Drei Generationen von Architektur

Drei Generationen von Architektur

Wer an der Lübecker Bucht Urlaub macht oder sich an Bord eines Schiffes Lübecks Fährhafen Travemünde nähert, kommt gar nicht umhin, das Hochhaus zu bemerken, das mit immerhin 36 Stockwerken direkt an der Küste aufragt. Errichtet ab dem Jahr 1970 und 1974 in Betrieb genommen, beherbergt es nicht nur auf etlichen Etagen das Vier-Sterne-Hotel Maritim, sondern auch Geschäfte, mehrere Restaurants (das höchstgelegene in der 35. Etage) und Wohnungen, die einen beeindruckenden Blick über Travemünde und die Ostsee bieten. Im Dachgeschoss ist ein Leuchtfeuer untergebracht, das in einer Höhe von 117 Metern sein Signal aussendet und somit der höchste Leuchtturm Europas ist.

Bis zu dessen Inbetriebnahme wurde diese Aufgabe vom alten Travemünder Leuchtturm ausgeübt. Bereits im 14. Jahrhundert fand ein Leuchtfeuer an diesem Standort erstmals Erwähnung, und der im Jahr 1539 erbaute Leuchtturm erhielt 1827 nach einem durch einen Blitzschlag ausgelösten Brand sein heutiges Erscheinungsbild. Heute beherbergt er ein kleines Museum und kann sich immerhin damit schmücken, der älteste Leuchtturm an der gesamten Ostseeküste zu sein – auch wenn man ihn neben dem klotzigen Hochhaus kaum noch wahrnimmt.

Der Bau des Maritim war übrigens hochumstritten, wurde er doch als Paradebeispiel des Brutalismus in der Architektur gesehen. Die Lübecker gingen sogar dagegen auf die Straße, aber wie sagte der damalige Stadtdirektor sinngemäß: „… die Meinung der Straße ist für uns unwichtig.“ Und so steht der Klotz nun schon seit 45 Jahren da und wird wohl auch noch lange bleiben, denn im August 2019 wurde er in die Liste der Kulturdenkmäler aufgenommen. Er gelte sowohl äußer- als auch innerlich als herausragendes Beispiel für die Architektur der 70er Jahre, sei als Landmarke weithin sichtbar und beherbergte zu Zeiten der DDR das auch im Osten weithin sichtbare „Feuer der Freiheit“. Nun denn… Und weil ohnehin schon alles egal war, hat man dann auch noch im Jahr 2018 einen modernen Hotel- und Apartmentkomplex daneben gebaut, der nach Meinung etlicher Einheimischer aussieht wie ein umgekipptes Hochhaus. Schöner ist die Hafeneinfahrt von Travemünde dadurch jedenfalls nicht unbedingt geworden…
(Quellen: Wikipedia, pressreader, schiebener.de)

Lübeck-Travemünde im September 2019