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Insulaire


Premium (World), Ile de Ré

Die Einsamkeit

Alt geworden
*
Sie hat ihre festen Zeiten.
Freitag, Samstag. So um 20 h geht sie los.
Fällt von einer Kneipe in die nächste.
Auch die sind die selben.
Immer auf der Suche ... nach ein bisschen - Glück?
Ihre Augen wandern,
unauffällig, manchmal abschätzend,
hin und wieder offen, fragend: Gefalle ich, - noch?
Dir? Oder Dir? Wer verspricht eine Chance?
Wenns denn sein muss, - kann auch ein Abenteuer werden.
Doch das Interesse daran, hmm...
Vertreibt halt die Einsamkeit,
für einige Stunden,
eventuell für ein paar Nächte,
oder sogar Tage, wenn es mal besonders gut geht.
Früher war hier mehr los, überall in diesen speziellen Kneipen.
Man kannte sich.
Oder er-kannte.
Und man be-kannte sich,
trug es fast wie eine Uniform, dieses Anders-Sein.
Männerhaarschnitt, Hand in der Hosentasche, Sportschuhe,
Zigarettenrauch mit nachdenklichem Lächeln
aus einem etwas süffisanten Mundwinkel,
tiefe Blicke in heiße Augen.
- Darf ich bitten?
Ich führe, ja?
Schön, zwei Frauen im Takt.
Fühlst Dich gut an, Kleine, hast schon ne Feste? -
Ein paar Mal lief's ganz gut mit den Festen.
Große Liebe.
Für ein paar Jahre. Für immer und ewig? - das gibts nicht;
naja, ein paar Ausnahmen vielleicht, die musste suchen. -
An dieser Theke hier fühlte sie sich zu Hause,
konnte richtig glücklich sein, damals.
Was wurde da gelacht, gealbert, geflirtet,
meist zu viel getrunken.
Richtig schön.
Heute stehen andere dort,
blasiert, gelangweilt, zu jung.
Sie kennt keine.
So wird das Selbstmitleid im Alkohol gebadet,
zu späterer Stunde dann in Tränen ertränkt.
Ab und an meint sie, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
Wer war das noch?
Sie hats vergessen und wagt das Ansprechen nicht,
ärgert sich später darüber,
sonntags, alleine.
Auch dieser Tag wie ein Ritual.
Die Einsamkeit auskotzen.
Und von Neuem beginnen ... zu träumen.
*
(Danke an Linda.)

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