Die Gloriosa...
... lat. die Ruhmreiche oder die Glorreiche, ist die größte Glocke im Mittelturm des Erfurter Domes. Sie wurde von Gerhard Wou van Kampen in der Nacht vom 7. zum 8. Juli 1497 gegossen und wiegt 11,45 Tonnen bei 2,62 Meter Höhe und einem Durchmesser von 2,56 Meter. Damit ist sie die größte freischwingende mittelalterliche Glocke der Welt. Außerdem zählt sie zu den klangschönsten Glocken der Welt. Gelegentlich wird sie daher Königin aller Glocken (omnium campanarum regina) genannt.
Die aktuelle Gloriosa ist die insgesamt sechste Glocke dieses Namens. Mehrere Glocken mussten ersetzt werden, weil Schäden auftraten oder sie durch Brände zerstört wurden. So wurde eine erste Glocke im Jahr 1251 gegossen. Diese wurde vom Bischof von Naumburg geweiht. Neue Glocken mussten wegen auftretenden Schäden dann aber schon 1307 und 1363 gegossen werden. Beim Dombrand 1416 wurden alle Glocken zerstört, eine vierte wurde 1423 gegossen. Als diese beim Erfurter Stadtbrand im Jahr 1472 zerstört wurde, goss Meister Klaus von Mühlhausen daraufhin am 7. August 1477 die fünfte Glocke. Dies geschah auf dem Platz zwischen Dom und Severikirche. Die Glocke hatte ein Gewicht von 10 t und wurde vor dem Triangelportal aufgestellt. Bei dieser Glocke trat aber schon nach zwei Jahren ein zerstörerischer Schaden auf, eine sechste Gloriosa musste gefertigt werden. Am 19. Mai 1499 wurde die Glocke erstmals geläutet.
Die Gloriosa diente als Vorlage für eine Reihe großer Glocken, wie zum Beispiel bei der Frankfurter Gloriosa, der großen Kreuzglocke der Dresdner Kreuzkirche und der St. Petersglocke (dicker Pitter) im Kölner Dom.
Am 24. Dezember 1984 sprang die Gloriosa beim Einläuten des Weihnachtsfestes und wurde 1985 im Turm von Hans Lachenmeyer und Sohn mit 60 kg Bronze geschweißt. Die geschweißte Risslänge war 70 Zentimeter bei 19 Zentimeter Wandstärke. Der Riss war offenbar entstanden, weil die Glocke 1899 in gutem Glauben um 90 Grad gedreht worden war, damit der Klöppel nicht immer wieder auf dieselbe Stelle schlug. Zudem wurde 1927 ein größerer Klöppel eingesetzt.
Diese Reparatur war jedoch nicht von Dauer: Im Zuge der Renovierung des Erfurter Doms musste die Glocke wegen eines 40 Zentimeter langen neuen Haarrisses ausgebaut und für rund 170.000 Euro in der Glockenschweißerei Lachenmeyer in Nördlingen repariert werden. Damit hatte die Gloriosa zum ersten Mal seit 500 Jahren den Turm verlassen. Im Oktober 2004 kehrte die Glocke wieder in den Erfurter Dom zurück. Am 8. Dezember 2004 wurde sie das erste Mal nach der Reparatur wieder geläutet. Jetzt liegt ihre Abklingdauer bei rund sechs Minuten (370 Sekunden).
Im März 2006 wurde die Gloriosa mit einem neuen, 366 Kilogramm schweren Klöppel ausgestattet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gloriosa_%28Erfurter_Dom%29
Die Klöppelaufhängung im Innern der Gloriosa:
EOS 70D
ISO 400
f 6,3
1/250 s mit Blitz
Sigma 10-20 mm 1:4-5,6 Ex DC
10 mm (16 mm KB)
Klaus Degen 07/06/2016 21:53
@Dietmar Stegman: Mit dem Blitz magst Du Recht haben, aber bei einer Führung hat man kaum ideale Bedingungen. Die ISO könnte ich zwar weiter erhöhen, aber ohne Blitz war es dort zu dunkel.Ideal wäre eine Langzeitbelichtung mit Stativ und Ausleuchtung mit einer Taschenlampe gewesen...
lg Klaus
Dietmar Stegmann 07/06/2016 14:00
Das Glockenmotiv ist ja interessant. Der aufgeknallte Blitz ist ziemlich ungünstig. MIt höherer ISO, bei der EOS 70 D kein großes Problem, wäre die Aufnahme sicherlich gefälliger und ausgewogener.VG Dietmar
Willy Brüchle 06/06/2016 11:04
Sehr gut dokumentiert. MfG, w.bUwe Sievers 06/06/2016 9:28
Feine Aufnahme....und das Rätsel war auch ganz einfach... ;((Und Dank für die ausführliche Info.
VG Uwe
† Richard. H Fischer 06/06/2016 1:26
Fantastisch - und was für eine Geschichte dazu.Wenn wir zu Besuch in Deiutschland waren, bin ich immer etliche Kirchtürme hochgestiegen, um die Glocken und auch die Uhrwerke zu sehen.
In Gedanken sehe ich oft Charles Laughton als "Glöckner von Notre Dame" auf einer der Glocken schaukeln.
Lieben Gruß, Richard
Karla M.B. 05/06/2016 20:33
Huch, ne Glocke mit Beinen hab ich vorher auch noch nicht gesehen... ;o))Sehr gut in Wort und Bild.
LG Karla
Klaus Degen 05/06/2016 20:12
@Ralf: Ja, da stehen zwei Leute in der Glocke...Platz hätten auch noch zwei weitere...lg Klaus
Ralf Patela 05/06/2016 20:04
Wie jetzt da stehen Leute in der Glocke?Günter Mahrenholz 05/06/2016 19:58
Danke für die Lösung. Optisch kann ich sie allerdings immer noch nicht zuordnen.Nach dem Text zu urteilen hat die Glocke auch im II. Weltkrieg die Kirche nicht verlassen. Eigentliche erstaunlich, wurden doch viele Glocken eingeschmolzen oder fanden sich zum Kriegsende auf Glockenfriedhöfen wieder. Im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten wurden ca. 90000 Glocken beschlagnahmt, rund 15000 blieben erhalten.
VG Günter