E 10 in Nürnberg

E 10 in Nürnberg

110 483 aus Stuttgart hat am 10.01.13 Ausfahrt vor RE 19922 (Nürnberg Hbf ab 16.26, Crailsheim 17.41/17.42 - Backnang 18.48/18.51 - Stuttgart Hbf an 19.18 Uhr). Ist das etwa im neuen Fahrplan gar noch eine E 10-Planleistung? Ich war jedenfalls baß erstaunt und hoch erfreut, im einstigen "E 10-Mekka" eine dieser bald nicht mehr anzutreffenden "Bügelfalten" zu sehen ...

"E 10-Mekka" Nürnberg? Nun - für mich war es das. Zwar wurden die ersten Serien-E 10 entlang der Rheinschiene domestiziert: Offenburg, Heidelberg, Frankfurt (Main) 1, vorübergehend Mainz und Koblenz-Mosel, dann (als Köln Hbf ab 16.04.59 elektrifiziert war) Köln-Deutzerfeld und Dortmund Bbf - das waren die ersten E 10-Heimat-Bws.

Aber Nürnberg hatte zunächst einmal zwischen 1953 und 1955, als die jeweiligen Versuchsreihen des BZA München abgeschlossen waren, bis zu ihrer Abstellung alle fünf Vorserien-E 10 fest im Bestand:

Die ersten E 10.1 kamen im Mai 1963 zum Bw Nürnberg Hbf - und auch das waren besondere E 10: E 10 250-253 waren anfangs mit Drehgestellen für 160 km/h ausgerüstet und als "Rheinpfeil-Loks" blau-elfenbein, doch wurden sie im Gegensatz zu ihren Heidelberger "Rheingold"-Schwestern E 10 1239-1244 normal und nicht als E 10.12 benummert. E 10 250-253, und die an Heidelberg ausgelieferte E 10 254, gaben ihre 160 km/h-Drehgestelle dann sehr schnell wieder ans Herstellerwerk ab, für die ab Oktober 1963 bis Februar 1964 in Nürnberg angelieferten "Rheinpfeil-Bügelfalten" E 10 1309-1312, von denen immerhin auch heute noch 113 309 existiert (seit Oktober 2011 von DB AutoZug abgestellt, aber jetzt - für eine Aufarbeitung? - im Werk Dessau). Mit E 10 1309 wurde vor nunmehr fast 50 Jahren - wieder eine Besonderheit - am 03.10.63 die 1000. Neubau-Ellok feierlich an die DB übergeben.

Erste "normale" E 10.1 beim Bw Nürnberg Hbf war dann die E 10 271, ausgeliefert am 16.01.63 in der Form als "Kasten-Zehner"! Nachdem diese Lok 1971 in ihrem Heimat-Bw ausbrannte, mutierte sie beim Wiederaufbau zu einer "Bügelfalten"-Version, allerdings (wie auch die im gleichen Zeitraum neu aufgebaute 110 107) von vornherein ohne Schürze und mit Verschleiß-Pufferbohlen:

E 10 275-280 waren dann die im Februar und März 1963 ausgelieferten weiteren E 10.1 im Bw Nürnberg Hbf ... dann gab es nummernmäßig, aber erst ein Jahr später (bedingt durch das Vorziehen "besonderer" Lokomotiven wie der "Rheingold"- und "Rheinpfeil"- sowie der Schnellfahr-Loks), wieder etwas Besonderes:

Mit E 10 288, ausgeliefert am 23.04.64, erhielt das Bw Nürnberg Hbf die allererste "Bügelfalten"-E 10-Betriebsnummer ... und mit der am 27.04.64 ausgelieferten E 10 289 die zweite. E 10 298 kam am 20.08.64 beim Bw Nürnberg Hbf in Betrieb ...

... doch die beiden folgenden Lokomotivnummern kamen viel früher und waren ganz besondere E 10: Die am 26.09.63 (!) abgenommene E 10 299, ebenso die am 19.11.63 (!) abgenommene E 10 300, hatten zeitweise Versuchsdrehgestelle für 200 km/h (E 10 300 seit der Anlieferung) und erreichten bei Versuchsfahrten auf der Strecke Bamberg - Forchheim zur Gewinnung von Erkenntnissen für die 1965 auszuliefernden E 03-Prototypen bezüglich Lauf-, Fahrweg- und Stromabnahme-Bedingungen auch mehrfach diese Höchstgeschwindigkeit. Leihweise war vom 4. Juni bis 14. November 1963 bereits die Heidelberger E 10 1270 für die Hochtastfahrten auf der Strecke Bamberg - Forchheim beim Bw Nürnberg Hbf im Einsatz und erreichte dabei 180 km/h (hiervon gibt es vom 01.08.63 mehrere Bellingrodt-Motive, zusammen mit der Bremslok V 320 001).

Immerhin ist E 10 300, die zum Schluß ihres regulären Dienstes nun - siehe oben - ziemlich heruntergekommen aussah, erhalten geblieben, und erinnert damit zugleich an die große Zeit der E 10 beim Bw Nürnberg Hbf ... weshalb dieser Standort für mich eben das "E 10-Mekka" war!

Fabrikneu kamen noch E 10 317, 335, 338, 339, 341, 347 (1964) sowie 444-448 (1967) ins Bw Nürnberg Hbf ... aber im Mai 1974 war (bis auf die dort verbliebenen Vorserien-Lokomotiven) Schluß mit der E 10 in der ehemaligen Freien Reichsstadt. Im April 1975 wurde dann 110 001 als erste, im September 110 005 als letzte der Vorserienloks z-gestellt. Erhalten geblieben sind 110 002 (Verkehrsmuseum Nürnberg) und 110 005 (beim Bayerischen Eisenbahn-Museum Nördlingen).

Aber nun verschwinden auch alle verbliebenen E 10-Serienlokomotiven mehr und mehr von den Schienen - ob es in Jahresfrist dann überhaupt noch eine in Plandiensten eingesetzte E 10 geben wird?

Umso mehr hat mich die am gestrigen 10. Januar in Nürnberg Hbf mit diesem Sichtungsbild dokumentierte 110 483 erfreut ... ebenso wie die am heutigen 11. Januar von Bernd-Peter Köhler im hohen Norden hervorragend ins Bild gesetzte 110 469 vor einem IC bei Nermoor: