Rudi van Arck


Premium (Pro), Berlin

Die Laternen des Moorlands

Die Nebelwandler und ihre geheimnisvollen Pilzheimen

In einem fernen, verborgenen Land, das in den Nebeln der Dämmerung ruht, lebte ein kleines Volk, das man die Nebelwandler nannte. Sie waren nicht größer als eine menschliche Hand, hatten sanft leuchtende Augen und schimmernde, durchscheinende Flügel. Ihre Häuser waren keine gewöhnlichen Gebäude, sondern wuchsen wie Pilze aus dem sumpfigen Boden des geheimnisvollen Moors, wo alles im warmen Licht ihrer Laternen erstrahlte. Diese Pilzgebilde hatten spitze, geschwungene Dächer, die an Zauberhüte erinnerten, und waren von leuchtendem Moos und tanzenden Irrlichtern umgeben.

Die Nebelwandler lebten in Harmonie mit dem Moor und dessen magischen Geheimnissen. Bei Tagesanbruch hüllte ein silbriger Nebel die Landschaft ein, und das sanfte Glühen der Häuser reflektierte sich auf der Oberfläche des stillen Wassers, während es leise plätscherte. Niemand wusste genau, warum die Häuser leuchteten, doch die Legende besagte, dass eine uralte, goldene Flamme tief im Sumpf brannte und nur den Nebelwandlern offenbart wurde.

Eines Tages, als der Himmel sich in dramatische Wolken kleidete und der Wind unruhige Geschichten flüsterte, kamen die Nebelwandler zusammen. Ihr Anführer, der weise Glostan, sprach von einer drohenden Gefahr: einem Unwetter, das die magische Flamme auslöschen könnte, und damit das Leuchten der Häuser und das Leben im Moor.

Eine kleine, mutige Nebelwandlerin namens Fiora beschloss, dass sie die Flamme beschützen würde. Begleitet von ihrem treuen Glühwürmchen namens Nox, das hell wie eine zweite Laterne strahlte, machte sie sich auf den Weg tief in das Herz des Moors. Dort fand sie die Flamme, versteckt unter einem alten Baum mit Ästen, die wie knorrige Finger in den Himmel griffen.

Als das Unwetter hereinbrach und der Regen prasselte, schirmte Fiora die Flamme mit ihrem kleinen Körper und sang ein altes, vergessenen Lied der Nebelwandler, das sie von ihrer Großmutter gelernt hatte. Die Worte hallten durch das Moor, und wie durch ein Wunder verstummte der Sturm, und der Nebel erstrahlte heller als je zuvor.

Die Nebelwandler jubelten, als Fiora mit dem unversehrten Glanz der Flamme zurückkehrte. Von diesem Tag an nannten sie sie die Flammenhüterin, und jedes Jahr hielten sie ein Fest ab, bei dem die Laternen der Pilzhäuser in einem warmen Tanz der Dankbarkeit und Freude leuchteten.

Und so lebten die Nebelwandler weiter, geschützt in ihrer leuchtenden Zuflucht, eine Gemeinschaft, die die Kraft ihrer Geschichten und den Glanz ihrer Herzen bewahrte.






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