Die Frau mit den sieben Köpfen 5
Foto ist ein positiver von 1990
und nun zum fünften Teil vom feinen Märchen
Die Frau mit den sieben Köpfen
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In der Verbannung lebte es sich zunächst sehr einsam für die arme und so arg gebeutelte Frau. Kein Bauernhof und keine Versorgungsstelle waren in Sichtweite. So baute sie sich aus dem Holz der Baumgrenze eine kleine Hütte und schnitzte sich Pfeil und Bogen. Das hatte sie von ihrem guten verstorbenen Tischler gelernt. Sie erlegte sich das Getier, welches in dieser Gegend fleuchte. Gämsen, Murmeltiere, Hamster und Meerschweinchen. Gemeinsam mit ihrer Erdbeerbowle als Ergänzungskost konnte sie so recht gut leben. Ihre Hütte baute sie zu einer Bergpension aus, damit auch müde Wanderer zu ihr fanden. Menschen, die auf dem Weg nach Italien waren.
Damals war Italien ein begehrtes Land. Denn nur dort konnte man Pasta und Pizza kaufen. Hierzulande war das nicht möglich. Und diese Spezialitäten galten damals als die köstlichsten und höchst stehenden Speisen, welche die Welt kannte. Die außerhalb Italiens wertvollste Speise war ein Sauerbraten, der in einer 1000 Tage alten Beize aus Wacholder, Erdbeerbowle und Lorbeer gelegen hatte. Das Fleisch war so zart und samtig, dass es auf der Zunge in seine Einzelteile zerfiel. Durch die Lebensmittelbakterien hatte es einen weiß bis blau schimmernden Pelz, dessen Zucht nur in 1000 Tage Reifung entstanden konnte. Der Geschmack war von derartiger Intensität, dass man auf weitere exotische Würzung gut und gerne verzichten durfte. Da die Kartoffel zu der Zeit noch nicht bekannt war, aß man ein gutes Bauernbrot dazu, welches, wenn man es in die Beize tunkte, auch sofort seine Konsistenz veränderte.
Die gute Witwe aber hielt wenig von dieser Schnickschnack - Küche. Sie war eine solide Hausfrau und ihre Gamsbraten hatten einen soliden Geschmack, der nur dann etwas raffinierter war, wenn er satt mit Hamsterinnereien gefüllt wurde. Selbstverständlich brauchte sie auch ab und an Kräuter, z.B. wenn sie einen Schnupfen hatte. Dafür musste sie fast bis ins Tal hinab klettern. Dabei durfte sie nicht zu tief steigen, denn dann hätte sie gegen ihre Verbannungsgrenze verstoßen. Doch sie kannte sich aus und wusste wo es die entsprechenden Kräuter gab, auch solche die ihr gegen die Schmerzen bei den Frauentagen halfen. Die wenigen Menschen, die mit ihr das Leben in den Bergen teilten, sahen mit großem Erstaunen, wie sicher sie das richtige pflückte, was wiederum die Vermutung weckte, dass das Miststück doch eine Hexe sei.
Eines Tages war sie in eine ihr unbekannte Region gelangt und hatte nicht bedacht, dass ihr dort Gefahr drohen könnte. Sie hatte Salbei und Bärlauch erobert, als ein Braunbär sie entdeckte und sie als kleinen würzigen Appetithappen zu seiner nachmittaglichen Honigschnitte verzehren wollte. So musste sie flugs türmen. Ein paar Bergbauern, die mit ihren Weibern eine zünftige Jausen mit Wurst und Schnaps einnahmen, beobachteten das. Dabei sahen sie, wie die Frau stolperte, den Berg ein Stück hinunter stürzte und mit gebrochenem Hals danieder lag und tot war. Was sie dann aber sahen, war äußerst erstaunlich und unterhaltsam.
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Herr-Lehmann 12/12/2008 23:30
!!!!Frechdax . 12/12/2008 8:48
ach du Sch....1000 Tage..., ich staune jedesmal beim Lesen über deine großartige Phantasie! :-)Das Licht auf dem Bild gefällt mir.
Elisabeth Schiess 12/12/2008 0:22
hallo Herr Dichter...nur in 1000 Tage Reifung entstanden konnte.
ich lese deine Sachen gründlich:-)
Seven Seconds 11/12/2008 21:22
Wie Ingrid....!Zwei AnSichten 11/12/2008 20:47
weiiiiter !lg Ingrid