Ein bayerisches Schmankerl
...hat sich dieser Herr als Vorbild für sein eindrucksvolles Modell gewählt:
Es ist das Modell der seinerzeit größten Tenderlok der Bauart Mallet in Europa,
gebaut in 15 Exemplaren für die Königlich Bayerische Staatsbahn als Gattung Gt 2x4/4,
später Baureihe 96, in den Jahren 1913/14,
denen nach dem 1. Weltkrieg nochmals 10 Maschinen in verstärkter Ausführung folgten.
Diese Vierzylinder-Verbundloks waren bei einer Achslast von lediglich 15 t in der Lage, auch die schwersten Züge über die bayerischen Steilrampen zu befördern, also
Laufach - Heigenbrücken,
Ludwigsstadt - Probstzella und
die bekannte Schiefe Ebene.
Allerdings war ihr tatsächlich vorgesehenes Einsatzgebiet der Schubdienst auf diesen Rampen,
wozu sie auch mehrheitlich eingesetzt waren.
1948 wurden die letzten Maschinen ausgemustert.
Im Lauf der Jahre waren gleichstarke, aber weniger komplizierte Loks gebaut worden
wie z.B. die preußische T20(später Baureihe 95), oder die Einheitsloks der Baureihen 84 und 85.
Leider blieb keiner dieser Giganten erhalten.
Jahrelang konnte sich ein verklärender Mythos halten,
der behauptete, daß eine dieser Maschinen irgendwo in einem Schuppen hinterstellt sei... leider nur Wunschdenken!
Umso schöner, eben dieses beeindruckende Modell auf den langen Strecken in der Messe Sinsheim seine Kreise ziehen zu sehen!
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Sigbert der Eisenharte 08/01/2022 18:45
Der Ochse vom Spessart und vom Frankenwald. Was wäre das heute für eine Museumsmaschine! Aber immerhin das sie ihre 4 Zylinder en miniature mit Dampf befüllen.Und ich werde mal in meinem Schuppen nachsehen ;-)
VG DIrk
tennschter 08/01/2022 18:35
Hallo Thomas,viel zu schön um der Nachwelt erhalten bleiben zu können.
VG vom tennschten
makna 08/01/2022 14:42
Die Gt 2x 4/4 bay ist ein Mythos, ein Gigant, eine herrlich anzusehende Lok !Auch im Modell - noch dazu solch' ein Echtdampfmodell: Einfach Klasse !!!
Das hast Du hiermit auch wieder eindrucksvoll ins Bild gesetzt !
Zum Mythos der "überlebenden" Lok: In Oberfranken erzählte man sich,
dass unter dem Kohlebansen oder unter tief unter den Löschegruben,
also zugeschütteten Bombentrichtern, im Bw Hof eine 96 wäre ... ;-)
... Wunschdenken natürlich - als das Dampflok-Bw Hof abgeräumt
und die moderne Diesel-Triebfahrzeug-Behandlung samt dem
Triebwagenschuppen an die Stelle des alten Bw gebaut
wurde, war klar, dass die Sage nur eine Sage war !
Zur betrieblichen Bewährung: Als Schublok waren die 96er ungeeignet -
durch die beiden selbständig arbeitenden Triebwerke, das vordere
natürlich beweglich gelagert, kam es aufgrund der verschiedenen
Dampfzufuhr-Stöße bei Heißdampf- und Nassdampf-Zylindern
zu Unregelmäßigkeiten derart, dass die Lok (wenn man sie
nicht absolut vorsichtig bewegte, d.h. über viel mehr als
nur Schrittempo hinauskam) auf den letzten Wagen
des zu schiebenden zuges auffuhr und diesen
zum Entgleisen brachte ... ;-(
... so mir berichtet von dem Enkel eines Dampflokführers,
der im Bw Pressig-Rothenkirchen gelernt hatte.
Daher war man auf der Frankenwaldrampe (ebenso wie auf der
"Schiefen Ebene" und in Laufach) froh, dass die 95er kamen !!!
(Die DR-Loks BR 84 und 85 waren nie dort im Schiebedienst)
Die 96er wurden für Zug-Dienste eingesetzt, dafür dann auch
mit drei Lok an das Bw Brügge abgegeben (Westfalen - für
die Rampe nach Lüdenscheid), und im 2. Weltkrieg dann
auch nach Belgien (nicht ans dortige Brügge ... ;-)
... aber noch kurzzeitig für die Rampen um Aachen. In Eger
waren die Loks hingegen länger stationiert, für die Strecke
Marktredwitz - Eger ebenso wie für Dienste nach Hof
über Rehau (mit 15 t Achslast ging das gut).
Nach dem 2. Weltkrieg verblieben zwei Lok im Bw Probstzella,
96 002 und 96 024, die dann zum Bw oder AW Stendal
kamen, nicht repariert , aber buchmäßig noch bis
1954 nachgewiesen wurden.
Bei der Reichsbahn in den westlichen Besatzungszonen waren
die 96er dann nur noch in Bayern (US-Zone) zu finden -
die Brügger Maschinen 96 001, 003 und 005
waren schon nach Ende ihres Einsatzes
dort Ende der 30er Jahre von der
Ausmusterung betroffen -
96 002, 004, 006, 008-
012 und 016-025:
Diese 20 Maschinen wurden bereits 1948 als Splittergattung
von der DR/US-Zone (also noch vor der Gründung der
Deutschen Bundesbahn) ausgemustert.
96 015 war nachweislich Kriegsverlust, 96 007 war dann ab
1939/40 Heizlok Bw Schweinfurt, wurde 1942 auf Teil des
Fahrgestells des festen Triebwerks zu Klimaschneepflug
DRB Au 700 645 aufgebaut, der Rest zerlegt. Der
Schneepflug wurde ab 1945 bei der ÖBB
zum Gerät 985.110 und bald zerlegt.
96 013 war ab 1940 dem Bw Ingolstadt zugeteilt und wurde
dort 1948 ausgemustert und in Desching verschrottet;
96 014 war 1937 mit allen Achsen in Eger
entgleist, wurde wohl wieder instand
gesetzt, kam 1946 als Schadrück-
führlok nach Ingolstadt und
wurde auch 1948 zerlegt.
BG Manfred
Stefans Fotograffe 08/01/2022 13:45
Ein schönes Stück, selbst als Modell. Und schön beschrieben.Bisher kannte ich Vierzylinder nur als Ami-Modell. Das sowas in Deutschland auch gebaut wurde war mir neu.
Gruß Stefan