Das Gesicht in der Menge V
Das Gesicht in der Menge V
Manchen steht Wissen ins Gesicht geschrieben andere machen schiefe Mine zu gutem Spiel ;-)
Neugierde macht Wissen und Wissen ist Macht.
Nicht Wissen macht auch nichts solange man die Neugierde nicht verliert.
Wen interessiert schon was Uelzen und der Uhlenköper gemein haben?
Mama wirds mir erzählen...oder der Bürgermeister.
Die Perlen meiner Fototour auf dem Strassenfest zum Weltkindertag in Uelzen (18. September 2009).
Bild rechts: Bürgermeister der Stadt Uelzen, Otto Lukat
Für alle Neugierigen:
Der Uhlenköper
Die Eule ist aus der Geschichte Uelzens nicht wegzudenken.
Wie die Uelzener zu dem Namen Uhlenköper kamen?
Eines Sonntagmorgen, kurz vor dem Gottesdienst,
kam Peter Wulf nach Uelzen.
Er trug einen großen Sack über seiner Schulter, in dem sich augenscheinlich
etwas Lebendiges befand, denn es krabbelte und zappelte kräftig darin. Mit diesem Sack ging Peter zum Kaufmann Böning, baute sich breitbeinig vor dem Tresen
auf und verlangte ein Pfund Tabak.
Der mit Leben gefüllte Sack erregt sofort die Aufmerksamkeit des Kaufmanns und er konnte seine Neugierde nicht verbergen.
"Mensch Peter, was trägst Du denn da in dem Beutel mit Dir herum?" - Ach, drei junge ' Barftgahns ' (im plattdeutschen Barfussgänger)! antwortete Peter, wobei er das letzte Wort so undeutlich vor sich hin murmelte, daß man gut und gerne auch “Barkhahns” (im plattdeutschen Birkhuhn) verstehen konnte. "Ich will mal versuchen, sie hier in der Stadt zu verhökern. Wißt Ihr vielleicht einen Käufer?
Ich dacht mir, ich versuche es erstmal beim Bürgermeister.
"Was hast Du gesagt, Junge “Barkhahns” ?" fragte der Kaufmann, der kein Kostverächter war, noch einmal nach. "Sind die denn auch wohl genährt? Und was willst Du dafür haben?"
"Die sind schon tadellos", meinte Peter verschmitzt, "und falls Ihr sie alle drei haben wollt, Herr Böning, lasse ich sie Euch für acht Groschen das Stück, aber nur weil Ihr es seid." -"Einverstanden", beeilte sich der Kaufmann zu sagen, dem schon das Wasser im Munde zusammenlief, "hier hast Du Dein Geld und den Tabak, den Sack kannst Du Dir nachher wieder abholen." - "Na, dann sind wir uns ja einig, und mit dem Beutel hat es keine Eile." Mit diesen Worten steckte Peter sein Geld ein und ging mit dem Tabak unter dem Arm seines Weges.
Als sich die Kirchgänger so langsam verlaufen hatten und im Laden nicht mehr viel zu tun war, schloß der Kaufmann die Ladentür und brachte den Sack zu seiner Frau in die Küche.
"Sieh mal, was ich Dir hier mitbringe", sagte er so recht vergnügt, "diese drei jungen zarten Birkhähne habe ich soeben zu einem Spottpreis von einem Bauern erstanden. Das wird aber einen feinen Sonntagsbraten geben!" Dabei griff er in den Sack, um seine " Köstlichkeiten " vorzuzeigen. Aber hastig zog er seine Hand wieder heraus, denn eines der Biester hatte ihn kräftig gebissen. "Verdammt", fluchte er, sich das Blut vom Finger wischend, "die sind aber bissig! Marie, versuch' Du es doch mal!" - "Ich werde mich hüten! Soll ich mich auch noch beißen lassen?" antwortete seine Frau, "faß doch den Sack an beiden Enden an und
schüttele die Vögel heraus."Wohl oder übel folgte er dem Rat seiner Frau. Zu seinem Erstaunen kamen drei stattliche Eulen zum Vorschein. Die eine flog sofort auf Frau Bönings Kopf, die andere wollte gradewegs zum Fenster hinaus und die dritte flüchtete auf das Tellerbord, wobei etliche Teller hinunterfielen und auf den Fliesen zersprangen. In diesem heillosen Durcheinander waren Herr und Frau Böning, ihr Lehrling, der Ladendiener und das Hausmädchen froh, als sie endlich mit vereinten Kräften die drei ungebetenen Gäste aus der Küche ins Freie getrieben hatten. Bei dieser aufregenden Jagd ging es natürlich nicht ohne Schaden ab, und so lagen fast alle Töpfe und Teller in Scherben. Eine Eule schlug dem Ladendiener mit dem Flügel so stark in das Auge, das es noch nach vier Wochen grün und gelb schillerte.
Der Kaufmann verfluchte den Bauern und nannte ihn einen Spitzbuben und Betrüger, der ihm nicht noch einmal über die Schwelle seines Hauses kommen solle.
Frau Böning war über das zerbrochenen Geschirr erbost und beschimpfte ihren Mann: "Nein, Heinrich, das verstehe ich nicht! Du willst Kaufmann sein und läßt Dir Eulen für Birkhähne aufschwatzen!"
Peter Wulf, der nichts Gutes ahnte, war längst über alle Berge und wollte auch vorerst nichts von seinem Beutel wissen. Der Kaufmann aber ging vor Gericht nach Oldenstadt und zeigte ihn wegen Betruges beim Amtmann an. Der schüttelte sich erstmal vor Lachen und riet dann dem Kaufmann, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen, sonst könne es geschehen, daß er auch noch den Spott zu tragen hätte. Herr Böning aber wollte sein Recht haben, und es blieb dem Amtmann nicht anderes übrig, als einen Termin anzusetzen.
Da mußte Peter Wulf schon erscheinen, wollte er nicht zehn Taler Strafe in Kauf nehmen. Der alte Amtmann bemühte sich ernsthaft zu bleiben und hielt dem Angeklagten seine Schandtat vor: "Wulf, was hast Du denn da schon wieder ausgeheckt! Verkaufst' dem Kaufmann Böning für viel Geld junge Eulen als Birkhähne!" - Was soll ich getan haben?" antwortet Peter Wulf, "Birkhäne? Nein, Herr Amtmann, das stimmt nicht! Da kann man mir nichts vorwerfen.
' Barftgahns ' habe ich doch nur so aus Spaß gesagt, und nun sagen Sie doch mal selbst, seit wann tragen wohl Eulen Schuhe und Strümpfe? Eulen gehen doch wohl immer noch barfuß, und als ' Barfußgänger ' habe ich sie damals auch angeboten und verkauft. Wenn der Kaufmann nicht richtig hinhört, dafür kann man mich doch nicht zu Rechenschaft ziehen. Ich konnte mir auch nicht recht vorstellen, was man mit Eulen anfangen will, aber vielleicht wollte er sie in einen Vogelkäfig setzen, um ihnen das Singen beizubringen. Stadtmenschen kommen ja auf die verrücktesten Ideen."
Was sollte der Amtmann bei dieser Rechtslage wohl machen? Die Eulen waren wieder in Freiheit, Peter Wulf hatte das erworbene Geld längst in Bier und Branntwein angelegt und somit konnte der Handel nicht mehr rückgängig gemacht werden. Der Kaufmann aber brauchte für Spott nicht zu sorgen. Wo immer er auftauchte, zog man ihn mit seinen Eulen auf, und wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Geschichte im ganzen Land Seit dieser Zeit nannte man alle Uelzener “Uhlenköper” (im plattdeutschen Eulenkäufer) - und diesen Spitznamen tagen sie noch bis zum heutigen Tage.
Petra Schuh 26/10/2009 17:05
Ja, eine Serie, in der der Fotograf Bezug zu seinen Motiven hat. Sehr sympathisch. Um Meilen besser als bemühte Streets von Möchtegern-s/w-Fineartisten... *g*Ist die Schmach der "Barfußgänger" eigentlich bürgermeisteramtserblich? Der guckt so säuerlich angestrengt. ;-)))
LG, Petra
Hannelore Ehrich 14/10/2009 9:49
Jung und Alt, neugierig und gebildet. Gutes Bild. Ich fotografiere auch gerne Menschen. HanniAngelika H. 09/10/2009 19:14
ich mag die serie auch....diese menschen, so verschieden sie auch sind, so im bild zu präsentieren, kann nicht jeder...und man erweitert sogar sein wissen...und das am freitagabend......
:o)
lg angelika
Dieter Geßler 09/10/2009 19:06
eine tolle Serie, jeder Aufnahme vom Feinsten
VG Dieter