Ein Dorf in den Karpaten – Rasinari - 2

Ein Dorf in den Karpaten – Rasinari - 2

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„Heute haben gegenüber von meinem Haus vier Männer Holz gefällt. Sie zogen einzelne Fichtenstämme an den Waldrand. Dann, als sie drei oder vier Stück zusammenhatten, luden sie das Holz auf einen langen Wagen. Sie arbeiteten wie Tiere – langsam, einförmig, die gleichen Bewegungen und Tätigkeiten ausführend wie vor hundert, zweihundert Jahren. Die Abfahrt war lang und steil. In die Wagenrunge gekrallt, hielten sie den Lauf des Gefährts auf. Von der Bremse blockiert, schlingerten die Räder im feuchten Lehm. Eingemummt, in alten, zerschlissenen wattierten Jacken und Anoraks, sahen sie aus wie aus Erde geformt. Es regnete. Die Dinge, die sie von ihren Vätern, Großvätern und Urgroßvätern unterschieden, waren ein schwedische Motorsäge und Wegwerffeuerzeuge. Ja, und der Wagen hatte Gummiräder. Alles übrige war seit zweihundert, vielleicht dreihundert Jahren unverändert geblieben. Ihr Geruch, ihre Anstrengung, ihr Ächzen, ihre Existenz erfüllten eine Form, die es seit undenklichen Zeiten gab. Sie waren genauso urtümlich wie die zwei Braunen im Gespann. Um sie herum eine Gegenwart, so alt wie die Welt. Als es dunkel wurde, machten sie Schluß und fuhren weg. Ihre Kleider dampften wie die Rücken der Pferde.“
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Andrzej Stasiuk
(Aus „Unterwegs nach Babadag“)


Fortsetzung folgt …

Das Foto ist vom Oktober 2008.