.... Das ist selten: Ich feiere den Tod .....
eines Menschen: Slobodan Milosevic
".... Die westlichen und die serbischen Serben rieben sich die Hände. Schließlich bekamen sie den Bürgerkrieg, und die Verantworung für das größte Blutvergiessen seit dem zweiten Weltkrieg konnte auch auf die zwei bis dahin widerwillig als Opfer akzeptierten Völker verteilt werden. Ein dämonisches Spiel. Alles hat seinen Preis, aber der wahre Preis dieser Entscheidung wird erst später in all seinen traurigen Folgen erkannt werden. Der Anfang des Endes hat begonnen. Die Welt, welche wir kannten, verschwindet endgültig. Der Westen, der das Blutvergiessen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina zugelassen und an ihm teilgenommen hat, hat damit auch seine eigenen Fundamente untergraben (...) Er hat die Seele getötet. In sich selbst. Der Keim des Lebens ist nicht mehr da. Nur die menschliche Hülle ist geblieben, wie eine Hohlform des Menschen, der in ihr nicht mehr wohnt. Er wohnt nicht mehr hier. Er wohnt nirgendwo mehr.
Er ist in Bosnien umgebracht worden."
Zoran Filipovic
http://www.zoro.hr/filipovic/fotografije-sarajevo.htm
Das Bild ist das Cover des Programmheftes der Veranstaltungsreihe der Galerie APEX in Göttingen, die ich die Ehre hatte konzipieren und realisieren zu dürfen.
das zdf meinte am Abend, es sei für diejenigen, die auf ein Urteil gehofft hätten, ein schock, das "der ehemalige präsident " ohne urteil gestorben sei.
kein urteil, kein beweis.....
überlassen wir das urteil gern der geschichte
ich bin sicher, diese künstler, die damals an unserer veranstaltunsreihe teilgenommen haben, als zeugen nennen zu dürfen:
Nesim Tahirovic, SAGA (Sarajevo Group Of Authors), Zoran Filipovic, Bosniak Ragib Jubovac, Pero Mate Anusic, Smail Balic, Dzevad Karahasan, Nenad Popovic, Milan und Lejla Stern, Nenad Stefanov, Benjamin Filipovic, Jons Vukorep, Roma Theater Pralipe, Radovan Tadic, Srdjan Vuletic, Jasmin Durakovic, Ferida Durakovic, Zjelko Ivankovic, Stefan Tontic, Smail Balic, Amfiteatar Sarajevo, Dragana Tomasevic, Marko Vesovic, Abdulah Sidran, Emir Joldic, Zarina Khan und diesen irren Installationskünstler, dessen namen mir heut einfach nicht einfällt....(ei - da isser ja wieder: Sanjin Jukic) ... den grüßt gern auch das homegrown vom balkon 95....
Dank schließlich aus ganzem Herzen an Dr. Azra Dzajic (damals GfbV, heute Heinrich Böll Stiftung)
und Pasa "i've seen it all" Ferovic von der rock'n roll association sarajevo
.... ohne euch wär' die welt ärmer...
Das ist keine Freude heute - aber es ist gut.
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Informazioni
| Sezione | Motive: Zeit Geschichte |
| Cartelle | me myself and eye |
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Roland Epper 12/03/2006 18:53
@ Bri Bri: jeep - kostensparend ist das. Und ich glaube, er hat weniger Anhänger, als man gemeinhin denkt. Es ist nun einmal eine Eigenheit totalitärer Politik, Opposition zu unterdrücken und sich mit Hilfe auch weniger Akteure zeitweise sozusagen des Bewußtseins der mit ihrem (Über)leben beschäftigten Mehrheit zu bemächtigen. Das hält freilich nur vor, solange Erfolge wenigstens vorgegaukelt werden können. Kaum länger. Und danke für den Link.@ Alfred: Ich will Dir wirklich nicht zu nahe treten, aber Dein Vorwurf geht fehl. Zum einen habe ich meine Quellen benannt - nicht zuletzt Dzevad Karahasan, der als der vielleicht profilierteste Kritiker grade Peter Handkes gelten darf und mit dem ich in der Zeit, in der er in Göttingen lebte, oft und lange habe sprechen können - zum anderen habe ich über zwei Jahre Vollzeit an diesen Themen gearbeitet und schließlich im Herbst 96 Sarajevo besucht. Dort habe ich unter anderem eine lange Nacht im Schneideraum des Kino Radnik verbracht, wo Pasa Ferovic, der während der Belagerung Sarajevos als Kameramann gearbeitet hat, uns, einer Delegation der Soziokulturellen Zentren Niedersachsen, ungeschnittene Videos aus dieser Zeit zeigte. Diese Nacht - unter anderem - hat mich gegen den Vorwurf der Einseitigkeit dauerhaft immunisiert. Es gibt an der Tatsache, daß im Namen einer großserbischen Ideologie Völkermord begangen wurde, nun einmal nichts zu relativieren. Mehr, als die Quellen meiner in dieser Zeit erarbeiteten Überzeugungen offenzulegen kann, ich da kaum tun. Sicher ist es oft mühsam, gezielte Desinformation und Gerüchte und Wahrheiten von einander zu trennen. Das heißt aber nicht, daß es die Wahrheit nicht gibt. Vor allem die Wahrheit aus erster Hand.
@ Cindy: klar wird gelogen - die Lüge wird auch sehr bewußt produziert. Aber - wie ich schon oben sagte: es gibt auch die Wahrheit. Die findet sich nur häufig nicht ganz so leicht.
AKKraus 12/03/2006 17:15
@ Cindydie Wahrheit ist immer das erste Opfer im Krieg
erinnerst Du Dich noch an die Aussage einer Krankenschwester vor der UN. Die erzählte wie die Iraker, als sie damals in Kuweit einmarschierten in der Kinderklinik die Neugeborenen aus den Brutkästen geworfen hätten. Das war glatt erlogen. Hat nachweislich nie stattgefunden. Die Krankenschwester war die Tochter den kuweitischen Botschafters und die Öffentlichkeit sollte für eine militärischen Schlag gegen den Irak in Stimmung gebracht werden.
Da gibts nen guten Film dazu "Wag the Dog" war als bissige Satire gedacht. Der wurde von der Realität überholt.
LG Alfred
AKKraus 12/03/2006 14:05
naja, Rolandda hast Du sicher recht, daß hier nicht genügend Platz
vorhanden ist um Mythen zu zerplücken. Die Zusammenhänge werden wir wohl nie ganz erkennen.
Und Gegenargumente einfach abbügeln mit dem Hinweis, daß alle dies, anders interpretieren irgendwelchen intellektuellen Spinnern aufsitzen find ich nicht redlich. Du selektierst Dir Deine Wahrheit auch aus bestimmten Quellen. Ich versuch nur zu differenzieren und mich gegen eine einseitige Darstellung zu wehren.
LG Alfred
Bri Bri 12/03/2006 12:11
mein Beitrag: http://www.sbpm.de/?Literatur:FolterNun ist er tot und senkt rechtzeitig die Folgekosten einer langen Verhandlungskette. Die Ersparnisse sollten den Opfern zu Gute kommen.
Seine Anhänger werden ihn trotzdem auf einen Sockel heben.
Bribri
Roland Epper 12/03/2006 11:48
@ Alfred: Hier ist nicht Raum genug, um die Mythen, die von westlichen Intellektuellen vom Schlag eines Peter Glotz oder seiner Unsäglichkeit Peter Handke gesponnen wurden, zu zerpflücken. Da muß ich mich mit dem Hinweis auf die Bücher Dzevad Karahasans begnügen oder auch mit dem Hinweis auf das Buch "daß wir in Bosnien zur Welt gehören" von Johannes Vollmer (Isbn 3-545-34135-6)Aber benennen kann ich den zentralem Mythos dann doch: "Das war ein Bürgerkrieg."
Nein. Es hat keinen Bürgerkrieg gegeben. Bei aller Schräglage des Argumentes ist es dennoch richtiger, von einer ganz einfach faschistischen Aggression zu sprechen. "Wir dachten, daß wir hier in Bosnien zur Welt gehören. Und wir haben auch wirklich zur Welt gehört. Gott möge Euch davor behüten, daß Ihr wie wir von solchen Faschisten eingekreist werdet. Um uns ist ein besonderer Faschismus, ein Faschismus aus dem 14. Jahrhundert. Die Psychologie ist aus dem 14. Jahrhundert, und die Bewaffnung aus dem 21. Jahrhundert." (Izet Sarajlic)
"Nie wieder Faschismus" - Europa hätte viel, viel früher eingreifen müssen. Einfache Menschlichkeit, nicht einmal Menschenrecht, verlangt das. Der Weg zum Menschenrecht als quasi weltverfassendem Grundrecht ist noch weit. Bis dahin muß die Moral genügen.
@ Cindy: Für Dich ein Gebet:
Das Gebet von Sarajevo
Ich beschwöre dich bei Gott, großer Gott,
nimm die TIERE aus der Welt!
Laß alles übrigbleiben, was vom Katzengeschlecht,
meine Armseligkeit, laß sie übrigbleibenm
aber - nimm die Tiere weg.
Rühre nicht an das Hundegeschlecht,
rühre nicht an die Vögel,
nur um das eine bitte ich dich, gnädiger Gott -
nimm die TIERE weg.
Nimm die TIERE weg, von den Hängen, weg!
Nimm die TIERE weg, ich beschwöre dich, Gott -
aber rühre mir weder an Bache noch Eber, rühre nicht
an die Nachtigall, nicht an den gefiederten Haussänger.
Rühre nichts an, was schön ist zu sehen!
Rühre an nichts. Doch nimm um Gottes Willen
die TIERE weg.
Rühre nicht an die Ameisen, und kümmere dich nicht
um das Vieh
aber die TIERE - nimm sie weg.
Wo du sie hingetan hast, da nimm sie weg.
Von den Hängen, oberhalb der Stadt, nimm sie weg.
Von der Welt, wohin du sie getan hast, nimm sie weg.
Nimm sie weg, Gott
und hilf ihnen, Gott
Außer dir kann ihnen niemand helfen.
Für sie gibt es nicht Wohnung noch Bleibe,
in beiden Welten - weder Haus noch Hütte.
Nimm sie weg, Gott
aus beiden Welten.
Nimm sie weg
und hilf.
(Abdulah Sidran, Übers. Klaus Dieter Olof)
@ Gisela: ich will jetzt beileibe nicht zynisch klingen - aber bei böser Lesart wäre es genau das: versacken lassen und wegduschen. Klassisch europäisch das. (Bitte: nicht persönlich nehmen - mir ist schon klar, daß Du das so nicht meinst. OK?)
@ Lara: Wenn die Weltöffentlichkeit wissen wollte, dann könnte sie - mein Eindruck ist eher, daß sich die Welt mit den Verfahren die Schuld vom Hals halten will. "Durch Bosnien waren wir bereits auf etwas gefasst, wofür Ruanda nun den Beweis liefert: Diese Tragödie räumt endgültig mit den letzten Illusionen der Nachkriegszeit auf - Auschwitz hätte vom Fernsehen direkt übertragen werden können ...." (Rony Braumann, Präsident (1995) von "Medecins sans frontieres")
Zum Recht ein Zitat, daß mir schlicht unfaßbar ist:
"Der Schweizer Ersatzrichter am Uno-Kriegsverbrechertribunal für das frühere Jugoslawien, Stefan Trechsel, sagte, Milosevics Tod vor dem Prozess-Ende bedeute, dass er unschuldig gestorben sei. Vom rechtlichen Standpunkt her gelte für Milosevic "in alle Ewigkeit die Unschuldsvermutung". (Spiegel online)
Lara M. 12/03/2006 9:03
Gut, dass Du das hier zeigst ... So geht man nicht einfach wieder zur Tagesordnung über. Ich hoffe, Du hast wenigstens viele klicks.... ich denke ein Urteil hätte zumindest der Weltöffentlichkeit gut getan ...
Gruß lara
Gisela Gnath 12/03/2006 5:26
Interessante Info am Morgen.Das muß ich erstmal sacken lassen. Derweil geh ich unter die Dusche!!!lg Gisela
AKKraus 12/03/2006 0:36
schön, ich trauere auch nicht um Milosevic. Vor allem nicht als Figur die in einen bösen Spiel eine böse Rolle gespielt hat. Der Bürgerkrieg hätte nie statt finden dürfen und es hätte mit Sicherheit bessere Lösungen für den Nationalitätenkonflikt in Jugoslawien gegeben, wenn der Westen Interesse daran gehabt hätte. Ein Bürgerkrieg mit einem Schurken ist die ideale Voraussetzung für eine militärische Intervention und der Zerschlagung eines Regimes das noch nicht die freie Marktwirtschaft eingeführt hat. Das war unter anderem eine Bedingung (die Öffnung des Marktes) die man der serbischen Regierung gestellt hatte, um von einer militärischen Intervention abzusehen. Diese Bedingungen, die für keine Regierung akzeptabel gewesen wäre standen im Annex B, den fast niemand kannte. Die USA rüsteten während des Waffenstillstandes die bosnischen Serben mit Waffen auf, worauf diese den Waffenstillstand brachen.Versteh mich bitte nicht falsch, ich weine keinem Diktator nach, mich ärgert nur, daß man einen Schurken zum Oberschurken aufbaut um unter dem moralischen Deckmantel, man kämpfe für die Menschenrechte Konflikte schürt und diese dann militärisch wieder niederschlägt. Zynisches Spiel.
LG Alfred