Footballgrounds forever
Ich war damals vielleicht Vierzehn oder Fünfzehn. Aufgewachsen in einem Dorf, das sich an einen Hügel duckte und in dem die Männer frühmorgens zur Arbeit fuhren und abends grau zurück in ihre Häuser fielen.
Das war die frühen 80er, in der die Welt auf mich und Theo aus dem Radio einprasselte, ein nie endender Platzregen eines bunten Woandersseins, dessen Tropfen die Seelen von zwei Jungen trafen, die Tag für Tag kleine Häuser mit gepflegten Vorgärten sahen, wenn sie aufwachten und aus dem Fenster schauten.
Theo war der, der für mich die Wirklichkeit entzündete. Ich erinnere mich gut, er war zwei Jahre älter, ich saß in seinem Zimmer und er legte Platten von der Müchener Freiheit auf und von Trio.
Er fuhr mich durch die Nacht von Kassel als ich mit Karin auf der Rückbank seines Asconas saß und mir wünschte, die Zeit sollte stehenbleiben, während die anderen irgendwas redeten und auf die Lichter der Stadt schauten während Nena von einem Schloss aus Sand sang.
Damals ging eine schmale Holztreppe hinauf zu seinem Zimmer, die Stufen kanrrten und es roch immer nach Bohnerwachs und den Resten vom Mittagessen.
Meine Famile zog fort, mir passierte ein anderes Leben und schließlich verlor ich ihn aus den Augen.
Als ich klein war brachte mir mein Großvater ein Lied bei, es hieß „Der Theodor im Fußballtor“. Es war von Theo Lingen, diesem Schauspieler in Schwarzweiss. Ich lernte es auswendig. Im Refrain hieß es: „ Der Theodor der hält, der hält“
Ich war vor ein paar Wochen bei meinen Eltern, die leben nun wieder in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Meine Mutter schenkte Kaffee ein und wir unterhielten uns.
Irgendwann fragte sie mich, ob ich mich noch an den Theo erinnern würde.
Ich erinnerte mich.
Sie sagte, er hätte sich im letzten Winter in einer Scheune erhängt.
Ich habe ein altes Foto von ihm und mir, wir alberten herum, ich weiß nicht mehr wann und wo das war, aber ich weiß es war die Zeit in der die Zukunft für uns alle mit dem Zauber geheimer Hoffnung vor uns lag.
https://www.youtube.com/watch?v=AGmVQjdMSR4
March Dafra 09/04/2022 21:49
GeilEva B. 09/04/2022 14:03
!Free Member SteW 08/04/2022 20:40
Berührend und traurig.Photomann Der 08/04/2022 14:17
*Manfred Schneider 07/04/2022 12:08
!!!!lg manfred
jbd68 07/04/2022 10:22
So wie Du schreibst, möchte man noch mehr von Dir lesen. Deine Bilder sind eh absolut sehenswert, spannend und eindringlich. Wort und Bild gehören bei Dir wie oft zusammen, VG BjörnREN SEN 07/04/2022 8:50
Bewegende Zeilen. Interessant wie das Bild vor und nach dem lesen deiner Worte wirkt.seanachie 07/04/2022 7:44
Ich hatte den Text im Lied immer so verstanden: Der Theodor, der hält, der Held.Wäre ja auch irgendwie passend.