Matthias von Schramm


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Fritz und Frieda

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Fritz und Frieda

Fritz war immer der Ansicht, er bräuchte eine Frau, die bereits den Weg des Schmerzes gegangen war. Ausgebärt, ausgehöhlt, auserwählt aus Millionen. Eine freundliche Frau, die gut lange Röcke tragen kann und auf Menschen offen zugehen, ohne etwas von sich zu verraten. Frieda hatte alles erfüllt. Siebzehn lange Jahre. Davon waren zwei gut und ein halbes mittelmäßig.

Als Frieda mit gepacktem Koffer ihren Mann verlassen wollte, bat dieser sie noch einmal schlagen zu dürfen. Und zwar nicht mit der Faust, sondern mit dem Faustkeil, so wie es ihm und seiner Herkunft entsprach. Sie sagte wie immer nichts dazu.

Fritz ging am Wasser spazieren. Er war gelernter Schlosser. Dann gab es die ersten Kinder. Zwei davon ertranken auf mysteriöse Weise in der Elbe, bevor sie sprechen konnten. Sprache war nie so seins. Er mochte es nicht, wenn die Frauen beim Vögeln redeten. Seine Frau, die Frieda, konnte das besser als die junge Nachbarin. Deswegen ließ er irgendwann von der kleinen Schlampe ab und verlangte seine Geschenke zurück. Die Nachbarin zog aus und zeigte ihn an. So nahm alles seinen Lauf.

Er verbrachte noch drei Tage in seinem Haus, räumte auf, aß ordentlich. Frieda lag schön geschminkt und mit gefalteten Händen neben ihm im Bett. Selbst ihre Kopfwunde hatte er ganz gut kaschiert. Handwerklich war er recht geschickt. Er telefonierte sogar mit der erwachsenen Tochter und beruhigte sie: es ist alles in Ordnung.

Nach drei Tagen waren die Zigaretten alle. Überall roch es nach Friedas Toilettendüften, die Fritz im ganzen Haus versprüht hatte. Er lüftete noch einmal durch. Dann rief er die Polizei an. Anschließend biss er sich die Pulsadern auf.

Die Polizei gab später zu Protokoll: es sah alles so friedlich aus.

9. Oktober 2010

Gutes Tuch
Gutes Tuch
Matthias von Schramm

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