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Das "Making-of" des Bildes "Falkirk Wheel"

Das "Making-of" des Bildes "Falkirk Wheel"

6.001 8

Klaus Rohwer


Free Account, Ulm

Das "Making-of" des Bildes "Falkirk Wheel"

(Siehe vorhergehendes Bild!)
Links im Bild ist die Bedienungsoberfläche meines Programms "Lyonel" zu sehen. Der Knopf ganz links oben löst das Hereinladen eines zu bearbeitenden Bildes aus. Damit ist in der Regel ein bis dahin noch nicht mit dem Lyonel-Feininger-Effekt bearbeitetes Bild (in der Regel ein Foto) gemeint. Wurde schon mit der Bearbeitung des Bildes begonnen und die Parameter abgespeichert, so kann mit dem Knopf rechts oben der Parametersatz wieder hereingeladen werden. Dadurch wird jede schon eingefügte Effektlinie aus den Parametern wieder erzeugt und dem Bild überlagert. Das fertige Bild samt Effektlinien kann dann mit dem Knopf "Bild speichern unter..." als Bilddatei (in der Regel als .tiff) abgespeichert werden.

Wenn man eine Bildvorlage neu bearbeitet, kann man wählen zwischen "Farbeffekte" und "Nur Kontrasteffekte". In der Regel verwende ich nur Kontrasteffekte, so auch in diesem Beispiel. Bei Kontrasteffekten wird das Bild auf der einen Seite einer Effektlinie aufgehellt, auf der anderen abgedunkelt. Bei Farbeffekten kann auch die eine Seite einen Farbstich erhalten, während die andere Seite in der Komplementärfarbe getönt wird. Dies ist aber nur selten sinnvoll, und zwar insbesondere bei Motiven mit einem hohen Weißanteil (genauer gesagt: Hellgrauanteil). Ein Beispiel dafür ist mein Bild "Das Ulmer Stadthaus in nie gesehenen Farben".

Wenn man eine neue Effektlinie einfügen möchte, muss man zunächst wählen, um welchen Typ Linie es sich handeln soll: Gerade, (Kreis-)Bogen, Parabel oder Ellipse. Das Programm merkt sich die Einstellung und behält sie bei, solange man keine andere wählt. Beim Start ist die Gerade vorgewählt.

Eine gerade Effektlinie wird in das Bild eingefügt, indem man zunächst eine geeignete gerade Linie im Bild identifiziert, z.B. eine Hauskante, und dann an ein Ende dieser Linie klickt und mit der Maus bis zum anderen Ende zieht. Währenddessen wird ein rechteckiger Rahmen aufgespannt, bei dem der Anfangs- und der Endpunkt zwei Ecken bilden. Lässt man die Maustaste los, so beginnt das Programm sofort mit dem Einfügen der Linie, indem es einen Wartebalken anzeigt. Nach wenigen Sekunden ist die neue Effektlinie bereits im Bild zu sehen. Der Clou dabei ist aber, dass diese Effektlinie - wie bei Lyonel Feiningers Gemälden - über den Anfangs- und Endpunkt hinausragt und langsam ausläuft. Da steckt etwas Mathematik dahinter, auf die ich hier aber nicht näher eingehen will.

Für Geraden - meistens die häufigsten Effektlinien in meinen Bildern - gibt es noch ein paar Optionen, die einem Arbeit sparen können. Da ist zunächst mal der Geradenmodus: "auto" oder "manuell". In der Regel arbeite ich im manuellen Modus, wie oben beschrieben. Wenn die betreffende Kante im Bild einen hinreichend hohen Kontrast zwischen ihren beiden Seiten aufweist, kann man die Linie genauer treffen, wenn man den "auto"-Modus wählt. Dies funktioniert aber nur bei schrägen Linien, bei waagerechten und senkrechten ist dieser Modus eher kontraproduktiv. Für die "Schattenseite" (nur bei Geraden!) gibt es vier sich paarweise ausschließende Auswahlmöglichkeiten: links oder rechts, oben oder unten. Da das Licht in der Regel von oben kommt, ist es in den meisten Fällen sinnvoll, bei der Schattenseite "unten" zu wählen. Ob man "links" oder "rechts" wählt, hängt vom Motiv ab. Diese Einstellungen können während der Arbeit am Bild beliebig geändert werden, was mitunter sinnvoll ist. Sie stellen auch nur eine Voreinstellung dar, die überschrieben werden kann.

Bekanntlich ist ein Kreis durch drei Punkte in der Ebene vollkommen bestimmt. Um einen Kreisbogen als Effektlinie einzufügen muss man also drei Punkte im Bild anklicken. Ein Bogen muss aber kein geschlossener Kreis sein, sondern jeweils der erste und der letzte Punkt bestimmen seine Länge. Diese kann man jedoch auch im Nachhinein noch verändern, indem man den entsprechenden Parameter anpasst.

In einem gegebenen Koordinatensystem ist auch eine Parabel durch drei Punkte eindeutig bestimmt. Die Festlegung auf das x-y-Koordinatensystem wäre aber eine zu große Einschränkung. Daher bestimmen der erste und der letzte Punkt beim Einfügen einer parabelförmigen Effektlinie die Lage des Koordinatensystems.

Für die Festlegung einer Ellipse reichen im Allgemeinen drei Punkte nicht mehr aus. Um dennoch mit drei Punkten auszukommen, bestimmen der erste und der letzte der im Bild ausgewählten Punkte die Lage einer Halbachse der Ellipse.

In den allermeisten Fällen ist es sinnvoll, das Häkchen bei "Automatische Vorschau" gesetzt zu lassen. Nur wenn man mehrere Parameter einer Effektlinie gleichzeitig ändern möchte, empfiehlt es sich, das Häkchen währenddessen zu entfernen und hinterher wieder zu setzen.

Jede Effektlinie bekommt vom Programm eine Nummer verliehen, und zwar in der Reihenfolge ihrer Erzeugung. Ansonsten hat die Reihenfolge keinen Einfluss auf das Ergebnis. Diese Nummern kann man auch ins Bild einblenden, wofür die entsprechend beschriftete Taste vorhanden ist. Dies ist sinnvoll, wenn man Parameter einer früher eingefügten Effektlinie ändern möchte. Dazu kann man im Feld "Nummer" die betreffende Liniennummer auswählen. Sind die Liniennummern im Bild eingeblendet, so sind sie mit einer Farbe entsprechend ihrem Typ hinterlegt. So findet man beispielsweise eine Ellipse leicht anhand ihrer blauen Hinterlegung auch in einer großen Menge von Geraden (weiß hinterlegt).

In der unteren Hälfte der Bedienungsoberfläche werden verschiedene Parameter der gerade zur Bearbeitung ausgewählten Effektlinie angezeigt. Sie können hier auch verändert werden. Sofern das Häkchen bei "Automatische Vorschau" gesetzt ist, wird der Effekt unmittelbar nach Änderung eines Parameters neu berechnet und angezeigt.

Der Parameter "Länge" bestimmt, wie lang sich der Effekt über die gewählten Endpunkte hinaus erstreckt. Der Parameter "Breite" bestimmt, wie weit sich der Effekt quer zur Effektlinie in das Bild hinein erstreckt. Der Paramter "Stärke", den es getrennt für Rot (R), Grün (G) und Blau (B) gibt, bestimmt genau das, was sein Name vermuten lässt. In der Regel - nämlich, wenn ich nur Kontrasteffekte eingeschaltet habe - sind die Stärken für R, G und B jedoch synchronisiert und verändern sich gemeinsam.

Rechts von den Eingabefeldern für die Parameter befinden sich noch ein paar Knöpfe, die es ermöglichen, die jeweiligen Parameter automatisch für einen Nummernbereich zu skalieren. Dazu öffnet sich bei Betätigung solch eines Knopfes ein eigenes kleines Menü, in dem man den Nummernbereich und Werte für die Skalierung eingeben kann (nicht abgebildet).

Viel häufiger jedoch als die Skalierung benötigt man den Knopf "Seitenumkehr". Mit diesem kann die Schattierung der ausgewählten Effektlinie seitenvertauscht werden. War zum Beispiel die Innenseite eines Kreisbogens, einer Parabel oder einer Ellipse dunkler als die Außenseite, so kann dies hiermit umgekehrt werden. Auch die Voreinstellung der "Schattenseite" von Geraden kann hiermit überschrieben werden.

Mit den drei letzten Parametern kann oft eine misslungene Effektlinie noch gerettet werden, wenn sie beispielsweise verschoben werden muss. Das geht jedoch nicht in allen Fällen (es gibt "hidden parameters"), so dass einem mitunter nichts anderes übrig bleibt, als eine Effektlinie mit dem "Löschen"-Knopf wieder zu entfernen und es ggf. neu zu versuchen.

In der Voreinstellung ist im Kästchen "Winkel autokorrigieren" ein Häkchen gesetzt. Dieses bewirkt, dass geringe Abweichungen von der Waagerechten oder Senkrechten bei Geraden automatisch korrigiert werden. Daher kann es von Vorteil sein, vor dem Bearbeiten von Bildern mit dem Lyonel-Feininger-Effekt, stürzende Linien im Ausgangsbild sorgfältig aufzurichten. Dies muss aber vorab in einem externen Programm wie Lightroom geschehen.

Das Einfügen der Effektlinien nimmt man vor, während das Vorlagenbild wie eingelesen angezeigt wird (wie im Beispielbild zu sehen). In der Regel mache ich jedoch das Bild unscharf, bevor die Effektlinien tatsächlich darauf angewendet und das bearbeitete Bild abgespeichert wird. Dazu gibt es die Taste "Bildglättung" und daneben einen entsprechenden Parameter. Doch auch während der Bearbeitung kann man die Bildglättung schon mal einschalten um zu beurteilen, ob der gewünschte Effekt erzielt wird. Sie lässt sich genau so einfach wieder ausschalten. Sind bereits viele Effektlinien vorhanden, so kann das Rendern des Bildes allerdings eine gewisse Zeit beanspruchen.

Ebenfalls eine "Verunschärfung" des Bildes passiert durch die "Dilatation" eines Bildes, für die es ebenfalls eine Taste gibt. Dies ist jedoch nur sinnvoll, sofern es sich um ein Nachtbild mit Lichtquellen handelt, wie häufig bei nächtlichen Stadtansichten (siehe z.B. mein Bild "Elbflorenz"). Die Dilatation hebt die Lichter stark hervor. Anschließend ist jedoch auch hier eine "Bildglättung" sinnvoll.

Ganz unten gibt es noch einen Knopf "Zyklische Farbeffekte". Dieser ist hier ausgegraut. Er kann nur aktiviert werden, wenn oben "Farbeffekte" eingeschaltet sind, was jedoch nur in bestimmten Fällen (siehe oben) sinnvoll ist. Mein Bild "Das Ulmer Stadthaus in nie gesehenen Farben" wurde mit dieser Option bearbeitet.

Was in der Bedienungsoberfläche nicht zu sehen ist, ist die Lupenfunktion des Programms. Durch Aufziehen eines Rechtecks mit der sekundären Maustaste (in der Regel die rechte) kann man den betreffenden Bereich für die Bearbeitung vergrößern. Ein einfacher Klick mit der sekundären Maustaste in den vergrößerten Ausschnitt kehrt zum Vollbild zurück.

Das Einfügen von Effektlinien erhöht den Kontrast eines Bildes und verringert seine Farbsättigung. Daher bearbeite ich ein Bild, auf das ich meinen Lyonel-Feininger-Effekt anwenden möchte, vorher in Lightroom in die entgegengesetzte Richtung (Kontrast runter, Farbsättigung rauf). Die Stärke dieser Veränderung erfordert eine gewisse Erfahrung, die ich inzwischen gewonnen habe. Auch im fertigen Bild (mit Effektlinien) kann man nochmals eine Feinanpassung von Kontrast und Farbsättigung vornehmen.

Diese Ausführungen gelten für die gegenwärtige Version 17.13 meines Programms. Da ich es jedoch ständig weiterentwickle, kann sich die Bedienung in zukünftigen Versionen ändern (und war in früheren Versionen anders). Das Programm ist kein KI-Programm und verwendet auch keine KI, nicht einmal indirekt.

Commenti 8

  • Hans-Joachim Maquet 03/10/2024 9:40

    Ja Klaus, Du weißt ja, ich bin einer der Bewunderer Deiner Arbeiten
    mit dem selbst entwickelten Lyonel-Feininger-Effekt. Dafür meinen 
    vollen Respekt für jede der Präsentationen auf Deiner FC-Seite.
    Nun sogar in umfänglicher Beschreibung Deine Vorgehensweise.
    Respekt und Anerkennung von mir.
    LG und einen schönen Feiertag vom
    Hans-Joachim
    • Klaus Rohwer 04/10/2024 13:54

      Vielen Dank, Hans-Joachim, für deinen lobenden Kommentar!
      Dir noch eine schöne Restwoche! Liebe Grüße: Klaus
  • Ruth U. 25/09/2024 17:15

    Ich lese das jetzt nicht alles, ich könnte das sowieso nicht nachempfinden, es ist auf jeden Fall fantastisch, was Du da entwickelt hast.
    LG Ruth
    • Klaus Rohwer 25/09/2024 20:18

      Das ist auch mehr was für Nerds!:-) Aber es gibt welche, die das lesen - und sogar verstehen.
      Vielen Dank, Ruth, für deinen lobenden Kommentar!
      Liebe Grüße: Klaus
  • Annerose Hüttl 23/09/2024 18:06

    Alle Achtung zu Deiner Entwicklung der Feininger Effekt Software. Sicherlich steckt eine Menge Arbeit und Grips dahinter. Vielen Dank für das ausführliche "Making of".
    • Klaus Rohwer 24/09/2024 10:41

      Vielen Dank, Annerose, für deinen lobenden Kommentar!
      "Grips" ist das, was ich mit "NI" meine.
      Viele Grüße: Klaus
  • Wellenteilchen 22/09/2024 11:02

    Klasse Doku und Beschreibung!
    Ich freue mich immer über ein schönes Bild mit dem Lyonel-Feininger-Effekt, es läßt ahnen, was für eine Arbeit in den Bildern steckt!
    Viele Grüße, Martin
    • Klaus Rohwer 22/09/2024 17:02

      Vielen Dank, Martin, für dein Lob und deinen Kommentar zu diesem Bild - und zu meiner Erklärung dazu! Ja, die Erzeugung solcher Bilder macht schon Arbeit, es ist eben kein Ein-Klick-Filter. Und dazu kommt noch die Arbeit der Programmentwicklung - die dann im besten Fall die Arbeit der Bildbearbeitung erleichtert.
      Viele Grüße: Klaus