Die bunten Fassaden des Spiessers Wunderhorn oder das Gesicht der Deutschen Einheit
Beim Spaziergang in der ostdeutschen Diaspora:
Bunte Fassaden in trostlosen Strassen.
Dahinter Spuren der Desillusion gepaart mit vielen Prisen braunen Gedankenguts.
Ein äußerst schäbiger und bedenkenswerter Cocktail!
Vieles sieht schöner aus als es uns in der Realität erscheint.
Millionen-Subventionen sind in 400-Seelen-Dörfer geflossen.
Der Wohnraum in dieser Strasse ist zu 50% ungenutzt!!!
Die Brücken in unseren Köpfen sind noch längst nicht begehbar. Schade!
Mehr Sonne wünscht Euch
Frau Jhadin
der Mann mit der Nase 24/10/2007 23:45
ein Hoch auf den Solidaritätszuschlag.....:-((((Stephan Tiessen 26/07/2007 19:34
Ich kenne diese Bilder auch zur Genüge.... Wenn ich die teilweise marode Bausubstanz sehe... würde ich doch sofort selbst mit anpacken, unbezahlten Urlaub nehmen und notfalls die Steine mit den Händen tragen.Allerdings nur bis zur ehemaligen Grenze.... Dort sollten sie dann aufgeschichtet werden und mit gutem festem Beton doppelt so hoch wie vorher zu einer neuen Mauer zusammengefügt werden.
Was ich in den vergangenen 16 Jahren mit den Bewohnern dieser, an sich landschaftlich schönen Gegend, erlebt habe, lässt mich zu dem Schluss kommen, dass die Mauer auch in 30 Jahren noch in den Köpfen bestehen bleiben wird. Aus gutem Grund wie mir scheint.
Oder soll ich wohl der einzige sein der nur Pech im Zusammentreffen mit den Bewohnern der Ostzone hat?
Aber das Bild hat was....trotzdem :-)
LG
Steph
Werner Braun 30/08/2006 17:22
Also mir scheint auch, dass das Bild die Bedeutung, die ihm zugemutet wird, nicht tragen kann. Dazu hat es zuwenig Zwingendes. Die Konfrontation einer menschenleeren Straße mit einer bunten und hübsch anmutenden Häuserzeile ist einfach zu beliebig. Ich habe eine ähnliche Situation auch schon erlebt in einem schwäbischen Nest auf einem Felsen hoch über der Donau. Dort hatten die leeren Straßen aber ganz andere Ursachen (welche weiß ich nicht).Ob ich mich zu dem Problem, das hier angesprochen wird, äußern soll, weiß ich auch nicht so recht, da ich ja eigentlich Außenstehender bin. Nun, ich versuchs einmal auf eine andere Art: Ich erzähle eine kurze Geschichte, bei der ich selbst am Rande stehe und die auch mit der Wiedervereinigung zu tun hat - und ich bemühe mich danach ganz kurz um einen globaleren Blick.
In den späten 90ern hatte ich Kontakt zu einem Mann aus einem kleinen Dorf bei Berlin, der seit der Wende arbeitslos ist. Vorher hat er in einem Stahlwerk körperliche Schwerstarbeit verrichtet, die sein Rückgrat auch schwer angegriffen hat. Aber er sah in der Arbeit den Sinn und Zweck seines Lebens. Seit er arbeitslos ist, weiß er mit seinem Leben nicht mehr Rechtes anzufangen - da helfen ihm auch alle sogenannten Segnungen des Westens nichts. Und da er außerdem Epileptiker ist (und über 50), hat er kaum die Chance, jemals wieder auch nur irgendeine Arbeit zu bekommen. Andererseits hätte ihn die Arbeit im Stahlwerk wahrscheinlich auch nach wenigen Jahren gesundheitlich völlig ruiniert.
Aber durch diesen Kontakt ist mir erstmals bewusst geworden, dass die Wiedervereinigung in der Form, in der sie geschehen ist, fragwürdig ist. Wahrscheinlich wäre eine langsame und schrittweise Annäherung der beiden Staaten (natürlich bei offenen Grenzen) über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren sinnvoller gewesen. Dann wäre auch die Generation bereits am Ruder gewesen, die ein völlig geteiltes Deutschland gar nicht mehr bewusst erlebt hat. Allerdings hätte sich Herr Kohl dadurch nicht als Kanzler der Wiedervereinigung profilieren können. Kann es sein, dass die Wiedervereinigung einfach durch persönlichen Geltungsbedarf eines oder einiger schiefgelaufen ist? Oder war es menschliche Kurzsichtigkeit, die zwar die politische und wirtschaftliche Machbarkeit ins Kalkül gezogen hat, nicht aber die Tatsachen, dass hier auch Millionen von Einzelschicksalen bestimmt werden?
Der Mann, der wirklich eine Vision hatte - und damit komme ich zur globalen Sicht - war Gorbatschow. Er wollte das, was vermutlich auch Deutschland gut getan hätte, für die Sowjetunion. Aber auch er ist letztlich an Kleingeistern gescheitet. In Deutschland aber gab es 1989 keinen Politiker von seiner Größe und seinem Weitblick, soweit ich das abschätzen kann. Es hatte daher nie eine Chance.
Ich räume gerne ein, dass ich auch völlig daneben liegen kann.
lg Werner
Cordula und Thomas 24/08/2006 17:10
So! mir gefällts und aus der Politik halt ich mich heute raus, dafür hab ich zu gute Laune ;-)Gewitterwolke 23/08/2006 21:54
Mir gefallen die bunten Fassaden!+LgFrau Jhadin 23/08/2006 21:31
@ginnistan --- edgar allan poe hat mal etwas tolles zur "entwicklung" geschrieben. ich komm' gerade nicht auf den titel...vielleicht finde ich es in den nächsten tagen. wie auch immer...ist schon witzig, dass dinge, die sich zum allgemein positiven wenden generell als stufe der weiterentwicklung gesehen werden. klar...es ist durchaus schön hier in dieser 28.000 menschen kleinstadt, was aber ist mit all den faschos? warum muß die intelligenz fliehen, um chancen zu bekommen? das sind nur zwei faktoren und die sind mitnichten positiv zu bewerten! thx für deine anteilnahme an meinen gedanken.@uwe, lilli und peter, joachim --- merci beaucoup für eure anmerkungen!
peterT 23/08/2006 8:23
Hm, diese Orte gibt's hier "im Westen" teilweise auch....wenn auch zum Glück noch seltener....Grüsse, Lilli und Peter
UG.01 23/08/2006 8:10
schöne Farben, aber ich denke im Querformat wär das noch viel besser rübergekommen.lg Uwe
Frau Jhadin 22/08/2006 23:20
@ ginnistan --- vielen dank für deine anmerkung. ich bin da völlig deiner meinung, dass es darum geht zu sehen, was für einen selbst möglich und machbar ist. durchaus war das ein grund, warum ich von westdeutschland aus rübergemacht habe nach ostdeutschland. der wandel vollzieht sich sicherlich, ob immer zum positiven sei dahingestellt. ich möchte einfach nur anregen darüber nachzudenken, dass hinter schönen fassaden oftmals grauenhafteste tristesse herrscht...das ist auch hier in dieser community durchaus festzustellen.