A.-J. O.


Premium (Pro), Region Stuttgart

„Freiheit für Jo”

„Jo” ist der Kurzname für einen der beiden im sogenannten Wasen-Prozess zu mehrjährigen Haftstrafen Verurteilten aus der linksgerichteten Antifa-Szene.

Ihnen wurde zur Last gelegt, im Mai 2020 aus einer größeren Gruppe heraus drei Personen angegriffen und teils lebensgefährlich verletzt zu haben, die zu einer rechtsgerichteten Arbeitnehmerorganisation gehörten und mutmaßlich zu einer Querdenker-Demonstration unterwegs waren.

Die Parole jedoch prangt weit entfernt aller dieser Schauplätze am Sockel einer Fußgängerbrücke bei Marbach am Neckar und lädt quasi dazu ein, über die Begriffe „Untergrundkultur” und „Pluralismus” nachzudenken.

Freiwillig, versteht sich!

Die einen werden gefeiert. Andere werden geduldet. Wieder andere bekämpft. Und einige bekämpfen sich gegenseitig bis aufs Blut …

Was muss, das muss???

Commenti 2

  • n i n a 10/02/2022 17:50

    lieber a.-j.o., da wirfst eine frage auf....:-D
    obwohl.. eigentlich ist sie ganz leicht zu beantworten, jedenfalls meinem moralischen kompass nach. wer leute aus politischen gründen (oder eigentlich auch aus den meisten anderen gründen) verletzt, ob nun lebensgefährlich oder auch nicht, setzt sich selbst ins unrecht, disqualifiziert sich selbst als ernstzunehmendes mitglied einer demokratie und ist auch sonst ganz allgemein ein a....loch. so jemanden würde ich nicht frei lassen, und das sage ich, obwohl ich mich schon eher der linken, als der rechten seite verbunden sehe.
    • A.-J. O. 10/02/2022 22:20

      So wie Du es schreibst, sehe ich es auch. Doch die Erinnerung macht es kompliziert.

      Gegeneinander und – allein oder in wechselnden Allianzen – gegen die Gemeinschaft kämpfende Gruppen, die sich keinem übergreifenden Kodex verpflichtet sehen, war schon einmal eine entscheidende Zutat für ein dunkles Kapitel, dessen Folgen uns alle heute noch betreffen.

      Auch wenn gefühlt jeden Tag etwas aus dem Leben meiner Mutter verschwindet – ein Gedanke hier, eine Erinnerung da und dann noch eine – so ist der Krieg und das Trauma, das sie als Kind erlitt, präsenter denn je. Und damit auch in meinem Leben, wenn sie weint und erzählt und ihren Bruder vermisst, der ihr alles bedeutete. Und dass da niemand mehr ist, weil erst die Nationalsozialisten, dann die Sozialisten und schließlich die Zeit alles und jeden genommen haben …

      Für mich ist der oben abgebildete Satz ein Fragment, ein Auszug aus einer viel größeren Handschrift eines Dämons, der nie weg war und unaufhörlich zu wachsen scheint in vielerlei Gestalt – in bekannter und unbekannter. Und der auf seine Zeit lauert.

      DOCH so düster wollte ich gar nicht schreiben! Mit dem Slogan konnte ich nichts anfangen, also habe ich ihn fotografiert, zu Hause nachgelesen und war überrascht über dieses Puzzle-Teil und wie sich wieder einmal die Sicht veränderte.

      Und weil Donnerstag war, stellt ich das Bild ein … :-)