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Freusburg im Siegtal (Innenhof)

Freusburg im Siegtal (Innenhof)

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Pfeiffer Tobias


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Freusburg im Siegtal (Innenhof)

Die Geschichte der Freusburg

(von Markus Quast)

Der Ort Freusburg findet erstmalige urkundlich Erwähnung im Jahre 913. Damals lautete der Name noch "Fruodeesbraderofanc" (Bifanc auf dem Fruodberg). Dieses heißt soviel wie Herrenhof des Freudebrecht. Die erste urkundliche Eintragung dieses Bifanc (Hofgut oder Herrensitz) stammt aus dem Jahre 1048. Die Burg Freusburg wurde um das Jahr 1100 auf dem Berg mit Blick in das Siegtal gebaut. Vermutlich ist ein Franke names Freudebrecht der Ahnherr der Grafen von Freusburg. Die erste urkundliche Erwähnung des Freusburger Grafengeschlechts datiert auf das Jahr 1133. Das gräfliche Wappen war ein schwarzes Schild mit einem silbernem Streifen, in dem sich drei Eberköpfe befanden.

Das Wappen Freusburger der Freusburger Grafen trifft man auch heute noch in verschiedenen Gemeindewappen der umliegenden Ortschaften wieder, so etwa im Wappen der Verbandsgemeinde Kirchen sowie der Stadt Kirchen.

Neben den Freusburger Eberköpfen finden sich in diesen darüber hinaus noch der Leopard der Grafschaft Sayn und das rote Kreuz des Erzstiftes Trier – beide Herrschaften waren auch für die Freusburg von großer Bedeutung. Als Erzstift bezeichnet man den weltlichen Besitz eines Erzbischofs. (Neben Köln und Mainz gehörte das Bistum Trier zu den wichtigsten Bistümern. Der Erzbischof von Trier gehörte fest dem Kollegium der Kurfürsten an. Diese wählten in der Vergangenheit den König.)

Im Jahr 1246 gelangte die Freusburg in den Besitz der mächtigen Grafen von Sayn. In deren Besitz blieb die Freusburg über mehrere Jahrhunderte. Der bedeutendste der Sayner Grafen, Heinrich IV., ließ die Burganlage durch die Errichtung des Mittelbaus und des nach ihm benannten Heinrichbaues erweitern. Heinrich war eigentlich Kleriker und immerhin Domdechant in Köln gewesen. Er heiratete zwar später Jutta von Mallinkrodt, eine ehemalige Nonne, die er bereits als Kölner Domdechant im Kloster von St. Querin in Neuss kennengelernt hatte, seine Ehe mit ihr blieb aber kinderlos. Nach dem Tod seines Onkels, der die Grafschaft gemeinsam mit Heinrichs Bruder Hermann von Sayn regierte, erbte Heinrich IV. von Sayn 1573 das nördliche Gebiet der Grafschaft an der Sieg mit der Freusburg als Residenz. Damit verbunden war auch das Bekenntnis zum lutherischen, das die Sayner nach langem Zögern 1561 in ihrem Land eingeführt hatten.

Mit dem Tode des kinderlos gebliebenen Grafen begann für die Burg und Herrschaft Freusburg eine wechselvolle Geschichte. Bereits im Jahre 1602 hatte Heinrich IV. die Herrschaft Freusburg an den Trierer Erzbischof verkauft. Obwohl Graf Heinrich in dem Kaufvertrag bestimmt hatte, dass seine Untertanen in ihrem lutherischen Bekenntnis nicht gestört werden dürften, gelang es dem Trierer Erzbischof und Kurfürsten Philipp von Soetern (1623-52), das evangelische Bekenntnis in den Folgejahren fast völlig auszurotten.

Über die Verkaufsurkunde zwischen Heinrich IV. und dem Trierer Erzbischof kam es schließlich zu Besitzstreitigkeiten zwischen Kurtrier und verschiedenen saynischen Nebenlinien. Federführend auf saynscher Seite war hierbei Graf Ernst von Sayn-Wittgenstein. Das von beiden Seiten angerufene Reichskammergericht entschied zunächst vorläufig zugunsten Kurtriers, das im Jahre 1616 die Burg besetzte. Durch endgültigen Schiedsspruch wurde die Freusburg im Jahr 1626 unwiderruflich Kurtrier zugesprochen.

Aber die Sayn-Wittgensteiner Linie gab noch nicht auf. Im 30-jährigen Krieg wechselte die Burg oftmals den Besitzer. Graf Ernst von Sayn-Wittgenstein, der noch immer die Herrschaft über die Freusburg beanspruchte, bat den auf protestantischer Seite kämpfenden Schwedenkönig Gustaf Adolf um Hilfe. Dieser schickte eine starke Streitmacht vor die Burg. Auf einer heute noch Schwedenschanze genannten und auf der der Freusburg gegenüberliegenden Siegseite gelegenen Bergnase bezogen die Schweden ihre Stellungen und zwangen die kurtrierische Besatzung zur Übergabe. Aber kurze Zeit später nahm Kurtrier die Burg wieder in Besitz und verteidigte sie erfolgreich gegen neue Angriffe der Schweden.

Nach dem 30-jährigen Krieg gab Kurtrier die Herrschaft Freusburgs an die Gräfin Johannette von Sayn-Wittgenstein, die spätere Gemahlin des Herzogs von Sachsen-Eisenach zu Lehen. Im Jahre 1741 kam die Grafschaft als Erbe an Brandenburg-Ansbach (im fränkischen Altmühltal gelegen), und von 1803 – 1815 schließlich an Nassau-Usingen. Das Haus Nassau-Usingen erstreckte sich auf Gebiete im Taunus und im Westerwald. Sein Besitz ging nach dem Wiener Kongress 1815 an Preußen über.
Im Jahre 1856 wurden das Justizamt und das Gefängnis aus der mehr und mehr verfallenden Burg nach Kirchen verlegt. 1869 zog die staatlich-preußische Forstverwaltung in die (für sie viel zu großen) Gebäude ein. Einige Räume des Heinrichsbaus dienten noch bis zum Jahr 1927 als Wohnung des Försters, ansonsten wurden nur noch wenige weitere Zimmer und Räume der Burg für Forstverwaltungsaufgaben genutzt. Im Rittersaalbau waren die Decken herabgefallen und ein Teil der einstmals hochherrschaftlichen Räume waren bereits verschüttet und nicht mehr benutzbar.

Es ist das Verdienst des Hilchenbacher Fabrikanten und Mitbegründers des Jugendherbergswerks Wilhelm Münker, dass aus der mehr und mehr verfallenden Burg schließlich eine Jugendherberge wurde. 1923 beschloss die „Deutsche Jugend„ in Eigenarbeit den Rittersaalbau wieder bewohnbar zu machen.

Im selben Jahr wurde das am Fuß der Freusburg gelegene „Haus Schlossgarten“ aus Privatbesitz erworben. Hier wurde zunächst eine Notunterkuft für „einige Wanderer“ eingerichtet. Durch den Einsatz der vielen freiwilligen Helfer – Schulklassen und Jugendgruppen waren hierbei unermüdlich im Einsatz – schritt die Renovierung der eigentlichen Burg schnell voran. Durch die unentwegte Unterstützung Wilhelm Münkers, der sich in „Klingelbeutelgängen“ an die umliegenden Industrieunternehmen und Firmen gewandt hatte, flossen zahlreiche Geld-, aber in erster Linie Sachspenden in das Projekt. Man darf hierbei nicht vergessen, dass in diesen Jahren Deutschland von einer galloppierenden Inflation heimgesucht wurde und die Wirtschaft darniederlag. Am Ende der Inflation war der Papierwert der ersten Inflationsscheine größer als die Kaufkraft ihres Nennwertes. So verwendete man die Scheine vielfach zweckfremd und überdruckte sie zu Eintrittskarten, Mitgliederausweisen, Quittungen und Festtagsglückwünschen. Angesichts dieser wirtschaftlichen Gesamtsituation ist die bereitwillige Spendenbereitschaft umso erstaunlicher. Münker selbst schrieb später zu der gelungenen Aktion:“Es ist kaum zu glauben, was da alles – manches waggonweise gegeben - umsonst gefahren wurde, wieviele Gäule für das Heraufschaffen auf die hochgelegene Burg schwitzen mussten und wieviel Jugendhliche aus allen Bünden, Schüler und Turner der ganzen Umgebung, besonders aus Siegen, sich dort ihre ersten Schwielen holten.“

Ab 1925 standen Teile der Burg Wanderern und der Jugend zur Verfügung: Der Rittersaal, ein Tagesraum, ein provisorischer Schlafsaal und eine Burgküche waren mittlerweile wiederhergestellt worden. Probleme ergaben sich daraus, dass die Burg offiziell „Deutsche Jugendburg“ wurde und bereits sehr schnell der großen Anzahl an Besuchern nicht mehr gewachsen war. Die Strukturen mussten neu überdacht und professionalisiert werden und vor allem neue Räume mussten so instandgesetzt werden, dass sie dem immer stärker anwachsenden Besucheransturm standhalten konnten. Nach langen Verhandlungen mit der Forstverwaltung; auf Seiten des Jugendherbergswerks unter der Leitung von Wilhelm Münker; wurde schließlich das gesamte Burggelände Eigentum des Deutschen Jugendherbergswerks Landesverband Westfalen-Lippe e.V.. Die Gegenleistung war die Neuerrichtung eines Forsthauses in Freusburg-Struth durch den DJH Landesverband Westfalen-Lippe im Wert von 28.000 Reichsmark. Ab 1926 wurde die Freusburg nach den Plänen von Reg.Baumeister Ernst Stahl vollständig ausgebaut. Die Herausforderung bestand darin, so die Planungsauflagen, dass der Südflügel mit dem Rittersaalbau „in harmonischen Einklang gebracht und so ausgebildet werden sollte, dass die Räume auch dem Massenbesuch in jeder Weise gerecht werden.“ Für diese anspruchsvolle Aufgabe bot sich niemand besseres als Ernst Stahl an. Im gleichen Jahr – 1926 - hatte Stahl einen vielgelobten Entwurf einer „Muster-Jugendherberge“ vorgelegt. Nach diesem wurden in den Folgejahren etwa 20 weitere Jugendherbergen gebaut. Im Rahmen von Jugendherbergsentwürfen anlässlich der Olympiade in Amsterdam (1928) erhielt Stahl die Bronzemedaille. Der Umbau der Freusburg gelang meisterhaft. Eine abschließende Bewertung seiner Arbeiten an der Freusburg gibt Stahl selbst: „(….) mit Stolz kann der Verband für deutsche Jugendherbergen, Gau Sauerland auf diese Jugendherberge blicken, die nunmehr mit allen hygienischen und technischen Anlagen eingerichtet ist und eine Zierde des Siegerlandes bildet.“ Die Einweihung der wiederhergestellten Freusburg als Jugendherberge fand am 6. und 7. Oktober 1928 im Beisein von Reichsminister Carl Severing statt. Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand Severings Rede im Namen der Reichsregierung: „(…) Wo einst die Ritter zum Turnier mit den Lanzen sich trafen, führt jetzt die Jugend die Waffen des Geistes. (…) Unsere Parole sei: Hass dem Hass! So soll aus der Freusburg eine ‚Freudburg’ werden.“

In der Folgezeit gewann die Jugendherberge als Begegnungsstätte junger Menschen mit oft bis zu 60.000 Übernachtungen im Jahr kontinuierlich an Bedeutung. Ab 1933 folgten dann die dunklen Jahre des Nationalsozialismus. Zunächst blieb die Freusburg noch Jugendherberge, wurde dann später aber während des Krieges als Wehrertüchtigungslager, Reichsarbeitsdienstlager und schließlich als Reservelazarett genutzt.
Nach dem Krieg zogen dann wieder die Schulklassen und Wandergruppen in die durch den Krieg im Bestand unversehrt gebliebene Jugendherberge Freusburg ein. Im Jahr 1979 konnten nach einer Brandschau die Schlafräume im Dachgeschoss aus Sicherheitsgründen nicht mehr bewohnt werden. Im Jahr 1981 entschloss sich der Landesverband Westfalen-Lippe schließlich, den Herbergsbetrieb einzustellen und eine komplette Modernisierung sowie einen großzügigen Erweiterungsbau durchzuführen. Die Gesamtkosten betrugen 11 Mio. Mark. Am 23. Oktober 1986 wurde die Jugendherberge durch den Schirmherrn des Deutschen Jugendherbergswerks, Bundespräsident Richard von Weizsäcker wiedereröffnet.

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