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Die Geschichte vom Lametta

Die Geschichte vom Lametta

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Renate


Premium (Pro), Hamburg

Die Geschichte vom Lametta

Weihnachten, das Fest der Feste,
das Fest der Kinder, das Fest der Gäste.
Hektisch geht es vorher zu,
von früh bis abends keine Ruh’.
Ein Hetzen, Kaufen, Backen, Messen –
hat man auch Niemanden vergessen?

So ging es, keine Ahnung habend,
vor ein paar Jahren, Heiligabend,
der zudem noch ein Sonntag war.
Ich saß grad bei der Kinderschar,
da sprach mein Weib: „Tu dich nicht drücken,
du hast heut’ noch den Baum zu schmücken!"
Da Einspruch meistens mir nichts nützt,
hab’ kurz darauf ich schon geschwitzt,
den Baum auf richt’ge Läng’ gesägt
und in den Ständer eingelegt.
Dann kamen Kugeln, Kerzen, Sterne,
Krippenfiguren mit Laterne.
Zum Schluss, ja Herrschafts-Donnerwetter,
fand ich doch nirgends das Lametta!

Nun wurd es meiner Frau ganz heiß.
Erschrocken sagte sie: „Ich weiß,
im vor’gen Jahr war’s stark verschlissen,
drum ham wir’s damals fortgeschmissen.
Vergessen hab’ ich, neues zu besorgen,
doch werden wir uns nachbarlich was borgen!"
Doch Nachbarn links, rechts, drunter, drüber:
Nicht einer hat Lametta über.
Die Geschäfte sind geschlossen –
beide Eltern schau’n verdrossen.

Als Psychologe zu den Knaben
sprach ich: „Wir werden heuer haben
einen Baum, altdeutscher Stil,
weil mir Lametta nie gefiel!"
Da gab es Tränen, Schluchzen, Heulen!
Ich tat mich drum sehr schnell beeilen,
zu sagen: „Stoppt mir das Gezeter!
Ihr kriegt nen Baum mit viel Lametta!"
Trotzdem konnt’ ich noch nicht begreifen,
woher nehm’ ich die Silberstreifen?

Als ich nun grade holt’ ein Messer,
da las ich: „Hengstenberg-Mildessa".
So stand’s auf Sauerkraut-Konserve.
Ich kombinier’ mit Messerschärfe:
Hier ist die Lösung eingebettet,
das Weihnachtsfest – es ist gerettet!
Schnell wurd’ der Deckel aufgedreht,
das Kraut gepresst, so gut es geht,
zum Trocknen einzeln aufgehängt
und dann gefönt, doch nicht versengt.
Die trocknen Streifen, sehr geblichen,
mit Silberbronze angestrichen:
auf beiden Seiten Silberkleid!
Nun freue dich, oh Christenheit!

Zwar roch’s süß-sauer zur Bescherung,
geruchlich gab’s ne Überquerung,
ich nahm Benzin für meine Hände,
Nitro jedoch für Hemd und Wände.
Vereint mit Räucherkerz’ und Myrthe
Gesamt-Odeur etwas verwirrte.
Und Jedermann sprach still verwundert:
„Hier riecht’s nach technischem Jahrhundert!"

Ne Woche drauf, ich döste fest und fester,
war’s wieder Sonntag und man schrieb Silvester.
Da sprach mein Weib: „Es kommen Schulzes, Lehmanns, Meyer
heut’ abend zu uns zur Silvesterfeier.
Wir werden leben grad so wie die Fürsten,
ich gebe Sauerkraut mit vielen Arten Würsten."
Dann folgt ein Schrei, wobei entsetzt sie schaut,
sie stöhnt: „Am Christbaum hängt das Sauerkraut,
vergessen hab’ ich, neues zu besorgen!
Doch wird’ ich nachbarlich was borgen!"
Sie fragt die Nachbarn, links, rechts, drunter, drüber,
ne Dose Sauerkraut hat keiner über.
Auch die Geschäfte sind geschlossen,
beide Eltern schau’n verdrossen.

Und wieder einmal wurde ich der Retter,
indem ich holt’ vom Baume das Lametta.
Mit Terpentin und auch sehr viel Bedacht
hab’ ich das Silber vorsichtig dann abgemacht,
das Kraut dann gründlich durchgewässert,
mit reichlich Essig dann es noch verbessert,
dazu noch Nelken, Pfeffer und auch reichlich Salz,
dann Curry, Ingwer und viel Gänseschmalz.
Dann, als das Ganze sich erhitzte,
das Kraut, es funkelte und blitzte!
Da konnt’ ich nur nach OBEN fleh’n:
„Lass diesen Kelch an mir vorübergeh’n!"

Als das Kraut dann wurd’ serviert,
ist ganz was Seltsames passiert:
Eine Dame musste niesen,
man sah aus ihrem Näschen sprießen
tausend winz’ge Silbersterne!
„Mach es nochmal, ich seh’ das gerne!"
So rief man ringsum, hocherfreut,
doch sie, sie wusste nicht Bescheid!
Franziska Lehmann sprach zum Franz:
„Dein Goldzahn hat heut’ Silberglanz!"
Und einer, der da musste mal,
der rief: „Ich hab’ nen Silberstrahl!"
So gab’s nach dieser Kraut-Methode
noch manche nette Episode….

Beim Heimgang sprach ein Gast zu mir:
„Es hat mir gut gefall’n bei dir,
doch wär’ die Wohnung noch viel netter,
hätt’st du am Weihnachtsbaum Lametta!"
Ich konnte da gequält nur lächeln
und etwas Frischluft mir zufächeln.
Ich sprach und klopfte ihm auf’s Jäckchen:
„Nächstes Jahr, da kauf’ ich hundert Päckchen!"

(Autor unbekannt)

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