Feuerrad-Galaxie (22 Mio. Lichtjahre entfernt) fotografiert mit "kleiner Optik"
Nach meinen "nur wenige" 1000 Lichtjahre entfernten Astrofoto-Objekten der letzten Zeit, welche sich innerhalb unserer eigenen Galaxis befinden, habe ich mich in diesem Frühjahr auch mal wieder noch weiter in die Ferne gewagt und mich u.a. der sgt. Feuerrad-Galaxie (engl.: Pinwheel-Galaxy) (= M101 = NGC 5457) gewidmet, die sich ca. 22 Millionen Lichtjahre von uns entfernt befindet und wie alle Galaxien selbst viele Milliarden Sterne beheimatet. M101 finden wir im Sternbild "Ursa Major" (= Großer Bär) oder auch vielen bekannt unter dem Namen "Großer Wagen". Im Frühling steht dieses Sternbild sehr hoch am Firmament und M101 ist dann sogar - je nach Uhrzeit- in der Nähe des Zenits zu finden.
Der Durchmesser von M101 liegt bei ca. 170000 Lichtjahren. Damit erscheint sie uns am Himmel unter einem Flächenwinkel von ca. 29 x 27 Bogenminuten. Das ist in etwa die Himmel-bedeckende Fläche des Vollmonds und bräuchte
für eine optimalere Detail-Auflösung der Galaxien-Spiralarme und des Galaxien-Zentrums eigentlich relativ große Brennweiten, ideal wären hier so ab ca. 800 bis 1600 mm (bei Verwendung eines APS-C Sensors wie in meiner CANON EOS) um das Objekt möglichst flächenfüllend auf den Kamera-Chip zu bekommen. Ich habe es aber trotzdem mal mit meinem kleinen Teleskop bei etwa 330 mm Brennweite versucht und war sehr gespannt auf das Ergebnis, welches ihr nun sehen könnt: Links im Bild ist der originale Himmels-Ausschnitt gezeigt (den ich zuvor lediglich an den Rändern etwas beschnitten habe.) In vertikaler Richtung deckt dieses Gesichtsfeld ca. 4 Grad ab und die Galaxie wirkt schon fast einsam im Meer von Vordergrund-Sternen unserer näheren Umgebung aus unserer Milchstraße. Rechts im Bild seht ihr eine reine Ausschnitts-Vergrößerung des Originals, welches die Galaxie "aus der Nähe" zeigt. Dieser Ausschnitt entspricht einer scheinbaren Aufnahme-Brennweite von ca. 1400 bis 1500 mm, wie wir es real z.B. mit meinem "großen" Teleskop, dem EHD 800, bei Verwendung eines Brennweiten-Reduzierers erhalten hätten. Doch mich interessierte vor allem, was selbst das kleine APO-Teleskop an Auflösung hervorbringt. Insbesondere, da es auch nur eine recht geringe Öffnung von lediglich 70 mm hat und nicht nur wegen der geringen Brennweite gegenüber größeren Teleskopen mit mehr Öffnung in der möglichen Detail-Auflösung sowieso begrenzt ist. Die Aufnahmen der Einzelbilder habe ich größtenteils wieder mit UHCS-Filter durchgeführt, denn obwohl es bei uns im Hochsauerland noch recht dunkle und weniger lichtverschmutzte Standorte gäbe, habe ich wie fast immer die heimische Terrasse hinter unserem Haus als Standort gewählt. Hier, im oberen Ruhrtal sieht es mit der Lichtverschmutzung leider oftmals auch schon ziemlich mies aus, so dass es unter Inkaufnahme längerer erforderlicherer Gesamtbelichtungszeiten (gegenüber einem wirklich dunklen - und möglichst auch dunstfreiem - Himmel) ohne die Verwendung von entsprechenden Filtern kaum Sinn machen würde, sich irgendwelchen lichtschwachen Astro-Objekten visuell oder fotografisch zu widmen. (Fast einzige Ausnahme bei den Deep-Sky-Objekten ist wohl der Orion-Nebel, doch der ist ja auch im Vergleich zu fast allen anderen Deep-Sky-Objekten sehr lichtstark.) Der Grund, dass ich trotz der schlechteren Lichtverhältnisse üblicherweise direkt von der heimischen Terrasse aus fotografiere statt von einer dunklen Ecke in ein paar km Entfernung ist recht simpel: Ich habe hier- anders als irgendwo im Feld oder Wald- eine Steckdose für die ganzen Stromverbraucher und das Equipment ist, wenn das Wetter spontan mitspielt, "mal eben" nach draußen getragen und, inzwischen (mit etwas Übung) schon nach weniger als einer Stunde Aufbau und Einnordung einsatzbereit. (Wenn bis dahin keine Wolken oder Nebelschwaden aufgezogen sind ;-) .) Diesmal hatte ich, verteilt auf mehrere Nächte, etwas Glück, zumindest für die Aufnahmen mit UHC-S-Filter. Weitere Aufnahmen mit H-Alpha Filter sind ebenfalls noch ins Summenbild eingegangen. Die haben das Signal-Rausch-Verhältnis jedoch (im Roten) nur noch unwesentlich verbessert wegen hohem Dunst in der Atmosphäre und damit relativ schlechter Durchsicht in der Nacht. Aber was solls. Es hätte ja noch schlimmer kommen können und außerdem lernt man doch immer wieder Neues über seine Ausrüstung hinzu. ... . Im Großen und Ganzen bin ich mit dem Gesamt-Resultat noch recht zufrieden, auch wenn die kleine Optik natürlich nicht an das Auflösungsvermögen von Teleskopen mit
größerer Brennweite und mehr Öffnung heran kommt.
Infos zur Aufnahme-Ausrüstung und den Einzelaufnahmen:
Teleskop: TS-APO 704, f_eff= 331 mm mittels Reducer TS-RED279, f/4.74
Montierung: Cel. AVX, Auto-Guiding mit Lacerta MGEN 2.2, Kamera: CANON EOS 760d (unmod.),
Filter: UHC-S (Baader), H-Alpha (7nm) (Baader)
Einzelaufnahmen:
mit H-Alpha-Filter bei ISO 1600:
14 X 280 s.........10 X 560 s
(Gesamtbelichtungszeit mit H-Alpha: ca. 2,7 Stunden)
mit UHC-S-Filter bei ISO 800:
50 x 70 s ........ 24 X 140 s ....... 17 X 280 s
mit UHC-S-Filter bei ISO1600:
38 x 70 s
(Gesamtbelichtungszeit mit UHC-S: ca. 4 Stunden)
Damit totale Belichtungszeit für dieses Foto: ca. 6,7 Stunden
Bias- und Darks-Abzüge, Flats, gestackt und bearbeitet in Fitswork und DPP4, Aufnahmedaten: 03./04., 27./28. und 29./30.April 2017
loc: 51.3°n.Br., 310 m NHN
Wie immer viel Spaß beim Anschauen, beim Lesen und, wenn ihr mögt, gerne auch Kommentieren .
LG, Dirk
Alexida 20/06/2017 7:16
..so weit weg entfernt!..vielleicht jemand(..aus der Entfernung 1000. Mio. Lichtjahren)
beobachtet unsere Erde und denkt dabei:
was für ein Ameisenhaus!..keine Ruhe für die Königin,
Arbeiter- und Soldaten-Ameisen..
..Was alles machen diese komischen "Erdmännchen" dort,
auf diesem wunderbaren
hellblauen Kügelchen "Erde"??..
..mein Kompliment, eine herrliche Präsentation..
..weiterhin viel Erfolg..
LG Nadja
Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 28/05/2017 19:23
Vielen Dank Herbert auch an dieser Stelle für deinen schönen Kommentar. Ja, selbst H-Alpha Filter habe ich verwendet. Hat das Signal-Rauschverhältnis im Roten bei meiner nicht-astromodifizierten EOS noch ein klein wenig verbessert (trotz nicht ganz so guter Durchsicht). Das meiste Signal kommt jedoch aus den zahlreichen Aufnahmen mit UHC-S-Filter. Schön, dass es dir gefällt.LG, Dirk
Herbert Kohl 28/05/2017 15:36
Du hast Dir mit diesen Bild sehr viel Mühe gegeben, mehrere Tage ..., mit Ha-Filter ...Es hat sich gelohnt, auch dein Kommentar sehr ausführlich, das alles gefällt mir.
Viele Grüße Herbert
Dirk Peters - Astro- u. Naturfotografie 28/05/2017 14:37
vielen Dank euch allen für die Lobe und/oder die schönen Kommentare.@ Dubbs: freut mich sehr, wenn du auch am Betrachten der Fotos Vergnügen hast. Ansonsten: Probiers einfach mal. Bei kleiner Brennweite und normalem Foto-Objektiv tut es oft schon eine kleine Reisemontierung zur Nachführung. Aber Vorsicht: wenn man erst mal infiziert ist ... . Die Ausrüstung und die Ansprüche wachsen schneller als man das vorher geplant hat ... ;-).
@ Rainer: vielen Dank für deinen Kommentar und die schöne Bewertung. Mit dem C11 wäre es schon interessant. Kann mir gut vorstellen, dass bei der Teleskopgröße das Guiden nicht gerade leichter wird. Durch die hohe Brennweite, würdest du aber schon ziemlich ins Zentrum der Galaxie vorstoßen. Bin gar nicht sicher, ob du sie damit noch ganz auf den Chip bekommst (?). Doch mit Brennweitern-Reduzierer müsste es noch gehen, oder ?
@ Struz: vielen Dank für dein Lob. Freue mich wenn es dir gefällt und meine Fotos beeindrucken.
LG, Dirk
struz 27/05/2017 1:56
Schon sehr beeindruckend was du uns hier zeigst.Gruß Struz
Rainer Kuhl 25/05/2017 15:08
Ein sehr schönes Ergebnis! Die "kleine" Optik macht scharfe Bilder, die auch noch gut zu vergrößern sind. Schöne saubere Bearbeitung!!Ich versuche mich schon etwas länger an dem Objekt mit dem C11er, habe aber immernoch Probleme mit dem Guiden..
Gruß
Rainer
Andree-W. 25/05/2017 8:02
Ich bin immer wieder von solchen Aufnahmen fasziniert. Zum einen da sie offenlegt was dem "normalen" Betrachter unsichtbar bleibt zum anderen (wie vor allem in diesem Fall) aufgrund der umfangreichen Information zur Aufnahmetechnik.Da ich mich im Schwerpunkt mit normaler Fotografie beschäftige werden mir solche Bilder mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals gelingen, aber sie anzusehen ist toll.
Gruß
Dubbs