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Drachen 3.0

Im Schatten des 21. Jahrhunderts, wo die Zeit ihre Krallen tief in das Gewebe der Welt geschlagen hat, führen Drachen ein mühsames Dasein. Jungfrauen, die einst so verlockend in den Dörfern zu rauben waren, sind längst aus den Märchen entschwunden. Die Burgen sind verfallen, ihre Zinnen von Moos überwuchert. Die Schätze, einst glitzernde Juwelen und funkelnde Goldmünzen, sind nun lediglich abstrakte Zahlen in den digitalen Tresoren der Banken oder flüchtige Bits und Bytes, die in den Weiten der Großrechner verschwinden.

Die Drachen, einst majestätische Wesen, sind nun gezwungen, sich auf den Ämtern anzustellen, um karge Stütze zu beantragen. Oder sie schuften auf Großbaustellen, ihre gewaltigen Schwingen eingezwängt in enge Arbeitswesten. Bei den Feuerwehren sind sie geduldet, wenn auch als unterbezahlte Hilfskräfte. Doch die Praxis zeigt: Drachen können nicht wider ihre Natur arbeiten. Ihre Flammen sind erloschen, ihre Kräfte verblasst.

In der Dämmerung, wenn die letzten Sonnenstrahlen die Stadt in ein sanftes Orange tauchen, trifft man die einst mutigen Herrscher der Lüfte in den Stadtparks an. Sie sitzen auf den Bänken, ihre Schuppen glänzen im Abendlicht. Ihre Augen, einst scharf wie Adler, blicken müde auf die vorbeiziehenden Menschen. Und während der Magen knurrt, behalten sie ihren Stolz und ihre Würde. Denn auch wenn die Welt sie vergessen hat, sind sie noch immer Drachen – und das bedeutet mehr, als es die Menschen je begreifen könnten.

***
Diese Arbeit ist inspiriert von den "Drachen des 21ten Jahrhunderts" von Falk Rauschenbach

Drachen im 21ten Jahrhundert
Drachen im 21ten Jahrhundert
Falk Rauschenbach


Herzlichen Dank, Falk, für deine Inspiration und Zustimmung zur Nutzung deiner Idee sowie die herrlichen und gegenseitigen "Cross-Over"-Inspirationen bei der aktuellen Challenge "Tiere in der Stadt".

Commenti 25

  • susanna-ka 17/08/2024 9:36

    wir Menschen haben viele Tiere aus ihren Lebensräumen vertrieben, und nun müssen sie sich von unseren Abfällen ernähren... das ist entwürdigend... als Tierschützerin werde ich die Drachen sofort in unser Programm aufnehmen.
    Grüße von Susanna
  • Jürgen Laudi 13/06/2024 15:17

    Ach Herrje - die armen Drachen !  Dabei sind es ganz eklichte Dreckschleudern.  Must Dir nur mal vorstellen : Die saufen nachts Petroleum aus Flaschen.  PLASTIKflaschen ... !  Und dann gehen sie los und blasen ihren rußstinkenden Atem in die Gegend.  Ohne Feinstaubfilter !  Und mit tausendundeinen potentiell krebserregenden Inhaltsstoffen.  Einfach so.  Und unsereiner zahlt seine Steuern und muss dann das Zeug - igitt, bähh !!  Ist ja schlimmer, als wenn mein Banknachbar im Bus Knoblauch-Fan ist ... Und der "arme Schlucker", den Du da im Stadtpark getroffen hast, fassungslos vor einem ausgeleerten Papierkorb sinnend - das ist kein ehemaliger Herrscher der Lüfte.  Denn mit derartig winzigen Flügelchen KANN der gar nicht fliegen.  Das verbieten die Gesetze der Aerodynamik.  Wie bei der Hummel ja auch.  Allerdings kennt die diese Gesetze ja nicht und fliegt deshalb trotzdem.  Aber dieser Jungfrauen-Vertilger hier - allein vom Anblick kann man da zum Wutbürger werden.  Ich besorge mir nächste Nacht eine Flasche.  PLASTIKflasche.  Mit Petroleum.  Wolln doch mal sehen ...
    LG, Jürgen
    • ConnieBu 13/06/2024 15:43

      Lieber Jürgen, deine Worte haben mich jetzt echt zum Nachdenken und Überdenken meiner Ansichten gebracht. Das Geheimnis der Drachen und ihrem Feuerspucken ist nun also ans Licht der Welt gebracht worden.
      Da kam ich natürlich nicht umhin, die Frau Bing zu fragen, wie das wohl aussieht, wenn du demnächst auf Parkbänken in der Dämmerung herumlungerst und anfängst Feuer zu spucken. Tja, was soll ich sagen? Frau Bing meint, es würde dir ausgezeichnet zu Gesichte stehen und sei auch als Verjüngungskur zu empfehlen. Jetzt guck mal da - 30 Jahr - volles Haar - so stands du vor ihr! Petroleum scheint Wunder zu wirken. Heute abend ab in den Park also mit dir :)
      ... (Selbstauslöschung des Fotos in 24 Stunden. Countdown ... ab jetzt!)
  • Marina Luise 13/06/2024 14:26

    Ach die arme Socke - man möchte ihm so gern fiese Menschen verfüttern - da gibt's so viele von, die keiner braucht und mag und will! Vor allem die Drachenhasser! ;))
  • GrauTag 11/06/2024 14:51

    ...hab mich schon gewundert wer da abends in den Herrenhäuser Gärten scheu mit einem Glimmen in den Augen um die Bäume schleicht und Pfandflaschen sammelt...jetzt weiß ich Bescheid...
    ...so liebevoll das Andenken hoch gehalten...
    Mit herzlichen Sommergrüßen
    Volker
  • Garrulus glandarius 10/06/2024 15:54

    Oh wie furchtbar traurig!
  • Misme 09/06/2024 15:14

    Zum Gotterbarmen, dieses Häuflein Unglück kann man gar nicht mitansehen, dem muss geholfen werden, als müssen wir Heide mit Schokopudding unterstützen! Ganz entzückend, liebe Connie!
    LG Misme
  • Engel Gerhard 09/06/2024 14:15

    in den "Zinnen von Moos überwuchert" habe ich aber auch schon ein Drachenliebespärchen gesehen, natürlich nur ganzkurz.. doch es gibt auch glückliche..
  • Maria J. 09/06/2024 13:40

    Ach der arme kleine Kerl.
    Wo ist sein Glanz geblieben – wo sein Feuer ..!!?
    Wenn er seine Vergangenheit nicht hätte, hätte er nichts mehr.
    Nur diesen hässlichen Papierkorb
    ... und ein paar freie Bänke zum Übernachten.
    Hoffentlich ist Heide G. noch mit einem Schokopudding vorbeigekommen
    sonst wäre dieses Drachenleben wirklich sehr, sehr armselig ...
    LG Maria
  • Mr. Bo 09/06/2024 11:07

    Ist der süüüüüüüüüß, den würde ich reflexartig sofort nach Hause nehmen. Das wäre aber erst recht gegen seine Natur. Ich hoffe er findet seinen Weg.
    LG Bo
  • Barbara Ledig 09/06/2024 10:17

    Ein trauriges Thema zum nachdenken, verpackt mit einer Geschichte. Die Tafel könnte dem Drachen etwas weiter helfen, ich wünsche ihm alles Liebe und Gute. 
    LG Barbara
  • artlove 09/06/2024 9:52

    ich stelle mir dieses Bild als Teil eines wunderbar phantasievollen Kinderbuches vor....LG Helma
  • 19king40 08/06/2024 18:32

    Wunderbare Arbeit.
    LG Manni
  • Heide G. 08/06/2024 18:13

    ich stelle den Drachen jede Nacht Schokopudding raus; deshalb lassen sie mich in Ruhe -
  • Jörg Wolfshöfer 08/06/2024 17:34

    Da ist bestimmt noch was Brauchbares dabei;-)
    Klasse Bild und Geschichte
  • TOMO11 08/06/2024 17:34

    Solche Schicksale treffen auch die Tiere, eine sehr gute Transformation in die Fantasiewelt.
    LG Thomas