Ein anderes Leben ...

Ein anderes Leben ...

Ich denke schon länger darüber nach,
nicht mehr zu tun, was ich tue...
 
Und dann ergab sich die gelegenheit,
eines kleinen Erbes,
es umzuzetzen.
 
Ich bin jahrelang an riesigen Feldern, Waldstücken, Ungemähtem vorbeigefahren
und da dachte ich mir:
 
Ich möchte zwanzigzausend Quadratmeter
und nur ein vierzig Quadratmeter Haus darauf,
keine Nachbarn mehr
oder weit weg von Diesen.
 
Und es war dann leichter zu finden,
als gedacht.
 
Ein Bauer wurde alt und müde. Keiner wollte es haben.
Also kam es zu diesem Vertrag.
 
Ich hab Wasser und Strom, das lag ja schon.
Brauch ich mehr?
 
Nicht mehr.
 
Ich hab mich zurückgezogen, mich zurückziehen dürfen, durch andere Hände Leben, Kraft,
und deren Ersparnisse.
 
Nein, nicht um das misszuverstehen; auch ich habe 45 Jahre geschafft.
Aber mich einfach nie getraut. Ich war nicht mutig genug.
 
Wie dumm bin ich nur gewesen.
Alles hätte früher anders sein können.
Aber auch hat alles seine Zeit.
 
Nun bin ich über 60 und erfülle mir meine Ruhe.
 
Ich muss nicht mehr an Unwichtiges denken.
 
Es ist still.
 
Gemütlich.
 
Nur vier winzige Wände.
 
Wie ein kleiner Maulwurf.
Nur das ich sehen kann.
 
Ich mähe nie.
 
Soll wachsen, was kann.
 
Die Natur umschwirrt mich.
Ihre Geräusche, ihr Fliegen können.
 
Es waren genug Gedanken über Andere.
Es war genug der Rücksicht, des Verständnisses.
 
Ich lass mich jetzt frei sein
 
In Stille.


© Thomas Wissel-Sehrt

(Diese schönen Zeilen stammen von einem ehemaligen, lieben Nachbarn aus Deutschland.)
Danke, Thommy für Dein Vertrauen!

- heute vormittag: Balatongyörök -