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Ein Stern für Willi – R.I.P. *

Ein Stern für Willi – R.I.P. *

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Claudia Sölter


Premium (Basic), Frankfurt am Main

Ein Stern für Willi – R.I.P. *

Ein Stern für Willi – R.I.P. *
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Das Fenster im gegenüber liegenden Haus ist hell erleuchtet. Ein junger Mann sitzt vor zwei riesigen Bildschirmen mit Tabellen. Es ist so surreal – was Menschen immer denken, was wichtig ist ...!
Ich befinde mich gerade in einem emotionalen Ausnahmezustand.

Willi wäre bestimmt ein toller Gefährte gewesen: Ein Charmeur, ein „Schmittchen Schleicher“, ein kleiner Gauner und manchmal auch ein Schisser. Eine Petition „Katzengras legalisieren – jetzt!“ hätte er sicher unterschrieben. Willi starb in meiner Hand!
Manchmal macht man alles richtig und fühlt sich doch elend, denn Willi hatte wohl nie die Chance, ein entspanntes Leben zu führen und manchmal einfach nur irren Katzen-Blödsinn zu veranstalten.
Streunerkater, schwer verletzt, womöglich angefahren schleppt sich mit lahmen Beinen über die Bundesstraße. Hätte ich nur ein paar Sekunden später diese Stelle passiert – Willi wäre elend verreckt – über mehrere Tage hinweg. Denn wirklich niemand hätte das Drama mitbekommen – dass es nur ein paar Meter weiter um Leben und Tod geht.
Ich sehe ihn und halte sofort an. Mehr oder minder aus Zufall bin ich mit dem Auto unterwegs und will gerade zurück nach Fulda. Ich war die Nacht oben auf der Wasserkuppe.
Steige aus, höre den armen Kater jammern. „Miau, miau, miau ...“. Er fällt hilflos in den Straßengraben. Er weiß nicht, was mit ihm los ist und die Beine tun ihm so weh. Nähere mich vorsichtig, rede ruhig, er hat Angst, faucht. Egal, ich streichele ihn. Er beißt nicht, er kratzt nicht, legt seinen Kopf in meine Hand und lässt sich streicheln. Er beruhigt sich ein wenig. Decke ihn zu. Laufe auf die andere Straßenseite und frage den Bauern. „Welche Katze? Wir haben hier so viele!“ sagt der.
Das Tier muss sofort zu einem Tierarzt. Völlig egal, ob es jemandem gehört. Gerade bin ich allein und entscheide daher selbst. Laufe zurück – der Kater ist weg. In der Entwässerungsröhre unter der Straße hindurch sehe ich die großen Augen der bedauernswert geschundenen Kreatur. Es gibt keine Alternative – er muss da raus.
Krieche rein, kann mich kaum bewegen, doch es gibt nun mal keine Alternative.
Willi jammert und versucht, zu „flüchten“. Aber, er kann doch nicht. Im Gegenlicht der Tunnel-Öffnung der anderen Straßenseite sehe ich das kleine Bündel umkippen. Die letzten Kräfte reichen einfach nicht ... es ist zu viel für ihn. Er gibt auf. Ich versuche ihn vorsichtig im Liegen in eine Tasche zu hebeln. Es gelingt. Wieder zurück. Willi bleibt still. Lebt er noch? Schaffe es zurück. Bringe die Tasche ins Auto und öffne den Reißverschluss ein wenig. Er bewegt sich ... Gott sei Dank.
Ich höre hinter mir eine Stimme. Der Junior-Bauer hat das mit der Katze eben vom Alten erfahren. Sacht, er habe das Tier erst einen Tag vorher das erste Mal gesehen. Nicht deren Katze. Ich kündige an, einen Tierarzt zu suchen. Er verweist mich an die Tierärztin im nächsten Dorf. Landtierärzte sind auch sonntags ansprechbar. Fahre hin. Sie ist da – was für ein Glück.
Willi wird untersucht. Schwere innere Verletzungen, Becken zertrümmert, Bein gebrochen, Gedärm vorstehend, Penis schon blau, weil er nicht mehr durchblutet wird, Schleimhäute fast weiß, Kater in miserablen Ernährungszustand. Sie schlägt vor, ihn zu erlösen. Das sehe ich ein und stimme zu.
Ich denke nicht. Ich will einfach nur, dass der armen Seele etwas Gutes getan wird, und wenn es der Tod ist.
Dieses Wort hat einen so erdrückenden Schrecken, auch für mich ... gehabt.

Willi zeigt mir etwas: Als die Schmerzen durch die erfolgte Vollnarkose vorab beginnen nachzulassen, streckt er seine Vorderpfoten nach vorne und legt seinen Kopf darauf ab. Er will schlafen. Er sieht genau so aus, wie eine gesunde Katze, die einfach nur ein Mittagsschläfchen machen möchte. Was muss das für ihn für eine Erleichterung gewesen sein! Unvorstellbar!
Ich streichele ihn die ganze Zeit. Er entspannt immer mehr und legt seinen Kopf wieder in meine streichelnde Hand. Dann ist es soweit! Er geht und ich bin bei ihm ... ein Stern für Willi!

Ist doch egal, ob es eine Maus ist, ein Elefant, ein Mensch oder eine Katze.
Seelen fallen doch einfach nur vom Himmel und plumpsen willkürlich in einen Körper.
Seht Vega und denkt an ihn, bitte!


Das Bild ist ein Composing – allerdings mit Footages aus einer Nacht bzw. vom folgenden Morgen. Wasserkuppe, Hessen.

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Ein herzlicher Dank geht an Billybike für seinen Votingvorschlag. Ich fühle mich geehrt!
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