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Die "Landshut" D-ABCE

Die "Landshut" D-ABCE

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Mic38


Premium (World), Köln

Die "Landshut" D-ABCE

Diese Boeing 737 der Lufthansa steht für Terrorismus von 1977. Das Bild entstand 1981 in Köln/Bonn.

Am 13. Oktober 1977 wurde die Lufthansa-Maschine mit der Flugnummer LH 181, die planmäßig von Palma de Mallorca (Spanien) nach Frankfurt am Main fliegen sollte, von einem aus vier Personen – zwei Männern und zwei Frauen – bestehenden palästinensischen Terrorkommando der PFLP namens Martyr Halimeh entführt. Sie hatten – in Kosmetikkoffern und einem Radio versteckt – zwei Pistolen, vier Handgranaten und etwa 500 Gramm Plastiksprengstoff an Bord gebracht. Ihr Anführer war der dreiundzwanzigjährige Zohair Youssif Akache, der sich Captain Martyr Mahmud nannte. Die drei anderen Entführer waren die arabische Israelin Suhaila Sayeh (nach ihrer Heirat später Souhaila Andrawes) alias Soraya Ansari und die im Libanon geborenen Nabil Harbi alias Riza Abbasi und Hind Alameh alias Shanaz Gholoun. An Bord des Flugzeugs befanden sich neben den Entführern 82 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder, darunter, drei Mitglieder der Crew einberechnet, mindestens 23 Deutsche.
Verlauf
Die Route der Landshut

Die Maschine wurde im französischen Luftraum entführt und nach Rom geleitet, wo sie aufgetankt wurde und Mahmud erstmals die Forderungen seines Kommandos verkündete. Diese waren identisch mit denen der Entführer von Hanns Martin Schleyer: die Freilassung von elf in Deutschland inhaftierten RAF-Terroristen. Zusätzlich forderte man die Entlassung zweier Gesinnungsgenossen aus der türkischen Haft sowie 15 Millionen US-Dollar.

Von Rom aus flog die Maschine über Larnaka und Bahrain weiter nach Dubai. Hier gelang es am 16. Oktober dem Piloten Jürgen Schumann, den Behörden Informationen über die Anzahl der Entführer mitzuteilen. Durch ein Interview des Verteidigungsministers von Dubai – dem heutigen Herrscher des Emirats Dubai und Premierminister, Verteidigungsminister sowie Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate Muhammad bin Raschid Al Maktum – erfuhren auch die Entführer davon. Daraufhin ließ Mahmud den Flugkapitän im Gang niederknien und drohte, ihn bei einem weiteren Vorfall zu erschießen.

Seit Larnaka folgte den Entführern eine Maschine mit Beamten der GSG 9. Nach erneutem Auftanken flog die Landshut weiter nach Aden im damaligen Südjemen. Die dortige Regierung ließ jedoch alle Landebahnen blockieren. Da der Treibstoff zur Neige ging, blieb den Piloten keine andere Möglichkeit, als auf einem Sandstreifen neben der Startbahn notzulanden. Dem Kapitän wurde das Verlassen des Flugzeugs gestattet, um das Fahrwerk zu inspizieren. Jürgen Schumann kehrte erst nach ca. einer Stunde zum Flugzeug zurück. Über die Hintergründe der Abwesenheit Schumanns konnte lange Zeit nur spekuliert werden. Erst 2008 gelang es im Rahmen einer Fernsehdokumentation den Mann aufzuspüren, der damals auf dem Flughafen von Aden mit Schumann zusammengetroffen war: Scheich Ahmed Mansur, Kommandeur einer jemenitischen Sondereinheit. Mansur sagte aus, dass der Kapitän in Sorge um das Leben seiner Passagiere gefordert habe, den Weiterflug der möglicherweise beschädigten Maschine zu verhindern.Mahmud erschoss Schumann nach dessen Rückkehr im Mittelgang des Flugzeugs mit einem gezielten Kopfschuss, bevor dieser die Gründe seiner Abwesenheit darlegen konnte. Dies geschah offenbar auch, um den Forderungen der Entführer mehr Nachdruck zu verleihen.

Die Maschine wurde erneut aufgetankt, hob am 17. Oktober – nur noch vom Kopiloten Jürgen Vietor gesteuert – ab und nahm Kurs auf die somalische Hauptstadt Mogadischu, wo sie gegen 4:30 Uhr (MEZ) landete. Da die Behörden im Südjemen das Ausladen der Leiche des Piloten untersagt hatten, wurde sie erst hier über eine Notrutsche aus dem Flugzeug geschafft. Die Entführer setzten ein Ultimatum bis 15 Uhr MEZ, um die RAF-Mitglieder aus der Justizvollzugsanstalt Stuttgart zu entlassen.

Damit die Zeit ausreichte, den Hauptteil des Kommandos der deutschen GSG-9 vor Ort zu schaffen, wurden die Entführer mit der Nachricht getäuscht, ihrer Forderung würde nachgegeben, die Überführung der RAF-Gefangenen nach Mogadischu aber würde mehrere Stunden benötigen. Daraufhin verlängerten die Entführer, die in der Zwischenzeit bereits die Passagiere mit Alkohol übergossen und ihre Sprengkörper scharf gemacht hatten, das Ultimatum erneut, diesmal bis zum 18. Oktober, 1:30 Uhr MEZ.

Somalia befand sich in dieser Zeit in einem kriegerisch ausgetragenen Konflikt mit Äthiopien. Wie das Nachbarland bezog es seine Waffen aus der Sowjetunion. Um die Auseinandersetzung zu gewinnen, war es an einer Annäherung an den Westen und westlichen Waffenlieferungen interessiert, die bis zur Landshut-Entführung jedoch abgelehnt wurden.[4] Das Land galt gleichzeitig als palästinenserfreundlich, was ein Grund der Entführer gewesen sein mag, nach mehreren Landeverboten anderer Staaten Mogadischu anzufliegen. Somalias Präsident Siad Barre wurde über die Nationalität der Entführer getäuscht und in dem Glauben gelassen, es handele sich um drei Deutsche und einen Palästinenser. Ferner wurde ihm die Lieferung von Waffen in Aussicht gestellt. Daraufhin stimmte er einer „Joint-Operation“, also einer gemeinsamen Befreiungsaktion, zu.Mitglieder der GSG 9 des BGS auf dem Flughafen Köln/Bonn beim Verlassen der Lufthansa-Sondermaschine „Stuttgart“ am 18. Oktober 1977
Innenminister Werner Maihofer begrüßt Staatsminister Wischnewski auf dem Flughafen Köln/Bonn, 18. Oktober 1977

Am 18. Oktober um 0:05 Uhr MEZ stürmte das GSG-9-Kommando unter Führung Ulrich Wegeners in der Operation Feuerzauber die in Mogadischu gelandete Landshut. Während der siebenminütigen Aktion wurden drei der vier Geiselnehmer getötet, lediglich Souhaila Andrawes überlebte. Außerdem wurden ein GSG-9-Mann sowie die Stewardess Gabriele Dillmann (heute Gabriele von Lutzau) verletzt. Um 0:12 Uhr MEZ konnte der mitgereiste Staatsminister Hans-Jürgen Wischnewski dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt den erfolgreichen Abschluss der Aktion melden.

Es wurde immer wieder behauptet, an der Operation seien auch zwei Angehörige der britischen Spezialeinheit SAS sowie indirekt ein somalisches Ranger-Bataillon beteiligt gewesen. Wegener dementierte dies zuletzt in einem Interview mit der Welt vom 13. Oktober 2007. Darin spricht er davon, dass ihm von der SAS sowohl planerische Unterstützung als auch neu entwickelte Blendgranaten angeboten worden waren. Er entschloss sich jedoch nach einem Test der Granaten in Dubai, diese nicht im Flugzeug zu verwenden. Ebenso lehnte er die vom SAS vorgeschlagene Taktik zugunsten eigener Überlegungen ab, d. h. der Zugriff erfolgte über alle Ein- und Ausgänge der Maschine und nicht bloß über einen Zugang.
Folgen

Am Morgen des 18. Oktober 1977 wurden die inhaftierten RAF-Mitglieder Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin und Andreas Baader tot in ihren Gefängniszellen aufgefunden. Irmgard Möller überlebte die so genannte Todesnacht von Stammheim. Am Tag darauf gab die RAF die Ermordung Hanns Martin Schleyers bekannt. Seine Leiche wurde am 19. Oktober 1977 im Kofferraum eines in Mülhausen (Elsass) abgestellten Audi 100 aufgefunden.

Die Befreiungsaktion geschah auf Anordnung der Bundesregierung unter der Führung von Bundeskanzler Helmut Schmidt. Dieser erklärte später, er hätte im Falle eines Scheiterns der Befreiungsaktion oder bei zu vielen toten Geiseln seinen Rücktritt eingereicht. Es habe bereits eine fertige Rücktrittserklärung vorgelegen, die nach der geglückten Aktion vernichtet wurde.

Durch den Erfolg der Operation erlangte die bis dato nahezu unbekannte GSG 9 internationale Bekanntheit.

Dass die geplante Kernfusionsanlage JET nicht wie zunächst von der westdeutschen Regierung favorisiert in Garching bei München auf dem Gelände des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik gebaut wurde, sondern im britischen Culham, war keine unmittelbare Folge der Befreiungsaktion im Sinne eines Dankes an die britische Regierung für die angebotene Unterstützung, wie es zum Teil behauptet wird.[8] Grund für die Unterstützung des britischen Standorts war vielmehr, dass der Ministerrat sich bereits mehrheitlich in einer Probeumfrage für Culham ausgesprochen hatte und die bundesdeutsche Regierung zur Gesichtswahrung ihren Vorschlag zurückzog.

Somalia erhielt von der Bundesrepublik Deutschland eine staatliche Entwicklungshilfe in Höhe von 100 Millionen DM.
Das Flugzeug nach der Entführung
Die ehemalige „Landshut“ am 24. Oktober 2007 in Fortaleza, Brasilien

Entgegen landläufiger Meinung wurde die „Landshut“ (Seriennummer 20254) nicht nach der Stürmung der Maschine in Mogadischu aufgrund der Beschädigungen außer Dienst gestellt. Sie flog bis 1985 unter der deutschen Registrierung D-ABCE für die Deutsche Lufthansa, wurde dann in die Vereinigten Staaten verkauft, flog 1987 bis 1988 in Südafrika für eine Cargogesellschaft und 1990 bis 1995 für eine französische Fluggesellschaft. Nach einem weiteren Verkauf wurde die ehemalige Landshut für den Gütertransport in Malaysia eingesetzt, 1997 in Indonesien zugelassen. Sie ging noch im selben Jahr wieder an die TransMile Indonesia Air zurück, 2002 erfolgte der letzte Eigentümerwechsel: bis zum Januar 2008 wurde sie für die TAF (Transporte Aéreo Fortaleza) Linhas Aereas unter dem Kennzeichen PT-MTB in Brasilien eingesetzt. Aufgrund eines schweren technischen Defekts am 14. Januar kurz vor dem Start in Fortaleza, Brasilien, wurde das Flugzeug offiziell für fluguntauglich erklärt und noch am selben Tag endgültig, nach 38 Jahren und ca. 30.000 Flügen, außer Dienst gestellt. Sie ist auf einem abgelegenen Teil des Flughafens abgestellt.
Der Name „Landshut“ wird von der Lufthansa weiter verwendet, im Jahr 2007 für einen Airbus A330 mit der Registrierung D-AIKE.

Commenti 2

  • The Norseman 17/05/2012 19:32

    Um den belasteten Taufnahmen zu tilgen, flog die "Landshut" für den Rest ihrer Lufthansa-Ära ohne diesen Namen durch Europa. So wie auf Deinem Foto dokumentiert.
    Danke für die ausführliche Info.
    Gruß, Jo.
  • Markus Albert Wiedenmann 16/05/2012 11:27

    ...klasse und sie steht in Brasilien noch..Deutschland hol sie zurück..finde ich..