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_Morgenstern_


Premium (Basic), im schönen Breisgau

Elfen-Leuchten

Man sagt, ab Ende August könne man das Nordlicht sehen … wenn man Glück hat. Werden wir Glück haben?

Noch zu Hause suche ich im Internet. Kann man voraussagen, wann es Nordlicht gibt? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, mal abgesehen von Sonnenwind und keinen Wolken? Ich suche und finde eine Internetseite. Sie erklärt mir, dass es Sonnenwind hinreichender Stärke geben muss. Gemessen wird der KP-Index von 0 bis 9. Mitte August haben wir einen KP-Index von 2, aber dann … am 31.8. soll der KP-Index auf 6 (von 9) steigen. Hurra, genau da sind wir in Island. Die Voraussetzungen scheinen gut zu sein.

Dann finde ich auch noch eine App fürs Handy … auch sie zeigt, dass der Index in Island Ende August auf 6 steigt. Ich sehe eine Karte der Pole und in unterschiedlicher Form umlaufend eine hellgrüne Wolke. Dort wird man wohl Nordlicht sehen können. Sie wandert mit dem Tag um den Pol herum.

In Island beobachten wir nun täglich die App. Sie bleibt dabei: am Samstag, 31.8., wird der KP-Index auf 6 steigen. Außerdem ist in diesem Zeitraum Neumond, so dass das Nordlicht voll erstrahlen kann. Aber von wo aus können wir aber das Nordlicht sehen. Es sollte möglichst dunkel sein und wir haben kein Auto, denn wir sind mit einer Reisegruppe unterwegs. Ich finde in Hafnarfjörður hinter der Schule in einem Wäldchen ein etwas höher gelegenes Felsplateau. Dort werden wir es versuchen.

Am Freitag ist in der App auf einmal in der grünen Wolke eine kleinere orangefarbene Wolke zu sehen. Was bedeutet das? Es meint wohl, dass die Wahrscheinlichkeit, Nordlicht zu sehen, größer ist. In den letzten Tagen lag sie bei 12%. Nicht besonders hoch. Aber auf einmal umspannt die grüne Wolke in der App die ganze Polregion.

Am Samstag beraten wir bei Abendessen. Auf einmal liegt die Wahrscheinlichkeit, Nordlicht zu sehen bei 35%. Eine große orangefarbene Wolke in der Grünen. Und in der orangefarbenen Wolke noch ein rotes Feld, das sich langsam von Osten her nähert. Der Wetterbericht verspricht, dass es ab 1 Uhr nachts klar sein wird. Und so gehen wir früh uns Bett und stellen den Wecker auf viertel vor 1 Uhr. Zu fünft pilgern wir warm angezogen mit Handy-Taschenlampen ausgerüstet durch die Nacht. Kaum auf dem Felsplateau angekommen, piepst die App. „Du kannst an deinem Standort Polarlicht sehen.“

Gespannt schauen wir nach oben. In welche Himmelsrichtung sollen wir schauen? Nach einer halben Stunde treten erste Ermüdungserscheinungen auf: Nackensteifheit. Sehen tun wir ... nichts …

Dann sagt Isabelle: „Also, ... wenn man sich das richtig wünscht, ... dann kann man es sich wohl herbeisehen.“ Dort im Osten war was … wir sehen ... nichts … doch dann ... auf einmal … ein kurzer, schneller Hauch. Als würde man einen kalten Spiegel anhauchen … kaum da, schon wieder weg. Der Hauch kommt noch einmal … und noch einmal. Das muss Nordlicht sein! Aber auf den Fotos ist Nordlicht immer grünlich und hier ist es eher weißlich. Vielleicht haben wir nur eine schwache Form des Nordlichts? Wir sind fast etwas enttäuscht, bis ich dann doch die Kamera ausrichte und abdrücke … 30 Sekunden bei ISO 1000. In den Vorschau sehen wir es dann: das Nordlicht ist doch grünlich! Es braucht aber wohl die lange Belichtungszeit.
Nun sind wir Feuer und Flamme. Bald zieht sich das Nordlicht wie ein großer Bogen über das Firmament von Ost nach West. Einmal weht eine richtige Fahne (dieses Bild).
Gegen 3 Uhr lässt das Spektakel nach und wir kehren durchgefroren aber glücklich in unsere Betten zurück.

WIR HABEN DAS NORDLICHT GESEHEN!

Und ja ... es ist bearbeitet: entrauscht, geschärft, gesättigt, entdunstet, begrünt.

Für alle, die Ende September nach Island reisen: Euch erwarten 6 Tage mit einem KP-Index von 6, 5 und 4. Es ist wieder Neumond. Ihr werdet bestimmt das Nordlicht sehen. Hoffentlich macht das Wetter mit. Ich drück‘ Euch die Daumen.

Commenti 6

  • Andreas Pfanner 24/11/2020 13:25

    Oh, wow!!! Von all den abgebrühten perfekten Polarlichtbildern hebst du dich hier ab mit deiner authentischen Darstellung und Erklärung zur Entstehung. Sehr sympathisch.
    Aber du könntest seitenweise darüber schreben und doch nicht bewirken außer Sehnsucht zu nähren. Auf den nächsten Moment dieser Erhabenheit den das ´Segulljós´ auslöst. Takk fyrir, bless bless
    Andreas
  • 24plus8 06/01/2020 17:40

    Ich will auch nach Island!!! :)
    • _Morgenstern_ 06/01/2020 20:58

      Ich komme sofort mit ...
      Wir haben ja nur einen kleinen Teil gesehen. Wenn ich mir aber hier im Forum Islandbilder ansehe ... unglaublich schön!
  • Reinhard Müller 01/10/2019 19:08

    Beim Lesen des Textes fiebert man förmlich mit und spürt die kalte Enttäuschung. Sehr schön, dass sich der Himmel kurz vor der Resignation für Euch doch noch hübsch gemacht hat und noch viel schöner, dass Du dabei die Nerven hattest, die Situation in der Kürze der Zeit nicht technisch mit der Kamera zu verbocken. (So etwas kann ich nämlich bestens:-). Liebe Grüße, Reinhard
  • tkone 16/09/2019 6:46

    Vielen Dank für Deine Geschichte zum Bild. Ich lese so etwas immer sehr gerne!
    Und natürlich mein Glückwunsch zum erfolgreichen "Nordlicht Fangen".
    VG Thomas
  • Claudia Sölter 16/09/2019 1:23

    So lebensnah – so viel lebendiger als "Nordlicht auf Island, Exifs irgendwas".
    Danke für die Schilderung!
    :-)

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Exif

Fotocamera Canon EOS 80D
Obiettivo EF-S15-85mm f/3.5-5.6 IS USM
Diaframma 3.5
Tempo di esposizione 30
Distanza focale 15.0 mm
ISO 1000

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