Die Post-it-Verschwörung - eine Slice-of-Life-Story
Karl schaut geistesabwesend in den Raum. Er hält einen gelben Post-it-Zettel zwischen den Fingern und seufzt tief. Die Zeichen darauf waren nicht mehr als ein wildes Gekritzel, und doch schienen sie sich mit jedem Blick tiefer in sein Gedächtnis einzugraben. Auf den ersten Blick wirkten sie wie Notizen, aber bei näherem Hinsehen ... ja, was bedeuteten sie überhaupt?
Sein Büro war eine Katastrophe. Überall klebten die kleinen Zettel: an den Wänden, auf dem Schreibtisch, sogar auf seiner Stirn. Manche Zettel schienen fast von selbst in der Luft zu schweben, als hätten sie beschlossen, die Schwerkraft zu ignorieren und sich einer geheimen Mission zu widmen, von der Karl nichts wusste. Der Raum wirkte seltsam, während die Zettel wie wirre Gedankenfetzen um ihn herumflatterten.
Wie konnte es nur so weit kommen?
Es hatte so harmlos angefangen. Vor ein paar Wochen hatte Karl angefangen, kleine Erinnerungen auf Zettel zu schreiben, weil er sich immer öfter verzettelte. "Kaffee holen", "Pflanze gießen", "Bericht abgeben" – solche Kleinigkeiten. Aber irgendwie... war es aus dem Ruder gelaufen. Er wusste nicht einmal mehr, ob er jeden dieser Zettel selbst geschrieben hatte. Manche sahen aus wie seine Handschrift, andere wie hastig hingekritzelte Runen.
Genervt blinzelte er um sich und spürte eine Mischung aus Frustration und leichter Angst. Manchmal fragte er sich, ob er langsam den Verstand verlor. Die Zeichen, die Striche und Kreise, die irgendwie willkürlich wirkten – konnten sie ein Muster ergeben?
In einem plötzlichen Anfall von Entschlossenheit stand er auf, hielt den Zettel fest zwischen Daumen und Zeigefinger und drehte ihn ins Licht, als ob er dadurch der Antwort näher käme. Doch je länger er hinschaute, desto verschwommener wurde das Papier. Er spürte, wie sein Kopf dröhnte. Dann kam ihm eine verrückte Idee: Vielleicht war das alles kein Zufall. Vielleicht war es ein Rätsel – oder eine Art Code, den es zu knacken galt.
Karl ließ das Papier sinken und atmete tief durch. Die Lösung schien zum Greifen nah und doch so fern wie der Horizont. Vielleicht ... musste er den ersten Schritt wagen und alles von Grund auf neu ordnen. Vielleicht brauchte er nur eine Pause. Oder vielleicht sollte er heute einfach früher nach Hause gehen.
Während er noch zögerte, fiel ihm ein einzelner Zettel vor die Füße. Er hob ihn auf und lächelte. In sauberer Handschrift stand darauf: "Du findest die Lösung – irgendwann."
Karl schüttelte den Kopf, lachte leise und wusste, morgen war ein neuer Tag - und die Post-it-Verschwörung konnte ein neues Kapitel beginnen.
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