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Der Brillenmacher und sein Kunde

Der Brillenmacher und sein Kunde

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Tim Brüning


Free Account, Minden

Der Brillenmacher und sein Kunde

Gesehen auf dem Mittelalterlichen Spectaculum 2007 in Bückeburg.
Unterwegs mit Ralph Bache .

Brille (mhd. berillus, berille; von dem Mineral Beryll, aus dem man um 1300 Vergrößerungsgläser für Reliquiare
und Monstranzen schliff). In der Heidelberger Liederhandschrift sagt um 1270 der Dichter Missner d. Ältere sinngemäß:
Wenn wir im Alter nicht mehr gut lesen können, dann nehmen wir einen klaren Spiegel, um hindurchzusehen.
Unter 'Spiegel' ist nach damaligem Sprachgebrauch wohl ein klares Glas, der gewölbte 'Lesestein' (lapis ad legendum)
zu verstehen, der dem Schriftträger direkt aufgelegt wurde. Der erste Hinweis auf Augengläser findet sich in
einem venezianischem Dokument von 1302, in dem von 'vitreos ab oculis ad legendum' (Gläser vor den Augen zum Lesen)
geschrieben steht. Der Arzt Bernard de Gordon erwähnt 1303 Augengläser. In einer Schrift des Dominikaner-Predigers
Fra Giordano di Rivalto von 1305 steht: Die Erfindung der Brille sei ein göttliches Geschenk und noch nicht
zwanzig Jahre alt. Die wohl älteste bildliche Darstellung einer Nietbrille findet sich auf einem Fresko von
1352 im Kapitelsaal San Nicola zu Treviso. Mit Nietbrille ist auch der lesende St. Peter auf dem Zwölfbotenaltar
von 1466 in St. Jakob zu Rothenburg o. T. dargestellt. Diese Art von Brille hatte weder Bügel noch Haltemechanismen
und musste zum Gebrauch mit einer Hand vor die Augen gehalten werden. Anhand von Brillenfunden hat man
festgestellt, dass die Fassungen von Nietbrillen aus Buchsbaum- bzw. Lindenholz oder Bein bestanden.
Die im 14./15. Jh. aufgekommenen Bügelbrillen hatten ein Gestell aus Bronze, Silber, Horn, Bein oder Leder.
(Die Bezeichnung 'Nietbrille' kommt daher, dass die zwei Hälften der Fassung mit einem Niet zusammengehalten
wurden. Bügelbrillen haben ihren Namen von dem die Nase bogenartig überspannenden Teil. Nietbrillen wurden
am Gelenk oder mit einem Stiel vor die Augengehalten, Bügelbrillen auf dem Nasenrücken festgeklemmt und
mit Lederriemen gehalten.) Das Brillenglas könnte aus Venedig gestammt haben oder auch aus Deutschland,
wo für das 14. Jh. Glasschleifereien nachgewiesen sind. Die für Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) bestimmten
Linsen waren konvex. Für Kurzsichtigkeit (Myopie) bestimmte konkave Gläser scheinen erst im 15. Jh. aufgekommen
zu sein, einen ersten Hinweis findet man bei Nikolaus von Kues. Vom beginnenden 15. Jh. an wurde das
Tragen von Brillen allgemein gebräuchlich. 'Parillenmacher'- und Brillenhändlerberuf blühten auf; als
erster namentlich bekannter deutscher Brillenmacher wird 1478 ein Nürnberger namens Pfuhlmeier genannt;
für 1535 ist – ebenfalls in Nürnberg – eine Brillenmacherzunft belegt.

Quelle: http://u0028844496.user.odin.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Brille

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