freude am Beruf!

    Und nun? Einen hoffentlich frohen und gesunden Unruhestand und auf viele weitere Treffen hier wünscht Dir und sich

    Tom
  • Andreas Pe 13/12/2012 20:03

    Es würde mich doch sehr wundern, wenn es den Heinz nicht doch wieder mal in der Reglerhand juckt. Ich schätze ihn doch als einen Lokführer und Eisenbahner vom alten Schrot ein, für den der Beruf zugleich Vergnügen trotz aller Unbilden war.
    VG Andreas
  • Freddy90 13/12/2012 1:28

    Freut mich wenn der Text gut ankommt. Auch ich möchte mich für die guten Wünsche bedanken. Ich kann auch so ein bisschen die Angst nehmen dass unser Heinz in Zukunft so gar nicht mehr aktiv einschreitet. Ein Kapitel ist geschlossen doch das Buch noch nicht. Wenn man auch nicht mehr selber in der ersten Reihe dabei ist kann man sein Fachwissen immer weitergeben. Also einfach Augen und Ohren offen halten.
  • Blondie1965 12/12/2012 20:04

    Hallo Freddy,
    das hast Du sehr schön geschrieben, von wem Du das wohl hast ....? Also ich find es echt schade, daß wir jetzt nicht mehr mit ihm fahren können. Dafür kann er ja vielleicht demnächst dann mal eine Fahrt als Fahrgast geniessen. Hast Du eigentlich von der Fahrt nach Cochem auch ein Video gemacht?
    Liebe Grüße
    Petra
  • blind lense 11/12/2012 14:36

    Herzlichen Dank für eure guten Wünsche.

    Sicher war das mal wieder ein einschneidender Punkt in meinem Leben. Aber Es geschah mit voller Absicht und darum hat es mir auch nicht weh getan. Obwohl ich nicht verhehlen will, daß mir etwas fehlen wird. Wenn ich auf 25 Jahre Dienst am Regler zurückschaue kann ich sagen, das Schöne hat überwogen und die Probleme haben wir immer gemeistert.

    Heinz alias blind lense
  • Thomas Ungelenk 11/12/2012 9:33

    Auch mir ging die Geschichte nahe,wenn weiß, daß diese letzte Schicht nicht von jemand geleistet wurde, der nur seinen "Job" macht. Viele Menschen sehnen diesen letzten Arbeitstag herbei, um danach im Ruhestand zu verkümmern. Ich denke, daß brauchen wir bei blind lense nicht zu befürchten. Bei ihm wird die Eisenbahn wohl auch weiter eine große Rolle spielen. Ich wünsche alles Gute allem voran Gesundheit.
    Viele Grüße aus Thüringen
    von
    Thomas Ungelenk
  • Maschinensetzer 11/12/2012 0:24

    Ja, einen Sohn, der so Stolz auf seinen Vater ist, obwohl die Leidenschaft sicher oft auf Kosten der Zeit für die Familie ging, gibt es nicht oft.

    Vielen Dank an Beide: an den Vater für 30 Jahre Dienst an "der schönsten Sache der Welt" und den Sohn für die Geduld und die zu Herzen gehende Laudatio!

    In diesem Sinne
    Thomas
  • BR 45 10/12/2012 20:58

    Ein feines Foto von einem feinen Kerl mit passenden Text dazu.
    Heinz, ich wünsche Dir für Deinen neuen Lebensabschnitt alles Gute in bester Gesundheit !!!
    Grüsse Andy
  • blind lense 10/12/2012 17:16

    Eine Laudatio über die ich mich sehr gefreut habe.

    Danke mein Sohn.

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