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Buntspecht ohne Kopfweh

Buntspecht ohne Kopfweh

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Ulrike Wienecke


Free Account, Lüneburger Heide

Buntspecht ohne Kopfweh

Das ganze Wochenende haben wir den Buntspecht von unserer Terrasse aus (ca. 13m Luftlinie)beobachtet, wie er an seiner Bruthöhle gearbeitet hat. Ab und zu kam seine Herzdame vorbei, um die Fortschritte zu begutachten.

Eine Besonderheit der Spechte ist, dass sie mit erheblichem Kraftaufwand und erheblicher Ausdauer mit ihrem Schnabel gegen Baumstämme klopfen und dabei das Holz zerspanen, um Futter zu finden, Nisthöhlen zu "zimmern", ihr Revier zu markieren oder Geschlechtspartner anzuziehen. Diese Tätigkeiten nennt man auch Meißeln(Zerspanen) und Trommeln (Balzverhalten). Es wurde berichtet, dass sie bis zu 12.000 Mal pro Tag ihren Schnabel gegen Holz schlagen, und es erstaunt, dass ihr Gehirn durch diese Schläge keinen Schaden nimmt. Ein Specht kann bis zu 20 Schläge pro Sekunde ausführen, jeder Schlag ist einem Bericht in der Fachzeitschrift Nature vom Oktober 2006 zufolge vergleichbar mit einem Aufprall des Schnabels mit 25 km/h gegen eine Wand, wobei Abbremsungskräfte von bis zu 1.200 g wirksam werden können - das ist eine mehrere hundert Mal größere Krafteinwirkung als Astronauten bei einer Landung aus dem All auszuhalten haben.

Nature verwies zugleich auf mehrere wissenschaftliche Publikationen hin, in denen erklärt wurde, warum Spechte trotz dieser Belastungen keine Kopfschmerzen bekommen. Zum einen ist das Gehirn der Spechte von besonders wenig Gehirnflüssigkeit umgeben: Ihr Gehirn sitzt also relativ starr im Schädel und wird durch die beim Klopfen entstehenden Schockwellen nicht von innen gegen die Schädeldecke geschleudert, wodurch eine Gehirnerschütterung vermieden wird. Ferner ist der Schädel von auffallend starken Muskeln umgeben, die als Stoßdämpfer dienen: Wie bei einem Boxer, der einen Schlag herannahen sieht, werden diese Muskeln kurz vor dem Aufprall gegen das Holz angespannt und absorbieren so einen Großteil der Energie. Außerdem wird die Klopfbewegung extrem geradlinig ausgeführt, gewissermaßen "aus der Schulter heraus", d.h. Hals und Kopf bleiben zu einander starr und jede horizontale oder vertikale Drehung des Kopfes wird vermieden, so dass nur geringe Schwerkräfte wirken. Schließlich schließt ein Specht eine Millisekunde vor dem Aufprall die Augen und schützt diese so vor umherfliegenden Holzspänen.

Hoffentlich lohnt sich die große Mühe, die Dame beißt an und es gibt
bald 3-8 junge Buntspechte.

Specht bei der Arbeit an seiner Höhle
Specht bei der Arbeit an seiner Höhle
Ulrike Wienecke

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