Der 3. Mann...( 8 )
Achtung:
Das Foto ist nur Beiwerk zur Geschichte, mehr konnte ich nicht herausholen :-(
Der 3. Mann, - das hört sich sehr nach Gaunermilieu an, weit gefehlt.
Hierbei handelt es sich um einen jungen Kollegen aus der Werkstatt sich mehr oder weniger freiwillig bereit erklärt die Schippe zu schwingen. Alles für den verlorenen Sieg des Sozialismus, an den er glaubte.
Viele Jahre fuhren wir Personalfreundlich, in der Hauptsache für den Heizer, unbeschwert mit den 01.5 Öl stolz durchs Reichsbahnland. Bis uns der große Bruder den Ölhahn zu drehte, nicht ganz wie auch auf dem Foto zu erkennen ist.
Irgendwie kommt in mir ein Vergleich zu heute in den Sinn, Öl hatte der Russe (der Ausdruck allein damals konnte einen Wohnortwechsel mit begrenzen Raum nach sich ziehen) wollte nur mehr Kohle fürs Öl damit erzielen. Jetzt ist er unser freundlicher Handelspartner, versucht wiederum Druck und Macht durch Rohstoffe aus zu üben.
Doch lassen wir das, versetzen uns zurück in das Jahr 1980.
Öl - zu teuer für die Republik, da fahren die Loks halt mit Kohle. Ein paar Reichsbahn Experten zählten zusammen was da überhaupt noch an Rostloks so in der DDR dahin gammelte. Fündig wurde sie Gott sei Dank bei vielen Heizloks die über das ganze Land verstreut waren und einige Loks die noch halbwegs gut in Meiningen auf gearbeitet werden konnten. Meine Lieblings - Baureihe die 41er zählte natürlich dazu, die nun nach vielen Jahren Abstinenz erneut heimisch wurde im Bw Saalfeld.
Der 3. Mann, war uns zur Ausbildung beigegeben sollte sich anfreunden mit der schweren körperlichen Arbeit in einer Schnellbesohlung.
Den Umgang nicht nur mit der Schippe lernen die mitunter urplötzlich in der Feuerkiste verschwand weil der Azubi (so sagt man wohl heute) sie zu zärtlich in der Hand gehalten hatte.
Einmal nur – geht schon, davon bleibt die Lok nicht stehen, eine Ersatzschaufel ist immer auf der Maschine mitzuführen. Verantwortlich dafür der Meister, wer sonst. Wir sehen, es geht nicht nur darum eine Lok von A nach B sicher zu bewegen. Ein riesengroßer, unsichtbarer Rucksack mit viel Verantwortung hängt da auf dem Kreuz des Lokführers.
Schaufel hin, Schaufel her, ein neuer Heizer muß mit vielen Dingen zurecht kommen. Zum Beispiel mit den Schürgeräten in allen Lagen, ohne Schweiß geht da gar nichts. Stecken Beobachtung, normal und ganz wichtig.
Vor ihm auf der linken Seite der „Vierwegehahn“ (Näßeinrichtung), eine Abzweigung mit vielen Möglichkeiten. Für unseren Neuling ein Buch mit sieben Siegeln das es zu beherrschen gilt. Wird das nur halbherzig aufgenommen kann der Meister schon mal böse werden. Die Folgen sind dann meist gut sichtbar.
Je mehr Zahlen beim Lotto desto komplizierter wird das Spiel.
Damit das Ganze ja nicht zu einfach wird, wurden unter diesen Hahn zur Erweiterung der Möglichkeiten noch zwei Hosenhähne (Dreiwegehahn) angebracht. Was habe ich über die Dinger schon geflucht, weil auch bei bester Pflege, die sich immer fest fressen. Allein damit kann man viel Zeit verbringen mit oft mäßigen teils schmerzhaften Erfolg. Die Spuren an den Händen lassen es dich nicht zuletzt spüren, dennoch erfreut es einen wenn das Umstellen schließlich geklappt hat. Hilft man mit eine Schlüsselrohr gefühlvoll nach könnte es von Erfolg gekrönt seien, wenn kein Gefühl im Spiel ist hast du den Griff des Umstellhahnes abgerissen ohne die Fließrichtung des Wassers gewechselt zu haben.
Tausend kleine Tücken laueren überall um den Neuen zu zeigen das die Dampflok ein heißes Gerät ist, es viel Gespür braucht mit ihr gut aus zu kommen.
Über das endlos scheinende Gleisvorfeld mit unzähligen Weichenstraßen sind wir letztendlich im Wende Bw Leipzig gelandet.
Bevor die Aktion Feuer, Wasser, Kohle (FWK) beginnt wird abgetaucht in den Kanal. Zur Nachschau, wenn nötig die Unterbuchsen mit Achsöl versorgt und allem was noch dazu gehört. Oben herum ebenfalls, nach ölen ehe FWK in Angriff genommen wird. Zum Schluß gibt es von den schon bereitstehenden Kran zwei Greifer Kohle für die lange Heimfahrt mit den Personenzug 3025.
Ein besonderes Treffen der beiden 01.5 in Leipzig stellt unser Foto dar. Einmal die 01 513 mit spitzer original Rauchkammertür sowie Ölfeuerung, während die Schwestermaschine 01 514 noch als Kohlelok mit getauschter Einheits - Rauchkammertür sich im Einsatz zeigt.
Die Kollegen der 513 kümmern sich gerade um ihr leibliches Wohl. Wenn wir dann für die Heimfahrt gerüstet sind wird unsere Lok an der selben Stelle stehen.
Die anstehende Pause in der Kantine ist nun sicher wohlverdient. Immerhin erst nach 31. Mal halten mit der Fuhre ist unser Heimat Bw Saalfeld wieder erreicht.
Genug Zeit und Gelegenheit für den 3. Mann, sich rann zu tasten, mal zu erleben wie es so abgeht als Heizer auf einer Kohle gefeuerten Lok.
Hat er jetzt vergessen wie und wohin nun das Wasser fließen muß bei dem „Vierwegehahn“ und den dazugehörigen „Hosenhähnen“ dann wird der Fachmann sehr schnell es erkennen an den schwarzen Gesichtern der drei Männer auf der Lok.
Oder an den ausgeglühten Aschkasten sowie auch an der Rauchkammertürfarbe.
Ralf
Günter Stingl 08/07/2012 20:26
…. die besseren Führer mit ihren E-Loks, da durften wir nicht mal einen Öler abstellen, weil sogar der Drehscheibenwärter dort der Größte war.Das gab es früher und gibt es auch heute noch. Wenn es auch nicht mehr um die Dampfloks geht, aber die „Standesdünkel“ gab und gibt es immer.
Aber wieder mal eine herrlich lebendige Geschichte von Dir, danke.
Gruß Günter
BR 45 27/05/2011 19:56
-"Tausend kleine Tücken laueren überall um den Neuen zu zeigen das die Dampflok ein heißes Gerät ist, es viel Gespür braucht mit ihr gut aus zu kommen. "Hallo Ralf
Sehr viel Wahrheit liegt in Deinen o.g.Worten,das hab ich von Dir persönlich lernen dürfen :-) .
Bild und Text wie immer bei Dir - vom Feinsten!
LG.Max
@Anja Pfeifer
Wenn man den Aufnahmezeitpunkt bedenkt und was für Möglichkeiten man damals hatte .... !
Volker Thalhäuser 30/11/2008 19:08
Ralf wir ergänzen uns doch gut
Gruß Volker
Anja Pfeifer 20/11/2007 3:24
Ralf, auch wenn Deine Bilder vielleicht nicht superhochauflösende, bildbearbeitungsprogramm ausgereizte Hochmoderne Aufnahmen darstellen ;-) - die Kombination von Text und Bild ist immer hervorragend. Das Bild leitet einen in die Geschichte und hinterher schaut man sich alles nochmal mit ganz anderen Augen an. Und das können leider nur ganz ganz wenige Leute :-)LG Anja
Ralf Göhl 18/11/2007 17:16
@Erich, zu wenig Zeit gehabt für Antworten.Da hatte ich den Leipziger Oliver Wadewitz gebittet Dir das zu erklären. Doch er hatte wahrscheinlich ebenso keine Zeit.
Im Grund genommen hast Du Dir die Frage selbst beantwortet.
Beide Schuppen die gegenüberliegen gehören zu Leipzig West.
In den einen waren die besseren Führer mit ihren E-Loks, da durften wir nicht mal einen Öler abstellen, weil sogar der Drehscheibenwärter dort der Größte war.
@Allen anderen danke dafür das euch Text und Bild gefällt, wenn es leider auch manchmal mit der Qualität hapert.
Doch wenn ich mir alle Fotos so anschaue in der „FC“, es gibt schlechtere und da steht kaum was oder gar nichts darunter.
Es grüßt Ralf
Steffen°Conrad 17/11/2007 9:12
Und wieder freut man sich an Bild und Text, was auch immer Du uns schilderst es ist packend und auch für die elektrische Fraktion mit Maulschlüssel nachvollziehbar ;-)Und eine solide Handwerksausbildung ist Grundlage für alles im Leben, da kommt kein Bürohengst mit!
Der Griff nach dem Ölhahn in Russland( der glorreichen Sowjetunion damals), bescherte u.a. vielen Straßenbahnbetrieben ein weiterleben, weil der Diesel knapp wurde für Busse...
mal sehn wann es wieder soweit ist*i*
Vg Conni
Oliver Wadewitz 16/11/2007 21:50
Hallo,vielen Dank für diese schöne Aufnahme.
Leider liegen heute an dieser Stelle des ehemaligen Bw Leipzig Hbf West keine Gleise mehr.
Eigentlich mag ich es nicht in Antworten bilder mit beizufügen, dieses Mal bitte ich um Vergebung, zeigt es aber deutlich die Veränderungen zu Ralf seinen Bild.
MfG
Oliver
Wolfgang Graßl 16/11/2007 20:40
Wie immer eine interessante Geschichte, garniert mit dem passenden Bild. Freu mich schon aufs nächste Mal.Viele Grüße, Wolfgang
BRIEM-PHOTOGRAPHY 16/11/2007 17:52
starkKlaus Kieslich 16/11/2007 17:36
Wieder eine sehr gute Präsentaion von Wort und Bild...könntest langsam mal ein Buch ausgeben:-)Gruß Klaus
Jan-Henrik Sellin 16/11/2007 17:06
Wieder einmal ein sehr interessanter Einblick in die Tätigkeiten der Dampflokpersonale zu DDR Zeiten, danke Ralf!Viele Grüße, Jan
Thomas Reitzel 16/11/2007 17:06
Die Tücken des Heizerdaseins, mancher hat das wohl zu spüren bekommen! Wieder eine Deiner unübertrefflichen Geschichten! Und ein schönes Bild dazu!VG Tom