Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Cannelloni

Spinatconnelloni mit Ricottafüllung und Parmesan heute Mittach.

Dazu ne nagelneue Kneipengeschichte

Rauchverbot

Höhlenmalerei findet man heutzutage nur noch in diesen alten hölzern ausgeschalten Kommunistenkneipen, in denen weder Kommunisten noch Matrosen verkehren. Friedrich sitzt mir gegenüber. Sein Bart wächst scheinbar minütlich. Vielleicht sind es aber auch nur die sich verändernden Lichtkontraste beim Übergang von Tages- zu Kunstlicht.

„Hast du sie gefickt?“, fragt er. Er sieht wie immer knapp an mir vorbei. Seine Stimme klingt gewohnt abwesend. Ich antworte nicht. Ich antworte ihm nie. Der Kneipenraum füllt sich gegen Abend. Es riecht nicht nach Schweiß und Blut. Es riecht kaum nach Straße, fast gar nicht nach Heizungsluft. Es ist nur warm. Man müsste meinen, es müsse nach Menschen riechen oder wenigstens nach Parfümen. Aber der Geruch ist genau so unverbindlich, wie der Blick von Friedrich.

Manchmal riecht es nach Essen. Einfach Essen! Wie wenn du durchs Treppenhaus gehst und denkst: „Oh Mittag!“ Einfach Essen! Das ist nicht lecker. Man überlebt. Man überlebt, wie Pinguine durch Fisch. Nicht weil er ihnen schmeckt, sondern weil sie ihn brauchen. Friedrich rollt sich Tabak zu einer Zigarette, schnäuzt einmal kurz in die Serviette und steckt sie sich in die Manteltasche. Er klopft mir langsam auf die Schulter und geht dann zum Rauchen vor die Tür.

Kaum hat er von draußen die Tür geschlossen, duftet es nach Menschen, Lammkoteletts und Petersilienkartoffeln.

„Hast du sie ...!“murmle ich vor mich hin, spüre mein Kopfschütteln.
„Arschloch!“, denke ich und grinse in meinen jämmerlichen Bartwuchs.


27. März 2008

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