draguignan #03

draguignan #03

Gestern war ich in Draguignan. 10 Tage nach der Überschwemmungskathastrophe. Die Stadt dunstet noch in der Feuchtigkeit der Wassermassen , das Pflaster, die Gehwege
überzieht ein hauchdünner Erdfilm. Militär und Feuerwehr haben eine begehbare Schneise durch die Verwüstung und Aufräumarbeiten geschaffen. Es stinkt nach Müll. Jeder
wünscht sich den Alltag zurück. Flüsternd erzählt mir meine Freundin Malou, wie traumatisiert man sei, dass sich viele Menschen das Leben nehmen, weil ihnen ein Kind von
den Fluten aus den Armen gerissen wurde und ertrank, weil alles Hab und Gut verloren ist und man vor dem Nichts stünde. Durch die Weinberge und Olivenhaine gehen
Suchtrupps um nach Toten zu schauen, nach verendeten Tieren auch. An der Küste von Toulon und Hyère sprach man ein Badeverbot aus. Zu unsicher sei, was die Flüsse
anschwemmen könnten. Die Angst vor Verseuchung ist noch nicht vom Tisch. Dies alles, so Malou, spiele die Presse herunter, wegen der Touristen, sie will man auf keinen Fall
verschrecken. Nichts wird mehr, wie es einmal war.
France 06/2010