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Finkenherd

Johann N. Vogl, 1835 (1802-1866)

1. Herr Heinrich saß am Vogelherd,
Recht froh und wohlgemut;
Aus tausend Perlen blinkt und blitzt
Der Morgenröte Glut.

2. In Wies und Feld, in Wald und Au,
Horch, welch ein süßer Schall!
Der Lerche Sang, der Wachtel Schlag,
Die süße Nachtigall!

3. Herr Heinrich schaut so fröhlich drein:
Wie schön ist heut die Welt!
Was gilt's, heut gibt's 'nen guten Fang!
Er schaut zum Himmelszelt.

4. Er lauscht und streicht sich von der Stirn
Das blondgelockte Haar...
Ei doch! was sprengt denn dort heran
Für eine Reiterschar?

5. Der Staub wallt auf, der Hufschlag dröhnt,
Es naht der Waffen Klang;
Daß Gott! die Herrn verderben mir
Den ganzen Vogelfang!

6. Ei nun! was gibt's? Es hält der Troß
Vorm Herzog plötzlich an,
Herr Heinrich tritt hervor und spricht:
Wen sucht ihr Herrn? Sagt an!

7. Da schwenken sie die Fähnlein bunt
Und jauchzen: Unsern Herrn!
Hoch lebe Kaiser Heinrich, hoch!
Des Sachsenlandes Stern!

8. Sich neigend knien sie vor ihm hin
Und huldigen ihm still,
Und rufen, als er staunend fragt:
's ist deutschen Reiches Will!

9. Da blickt Herr Heinrich tief bewegt
Hinauf zum Himmelszelt:
Du gabst mir einen guten Fang!
Herr Gott, wie dir's gefällt!

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UNESCO Weltkulturerbe Quedlinburg
Die Wiege Deutschlands

Kaiser Karl der Große hatte sein Reich unter seine 3 Söhne aufgeteilt.

Nachdem seine Linie ausgestorben war, wurde im östlichen Teil, der mit Friesland, Sachsen, Thüringen, Franken, Schwaben und Bayern die wesentlichen Teile des späteren Deutschen Reichs umfasste, im Jahr 911 der Frankenherzog Konrad zum König gewählt. Es gelang ihm nicht, sein Reich zu konsolidieren und gegen äußere Feinde zu schützen. Einige Historiker sagen, seine größte Tat beging er auf seinem Sterbebett: Er beauftragte seinen Bruder Eberhard, die Königsinsignien seinem ärgsten Widersacher, dem Sachsenherzog Heinrich zu überbringen.

Der Legende nach trafen die Boten Konrads seinen Nachfolger nichts ahnend am Fuße seines Schlossbergs in Quedlinburg auf der Vogeljagd an. Seitdem und bis heute wird die Stelle "Finkenherd" genannt.

Tatsächlich wurde Heinrich 919 in Fritzlar von gerade 2 Stämmen, den Franken und den Sachsen, zum König gewählt.

In den folgenden Jahren überzeugte Heinrich die übrigen Stämme, dass er der richtige Mann in diesem Amt war, teils mit Wohltaten, teils mit Waffen. Danach machte er sein Reich, das noch immer locker gefügt war, verteidigungsfähig, indem er ein stehendes Heer aufbaute, Burgen bauen ließ und befahl, dass jeder neunte Mann der umliegenden Dörfer sich auf die Burg zu begeben habe, um diese zu verteidigen. So schuf er beiläufig den Stand der "Bürger".

Nachdem dieses Werk getan war, lud er im Jahr 929 alle Fürsten seines Reichs zum Hoftag nach Quedlinburg ein. Er ließ sich noch einmal huldigen (Treue schwören) und seinen Sohn Otto zu seinem Nachfolger bestimmen. Damit stellte er sicher, dass sein Reich über seinen Tod hinaus Bestand haben würde.

Deutschland war geboren, die Wiege war Quedlinburg.


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Finkenherd
Finkenherd
Uwe Sievers

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