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Klaus Tesching


Premium (World), hinter den sieben Bergen

Der fremde Planet

Es erinnerte ihn an seine Kindheit, an einen alten Science-Fiction-Film, den er unzählige Male gesehen hatte. Aber niemals hätte er geglaubt, so etwas jemals in der Wirklichkeit zu sehen. Die monolithischen Felsen ragten aus dem roten Staub wie dunkle Zähne empor, und die gewaltige, gravierte Säule stand vor ihm wie ein Mahnmal aus einer vergessenen Epoche.

Nach siebzehn Jahren Flug im Cryoschlaf war das die Welt, die ihn empfing. Er hatte vom Erwachen geträumt, von den ersten Schritten auf fremdem Boden. Aber niemals hätte er gedacht, dass die Landschaft so beunruhigend vertraut sein würde. Der Mond, ja, der Mond war das Seltsamste. Er hing tief am Himmel, eine unheimliche Kopie des Erdmondes, identisch bis in die Krater hinein, als hätte jemand ein Hologramm des Originals hier platziert.

Er ging vorsichtig weiter, sein Atem schwer im Helm. Der Wind trug feinen Staub, der sich auf seinem Anzug absetzte. Irgendetwas an dieser Szenerie schien falsch, als wäre die Welt selbst ein schlecht zusammengesetztes Puzzle. Er erreichte die Säule und legte seine Hand auf die kalte Oberfläche. Ein Zittern durchfuhr ihn.

Die Gravuren begannen zu leuchten, erst schwach, dann immer stärker, und der Boden unter ihm begann zu vibrieren. Es war, als hätte er etwas geweckt, das lange geschlafen hatte. Ein tiefes, rhythmisches Dröhnen erhob sich, und er wusste, dass dieses Ding nicht für ihn gemacht worden war. Es war eine Warnung. Ein Relikt einer anderen Zivilisation, die einst hier war und etwas zurücklassen hatte – etwas, das niemals gefunden werden sollte.

Ein Gedanke drängte sich in seinen Verstand: „Flieh“. Doch es war zu spät. Die Erde unter ihm brach auf, und er stürzte in die Tiefe, hinab in das Geheimnis, das er niemals hätte berühren sollen.
Die Dunkelheit verschlang ihn, und er fiel, scheinbar endlos. Ein Gefühl des Unheils kroch in ihm hoch, als ob etwas, das unter der Oberfläche lauerte, ihn beobachtete. Ein Flüstern drang an seine Ohren, unverständlich und doch durchdringend, als würde eine Stimme direkt in seinen Geist sprechen. Es war keine Rettung in Sicht, nur der schwindende Lichtschein der Welt, die er kannte, und das tiefe, kalte Nichts, das ihn erwartete.

Dann, plötzlich, ein grelles Licht, ein brennender Schmerz in seinem Kopf, und eine Erkenntnis, die ihn mit nacktem Entsetzen erfüllte. Er verstand, dass er niemals allein gewesen war. Irgendetwas war hier unten - und es wartete.

Sein Schrei verhallte in der Finsternis, unbeantwortet, und dann... Stille.

Commenti 1

  • makkie 08/10/2024 7:26

    Klasse Bild Klaus ++++ Genau nach meinem Geschmack ++++ Klitzekleine Anmerkung: Oben finde ich es einen kleinen Tick zu knapp geschnitten - da hätte ich "a Muggaseggele" mehr Luft gelassen ;o)
    lg
    Mario